Und sie malen rosarot
Vladimir Petkovic holt Captain Stephan Lichtsteiner für die nächsten beiden Spiele in der EM-Qualifikation zurück und gibt eine Liebeserklärung an Xherdan Shaqiri ab.
![Nein, nein, auf die Tribüne musst du nicht: Vladimir Petkovic mit seinem Rückkehrer Stephan Lichtsteiner. Foto: Toto Marti (Freshfocus)](https://cdn.unitycms.io/images/9G2N6zkBKBA9AFpzpVJ8c7.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=urz-VUD2874)
Die Botschaft hält Vladimir Petkovic am Ende bereit. Sie tönt so, als würde er ein Schleifchen um rosarotes Papier binden. «Ich liebe Xherdan, und ich werde ihn immer lieben», sagt Petkovic, «als Spieler und als Mensch.»
Auf der Strasse vor dem Hotel in Luzern tummeln sich die Touristen aus Asien. Drinnen hält der Coach der Schweizer Fussballer Hof im prächtigen Zeugheersaal. Anlass dafür ist die Präsentation seines Kaders für die EM-Qualifikationsspiele nächsten Samstag in Dänemark und drei Tage darauf in Genf gegen Irland.
Petkovics Auftritt ist die Lehre aus dem letzten Zusammenzug, der mit seinen Erklärungen zum Fehlen von Xherdan Shaqiri begann und davon bis am Ende dominiert wurde. Diesmal will er alles geklärt haben, bevor er seine Spieler am Montag in Lausanne um sich versammelt. «Wir versuchen, es immer besser zu machen», sagt er.
Die Pointe mit Tami
An seiner Seite sitzt Pierluigi Tami, und es ist ein spezielles Bild, weil sich Tami vor sechs Jahren als damaliger Trainer der U-21 genauso um die Nachfolge von Ottmar Hitzfeld bewarb wie Petkovic. Er hatte im Verband seine Fürsprecher, letzten Endes wurde Petkovic gewählt – nicht einstimmig zwar, aber für ihn sprach das Argument, er könne sich als gebürtiger Bosnier besser in die Seele der vielen balkanstämmigen Spieler hineinfühlen.
Die Pointe ist, dass Tami seit drei Monaten der Direktor des Nationalteams ist und damit direkter Vorgesetzter von Petkovic. «Er ist mir eine sehr grosse Hilfe», sagt der Coach.
Seit Tami sein Chef ist, hat er die Reisediplomatie entdeckt. In den letzten zweieinhalb Wochen war er mit ihm bei Roman Bürki und an diesem Mittwoch bei Xherdan Shaqiri – und dazu mit seinem Assistenten Antonio Manicone auch bei Stephan Lichtsteiner. Heimgekommen ist er mit klaren Antworten. Allein das zeigt, dass es sich für ihn schon in der Zeit vor Tami gelohnt hätte, den einen oder anderen Spieler zu besuchen.
Bürki erklärte Anfang Jahr, dass er sich auf seinen Club Borussia Dortmund konzentrieren wolle. Er sagte es nicht so, aber die Interpretation liegt nahe: Er hat keine Lust mehr, länger hinter Yann Sommer festzustecken. «Wir wollten ihm unsere Denkweise näherbringen und ihm zeigen, dass er wichtig ist für die Nationalmannschaft», sagt Tami. Bloss hat das nichts geändert an Bürkis Haltung. Worauf die Führung der Mannschaft entschied, bis nach der EM 2020 selbst im Notfall auf Bürki zu verzichten.
Lichtsteiner stand letztmals im Frühjahr beim 2:0 in Georgien für das Nationalteam im Einsatz. Danach drückte sich Petkovic mit wenig überzeugenden Argumenten darum, den 105-fachen Internationalen für das Final Four im Juni und die Qualifikationsspiele im September aufzubieten.
Jetzt holt er ihn zurück, und er ist gut beraten gewesen, das zu tun, weil er sich sonst nur eine neue Baustelle aufgetan hätte, nachdem er jene mit Shaqiri geschlossen hat.
«Stephan ist unsere Leaderfigur», sagt Petkovic, «er wird seine Rolle haben.» Er schliesst schon einmal aus, dass er den 35-Jährigen vom FC Augsburg auf die Tribüne setzt. Das werde er nicht machen, sagt er, das wäre schlimm für beide Seiten.
Schliesslich Shaqiri von Liverpool. In diesem Fall wird eifrig mit dem rosaroten Pinsel gearbeitet, um den Konflikt zu übermalen, den es zwischen dem Star und dem Trainer gab. Alles sei gut, behaupten die beiden Parteien nun. Ihre Reaktion ist naheliegend: Keine kann ein Interesse daran haben, das Thema weiter am Köcheln zu halten. Shaqiri ist gut beraten gewesen, die Tür zum Nationalteam nicht zuzuschlagen, und Petkovic weiss, dass er seinen individuell begabtesten Spieler noch gut gebrauchen kann.
Petkovic sagt: «Xherdan hat immer zur Familie gehört. Man muss verstehen, dass, wie in einer Familie üblich, der eine oder andere Satz nicht herauskommt. Wichtig ist, dass wir in die Zukunft geschaut haben: Wie wollen wir alles besser machen?»
Gut 50 Minuten dauert der Termin mit Tami und Petkovic. Tami hat sich dabei von Italienisch auf Deutsch übersetzen lassen, weil er jüngst für seine Deutschkenntnisse kritisiert worden war. Er ist uneitel genug, um darauf so zu reagieren. Petkovic wird noch gefragt, ob ihn die Berichte über die Probleme im Nationalteam während der letzten Wochen gestört hätten. Er sagt: «Ich sehe bei uns kein Problem. Das ist die Wahrheit.»
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