Trump-Freunde unter sichUnd plötzlich ist Wrestling systemrelevant
Florida deklariert professionellen Sport als «essential business». Das freut Wrestling-Boss Vince McMahon und seine Frau Linda, die erst kürzlich für Trump spendete.
Lebensmittelläden, der öffentliche Verkehr, Spitäler – sie zählen unter anderem in der Schweiz zu den systemrelevanten Dienstleistern und dürfen deshalb trotz der Corona-Pandemie weiterarbeiten. In den meisten Ländern gibt es ähnliche Regeln. Doch was systemrelevant ist und was nicht, daran scheiden sich die Geister.
Im US-Bundesstaat Florida gilt der professionelle Sport als «essential business», also als systemrelevant. Dies hat aber keinen Einfluss auf die NHL-, NFL- oder NBA-Teams in Florida. Denn die Ligen haben den Spielbetrieb unterbrochen und alle Trainingsgelände geschlossen. Somit dürfen auch die jeweiligen Teams aus Florida nicht trainieren. Profitieren von der Systemrelevanz kann aber vor allem die Wrestling-Liga WWE und deren CEO und Trump-Freund Vince McMahon.
Mehrere, meist knapp bekleidete Männer oder Frauen liefern sich einen inszenierten Showkampf in einem Ring oder Käfig. Verlassen hie und da das Kampffeld, machen daneben weiter. Provozieren das Publikum, das laut grölend antwortet. Das ist Wrestling. Oder besser: So war es mal. Wegen der Coronakrise finden die Veranstaltungen in der leeren Trainingshalle in Orlando statt.
Gouverneur ändert seine Meinung
Dass überhaupt gekämpft wird, liegt am Gouverneur Floridas, Ron DeSantis. Dieser erklärte den professionellen Sport für systemrelevant. «Die Leute sind hungrig nach Inhalten», sagte er. Es sei wichtiger denn je, jetzt den Leuten eine Ablenkung von den harten Zeiten zu geben, ergänzte einer seiner Sprecher.
Anfangs war das nicht so. Der Sport und damit auch das Wrestling hätten pausieren müssen. Doch nach Gesprächen zwischen World Wrestling Entertainment (WWE) und DeSantis habe der Gouverneur seine Meinung geändert, berichtet Jerry Demings, Bürgermeister von Orange County, in dem auch Orlando liegt.
Doch weshalb erlaubt DeSantis Wrestling nun trotzdem? Liegt es einzig daran, dass solche Veranstaltungen «kritisch für Floridas Wirtschaft sind», wie ein Sprecher von DeSantis sagt? Oder spielen auch politische Verbindungen eine Rolle?
Vince McMahon, Mitgründer und aktueller CEO von WWE, tritt bei vielen Veranstaltungen selbst ins Rampenlicht. Er weiss, wie er Aufmerksamkeit generieren kann und benutzt dafür auch seine Verbindungen zu anderen Prominenten. So forderte er 2007 seinen Freund und Wrestling-Liebhaber Donald Trump heraus. Die beiden liessen ihre Stellvertreter kämpfen und zum Schluss durfte der jetzigen US-Präsident seinem Gegner im Ring die Haare abrasieren. Seit 2013 ist Trump zudem in der WWE Hall of Fame.
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Vor seiner politischen Karriere probierte sich Donald Trump in der Showwelt des Wrestlings. (Video: Youtube)
Auch McMahons Frau Linda, die bis 2009 Präsidentin von WWE war, hat enge Verbindungen zu Trump. Nach dessen Wahl zum US-Präsidenten ernannte er sie zur Leiterin der Bundesbehörde für KMUs. Vor gut einem Jahr trat sie vom ihrem Amt zurück, um Vorsitzende von «America First Action PAC» zu werden, einer Lobbygruppe, die für die Finanzierung von Trumps Wahlkampagne mitverantwortlich ist.
Verdächtige Spende
Diese Organisation liess am 9. April verlauten, dass sie 18,5 Millionen Dollar für Werbung zur Wiederwahl Trumps nach Florida überwiesen hat. Just an dem Tag, als DeSantis den Sport für systemrelevant erklärte.
Ron DeSantis ist seit Januar 2019 Gouverneur von Florida und gilt ebenfalls als Vertrauter Trumps. 2018 konnte er auf dessen Hilfe im Wahlkampf zählen. «Er wird ein grossartiger Gouverneur und hat meine volle Unterstützung», liess Trump damals auf Twitter verlauten. Während des Wahlkampfes konnte DeSantis kein Thema nennen, bei dem er eine andere Meinung hatte als der Präsident. Dass er dem Wort aus dem Weissen Haus folgt, zeigte DeSantis auch in der Coronakrise. Trotz fast 7000 Infektionen in Florida verzichtete er lange auf Massnahmen, da «die Task Force es mir nicht empfohlen hat».
Ob es einen Zusammenhang zwischen der Spende von McMahon, DeSantis' Nähe zu Trump und der Systemrelevanz des Sports besteht, dazu wollte sich der Gouverneur Floridas gegenüber US-Medien nicht äussern.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Wrestling ganz normal weitermacht, während der Rest der Welt, oder zumindest der USA, stillsteht. 2001 fand nur zwei Tage nach den Anschlägen vom 11. September bereits wieder eine WWE-Show statt. Damit wollte McMahon ein Zeichen senden: «Wir werden unser Leben nicht in Angst leben», verkündete er in seiner Ansprache.
Bereits damals war die Wrestling-Show eine Ablenkung von der harschen Realität. Und genau als solche sieht sich die WWE im Moment: «Es ist wichtig, den Leuten eine Ablenkung von diesen harten Zeiten zu geben», schrieb sie in einem Statement. Und die Leute scheinen dieser nicht abgeneigt zu sein. Denn die Einschaltquoten der letzten beiden Austragungen waren etwa so wie immer.
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