Ungewöhnliches Lauf-ProjektSie isst Tacos, trinkt Guinness und läuft in 6 Tagen 21 Marathons
Camille Herron hat in Kalifornien gleich mehrere Rekorde gebrochen. Einige werden offiziell nicht anerkannt. Dank einer Yoga-Marke erfährt die Welt dennoch davon.

Am 6. März trafen sich zehn Frauen in Kalifornien beim Lake Cahuilla. Zwei Sachen hatten sie gemeinsam: Erstens wollten sie auf einer vier Kilometer langen Rundstrecke während sechs Tagen so weit wie möglich laufen; zweitens steckten sie alle in den Kleidern eines Sponsors, der sich weniger mit Laufkleidern als vielmehr in der westlichen Yoga-Szene einen Namen gemacht hat.
Die Ausgangslage hätte unterschiedlicher nicht sein können. Der Sponsor hatte die zehn Frauen so ausgewählt, dass die Gruppe alle und jede ansprechen würde. Ein Model war dabei, eine Wellness-Coachin, eine Unternehmerin, eine trägt den schwarzen Judo-Gürtel, eine andere kann Jiu-Jitsu und sagte noch 2022: «Laufen ist nichts für mich.» Die Frauen kommen aus allen Weltwinkeln und reisten mit unterschiedlichsten körperlichen Voraussetzungen an.
An der Spitze der Gruppe stand Camille Herron, ein Star des Ultrarunnings, dieser Disziplin, die alle Laufdistanzen länger als ein Marathon vereint. Die 42-jährige Amerikanerin hält mehrere Weltrekorde: Keine Frau ist die 50 Meilen schneller gelaufen, keine lief in 24 Stunden weiter, die Liste ist fast beliebig lang. Und Herron hat es 2012 als Spiderwoman verkleidet ins «Guinnessbuch der Rekorde» geschafft: als schnellste Frau, die in einem Superheldinnen-Kostüm einen Marathon lief (2:48:51 Stunden).
Apropos Guinness: Während der sechs Tage am Lake Cahuilla nahm Herron allerlei zu sich. Am ersten Tag, so schreibt es der englische «Guardian», trank sie eine Cola und lief 214 Kilometer; am zweiten Tag ass sie Tacos und lief 181 Kilometer. Sie trank alkoholfreies Guinness aus der Dose und schlief in einem Zelt in Dinosaurier-Bettwäsche. «Laufen, essen, trinken, schlafen, wiederholen», schrieb Herron in einem der vielen Social-Media-Posts rund um diesen Event.
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Diese Präsenz freut jenen Sponsor besonders, der den ganzen Anlass organisierte. Er selbst hämmerte kräftig auf die Marketingtrommel, laut und amerikanisch und pathetisch. «The future of women’s running is here», lautete einer der Slogans. Und Herron durfte in einem Videointerview sagen: «Ich bin eine Wettkämpferin. Ich bin eine Löwin. Ich will dich fressen.»
Gut gebrüllt – und dann frass sie einen Rekord nach dem anderen. Je nach Social-Media-Post waren es elf oder zwölf oder dreizehn. Am letzten Tag, oder vielmehr mitten in der Nacht um 3.30 Uhr, brach sie den 6-Tage-Rekord. Die Neuseeländerin Sandra Barwick hatte diesen 1990 aufgestellt: 884 Kilometer. 34 Jahre später lief Herron 901 Kilometer. Das sind 21 Marathons, 3,5 pro Tag.
Herrons Problem ist, dass die International Association of Ultrarunners, die zum Leichtathletik-Weltverband gehört, am 1. Januar 2022 die Regeln geändert hat: Für Rennen, die länger als 48 Stunden dauern, vergibt sie keine Weltrekorde mehr. Als Herron davon erfuhr, sagte sie: «Das ergibt keinen Sinn. Sie haben gerade meine Ziele für das nächste Jahrzehnt gestrichen.»
Offiziell hat Herron den 6-Tage-Weltrekord am Lake Cahuilla also nicht überboten. Dank eines lauten Sponsors erfährt die Welt trotzdem von ihrer Leistung.
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