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Wahlen in Spanien
Warum gerade alle über Vox reden

Der Chef der konservativen Partei Partido Popular (PP), Alberto Núñez Feijóo.
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Ob er immer noch optimistisch in diesen Wahltag gehe, wollte Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez am Sonntagmorgen bei seiner Stimmabgabe in Madrid nicht sagen. Er sei «guter Dinge», sagte Sánchez und rief die Wähler zu einer «historischen» Wahlbeteiligung auf. Es sei ein wichtiger Tag nicht nur für Spanien, sondern auch für Europa und die Welt.

Wer wollte, konnte darin eine Anspielung erkennen auf den Rechtsruck, den Beobachter in Spanien, aber auch auf europäischer Ebene für das Land erwarteten. Laut den jüngsten Umfragen vor der Wahl konnte Sánchez nicht auf eine Wiederwahl hoffen. Sowohl die Umfrage der Mediengruppe Mediaset als auch die des staatlichen Radio- und Fernsehsenders RTVE, die beide erst nach Schliessung der Wahllokale am Sonntagabend veröffentlicht wurden, sahen die Konservativen vorne. Am wahrscheinlichsten war den Umfragen zufolge eine Koalition aus dem konservativen Partido Popular (PP) und der rechtsextremen Vox als Szenario für eine mögliche Regierungsbildung.

Ministerpräsident Pedro Sánchez.

Doch ob PP-Chef Alberto Núñez Feijóo zu einem solchen Bündnis wirklich bereit wäre, war am Wahltag selbst noch eine offene Frage. Feijóo äusserte sich bei seiner Stimmgabe in Madrid nur so: Egal, wie es ausgehe, er werde weiterhin für sein Land arbeiten. Jenseits der beiden Männer, die sich um das Amt des spanischen Ministerpräsidenten beworben hatten, richteten sich die Augen an diesem Wahlsonntag daher auf die rechtsextreme Partei, die mit dem linken Parteienbündnis Sumar um den dritten Platz konkurrierte.

Hinweise aus den Regionen

Vox, die Partei von Santiago Abascal, mag gemessen an den Wählerstimmen nicht der Sieger dieser Wahl sein. Der Sieger in Sachen Aufmerksamkeit ist die Partei, die sich vor bald zehn Jahren als Abspaltung des konservativen Partido Popular gebildet hat, aber allemal. Viel war in den vergangenen Wochen die Rede vom Rechtsruck in Spanien. Und das, obwohl zu erwarten war, dass Vox deutlich geschwächt aus dieser Wahl gehen würde. 52 Sitze hatten die Ultrarechten 2019 geholt, künftig dürften es deutlich weniger sein.

Santiago Abascal von der Vox-Partei.

Im Vorfeld der Wahl war dennoch überall die Rede vom Rechtsruck, weil Vox nach dieser Wahl eben erstmals auf nationaler Ebene in Regierungsverantwortung kommen könnte. PP-Chef Feijóo wird entscheiden müssen, ob er künftig einen rechtsextremen Vizepräsidenten neben sich haben möchte. Eine Brandmauer nach rechts, wie sie in Deutschland gegenüber der AfD existiert, gibt es in Spanien nicht. Es gab sie nie, die Transición, der Übergang von der Franco-Diktatur in die Demokratie, sollte sanft verlaufen und allen politischen Kräften Einfluss sichern. So ist auch zu erklären, warum in Spanien nach wie vor eine Francisco-Franco-Stiftung an Leben und Werk des Diktators erinnert.

Feijóo würde, wenn er nach der Wahl mit Vox Gespräche über eine Koalition aufnimmt, aus Sicht vieler Spanier also kein Sakrileg begehen. Für andere, vor allem für viele Frauen und Minderheiten, brächte eine Regierungsbeteiligung von Vox die Gefahr mit sich, dass ihre Rechte und ihre Sichtbarkeit in der spanischen Gesellschaft künftig eingeschränkt würden. Spanien war lange Vorreiter in Sachen Frauen- und LGBT-Rechte in Europa. Diese Zeit könnte nun vorbei sein. Hinweise darauf gibt es in jenen spanischen Regionen, in denen Vox und PP bereits zusammen regieren.