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Ukrainische Sommeroffensive
Russland hat ein Problem mit den Krim-Brücken

Anscheinend nur geringe Schäden: Moskau hat dieses Bild der Tschonhar-Brücke nach dem ukrainischen Angriff veröffentlicht. 
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Die Ukraine intensiviert ihre Angriffe, um die russisch besetzte Halbinsel Krim zu isolieren und die Versorgung russischer Einheiten zu erschweren. So griff die Ukraine am Sonntag zum zweiten Mal innerhalb einer Woche die Tschonhar-Brücke an, die im Nordosten der Krim den Übergang zum ebenfalls von Moskau besetzten ukrainischen Festland bildet.

Andere Angriffe richteten sich weiter nordöstlich gegen die Henitschesk-Brücke. Beide Brücken sind Teil der Hauptverkehrsader M18, einer von nur zwei von der Krim aufs ukrainische Festland führenden Hauptstrassen. Die russischen Besatzungsbehörden leiteten den Autoverkehr im Nordwesten der Krim über eine von dort aufs Festland führende Brücke bei der Stadt Armjansk um, die Teil der einzigen anderen Hauptverkehrsader M17 ist.

Sowohl ukrainische wie russische Offizielle bestätigten, dass die Ukraine die zwei Schlüsselautobrücken Tschonhar und Henitschesk angegriffen haben – den Russen zufolge mit britisch-französischen Storm-Shadow-Raketen, die eine Reichweite von rund 250 Kilometern haben. Sergei Aksjonow, Leiter der Besatzungsverwaltung der Krim, schrieb, nur eine Rakete habe die über die Tschonhar-Brücke führende Strasse beschädigt.

Bisher nur wenige Kilometer vorangekommen

Aksjonow veröffentlichte Fotos, die vergleichsweise kleine Löcher zeigen; unklar ist, ob diese Fotos tatsächlich die echten Schäden zeigen. Bereits am 29. Juli griffen die Ukrainer den Eisenbahnbrückenteil der Tschonhar-Brücke an – die Schäden waren so gross, dass dem Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington zufolge unklar ist, ob Russland sie schon reparieren konnte.

Gross sind laut dem russischen Besatzungsbeamten Wladimir Saldo die durch drei ukrainische Raketen entstandenen Schäden an der Brücke über die Henitschesk-Enge. Lokale Blogger veröffentlichten Fotos, die eine massiv zerstörte, durchhängende Brücke zeigen.

Die Henitschesk-Brücke zwischen der Krim und der Oblast Cherson wurde von ukrainischen Raketen schwer getroffen. 

Das ISW schätzt, dass die Umleitung über die einzige noch vollständig funktionierende Verbindung von der Krim in den von Russen noch besetzten Teil der Region Cherson zu Staus und Verzögerungen führen könnte, wenn Moskau von der Krim aus Soldaten, Benzin und Material nach Cherson oder in ebenfalls noch besetzte Teile der Regionen Saporischschja oder Donezk bringen will.

Für die ukrainische Sommeroffensive ist es das zentrale Ziel, das russische Militär hier zurückzudrängen und eine Versorgungslinie zu durchschneiden, die nordöstlich der Krim über die Städte Berdjansk und Mariupol nach Russland führt. Allerdings sind die ukrainischen Einheiten auf ihrem bis zu rund 100 Kilometer langen Weg bisher nur wenige Kilometer vorangekommen. Militärgeheimdienstchef Kirilo Budanow zufolge kommen ukrainische Angriffe im Osten der Ukraine bei Bachmut schneller voran als in der Südukraine: Dort hätten die Russen Zeit gehabt, um etwa voll ausgestattete, mit Beton verstärkte Verteidigungspunkte zu errichten, sagte Budanow dem bulgarischen Fernsehen.

Russen bombardieren ukrainischen Militärflughafen

Russland verstärkt seinerseits seine Angriffe in der Ukraine. Einer Kiewer Bilanz zufolge haben seit Beginn der russischen Invasion Hunderte, wenn nicht Tausende russischer Raketen, Marschflugkörper und Drohnen ukrainische Ziele getroffen.

Russische und ukrainische Militärsprecher bestätigten etwa, dass Moskau den zwischen Kiew und Lwiw liegenden ukrainischen Militärflughafen Starokonstantiniw in der Region Chmelnitzki bombardiert habe – nicht zum ersten Mal. Schon am 29. Mai traf Moskau diesen Militärflughafen und setzte damals fünf ukrainische Kampflugzeuge ausser Gefecht, wie der regionale Militärgouverneur damals in seltener Offenheit zugab.

Marschflugkörper richten verheerende Schäden an

Die in Starokonstantiniw stationierten Jagdflieger werden zum Abschuss der von England erstmals im Mai gelieferten Storm-Shadow-Raketen auf russische Ziele eingesetzt und spielen eine wichtige Rolle bei der Zerstörung russischer Munitionslager, Kommandopunkte und Kasernen. Juri Ihnat, Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, bestätigte, dass Russland das Flugfeld wieder angegriffen habe – zu Schäden machte er keine Angaben.

Der Luftwaffensprecher zog zum «Tag der Luftwaffe» am 6. August Zwischenbilanz: Ihnat zufolge hat die ukrainische Luftabwehr seit dem russischen Überfall 3500 Ziele in der Luft zerstört, darunter 350 russische Flugzeuge und Helikopter, 1200 Marschflugkörper und 24 Raketen.

Freilich richten auch die durch die Luftabwehr kommenden russischen Marschflugkörper verheerende Schäden an. Ihnat zufolge fängt die Luftabwehr nur «70 bis 80 Prozent der Raketen ab. Die Situation bei Drohnen ist ähnlich.» Allein am 6. August etwa schoss Moskau dem ukrainischen Generalstab zufolge sechs Kalibr-Raketen, 20 Kh-101- und Kh-555-Marschflugkörper und 27 iranische Shaheed-Drohnen ab – den Ukrainern zufolge zerstörten sie an diesem Tag zwar alle Drohnen, fünf der Raketen, doch nur 13 von 20 Marschflugkörpern. Abwehrsysteme wie das US-System Patriot oder das deutsche Iris-T-System sind Präsident Selenski zufolge «hoch effektiv», decken aber nur einen kleinen Teil der Ukraine ab.