Netflix-Serie «Bridgerton»Und die Queen ist Schwarz
Die grandiose Drehbuchautorin Shonda Rhimes erzählt – extrem modern – vom Leben der Haute Volée im London des frühen 19. Jahrhunderts. Intrigen und Turmfrisuren sind gesetzt.
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Im feinen London des frühen 19. Jahrhunderts, zur Regency-Zeit, beginnt die Ballsaison, und die Töchter der Familien Bridgerton und Featherington sollen in die Gesellschaft eingeführt werden. Was nichts anderes bedeutet, als dass man sie unter die Haube bringen will. Also werden Ballkleider in feinsten Stoffen ausgesucht, Korsette geschnürt, der teure Familienschmuck angelegt – und dann bitte: Haltung, und immer schön lächeln.
Jeder Ball ist schliesslich eine Zusammenkunft, bei der sich Werber und Umworbene treffen, Beobachter, Tuschler und Gaffer. Was wiederum nichts anderes bedeutet, als dass sich hinter den feinen Roben und befiederten Turmfrisuren List, Liaisons und Intrigen verbergen.
Dass die auch zuverlässig ans Licht kommen, dafür sorgt die anonyme Lady Whistledown, die aus dem Off kommentiert – im englischen Original mit der Stimme von Julie Andrews. Whistledowns regelmässig erscheinendes Gesellschaftsheft kommentiert jeden Skandal schamlos, ihre wahre Identität bleibt den feinen Damen und Herren und lange Zeit auch dem Zuschauer verborgen.
«Bridgerton», die opulente Netflix-Kostümserie basierend auf den Romanen von Julia Quinn, ist also eine Mischung aus «Stolz und Vorurteil» und «Gossip Girl». Und doch viel mehr als das.
Dass sie modern und zeitgemäss wirkt, liegt vor allem an Shonda Rhimes. Die Drehbuchautorin, verantwortlich für «Grey’s Anatomy», «How to Get Away with Murder» und «Scandal», hat mit ihrer Produktionsfirma Shondaland 2017 zu Netflix gewechselt.
«Bridgerton» ist die erste fertige Serie aus dem Deal. Sie ist spannend und hat viele der Plot-Twists, für die Rhimes berühmt ist. Vor allem aber verhandelt sie erneut aktuelle politische Debatten: Die britische Queen in «Bridgerton» etwa ist Schwarz.
Historischer Kitsch mit Parallelen zu heute
«Wir waren zwei verschiedene Gesellschaften, die nach Hautfarbe getrennt waren, bis sich ein König in eine von uns verliebte», sagt die mit Adjoa Andoh ebenfalls Schwarz besetzte Lady Danbury. Wirkliche Gleichberechtigung für alle bedeutet das noch lange nicht: Ein Maler muss seine Homosexualität vertuschen, Eloise Bridgerton hadert mit den gesellschaftlichen Konventionen für Frauen.
Kitsch, der auffallend viele Parallelen zur Jetztzeit hat – nicht nur wegen der Musik von Ariana Grande und Billie Eilish.
Allein die enervierende und zeitweise ziemlich lang gezogene Suche von Daphne Bridgerton (Phoebe Dynevor) nach einem Ehemann zeigt, wie sehr das Ansehen von Frauen damals von ihrem Familienstand abhing und wie wenig sie vor der Ehe über Sex wussten – was in einigen Episoden auch noch eine Portion «Shades of Grey» ermöglicht.
Was zusammen mit der opulenten Ausstattung, den hohen Frisuren und einer bonbonfarbenen Kulisse wie aus Zuckerwatte wiederum enormen Kitsch ergibt. Kitsch aber, der auffallend viele Parallelen zur Jetztzeit hat – nicht nur wegen der Musik von Ariana Grande und Billie Eilish.
Im Grunde geht es, worum es doch fast immer geht: das urmenschliche Gefühl, geliebt zu werden. Und um Geheimnisse. Natürlich. Keine Sorge also, wer durchhält, wird auch noch erfahren, wer sich hinter dem Pseudonym Lady Whistledown verbirgt.
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