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Ukraine-Demo in Bern
«Man kann nicht neutral sein gegenüber einem Aggressor»

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Gelb und Blau waren am Samstagnachmittag die dominierenden Farben in der Stadt Bern. Einige Hundert Ukrainerinnen und Ukrainer, die im Zuge der russischen Invasion in die Schweiz flüchten mussten, zogen friedlich durch die Stadt und versammelten sich kurz nach 15 Uhr auf dem Bundesplatz. Dort zeigten sich auch viele Schweizerinnen und Schweizer solidarisch mit der kriegsgebeutelten Bevölkerung des osteuropäischen Landes. Gemäss ersten Schätzungen nahmen etwas über tausend Menschen an der Kundgebung teil.

Genau zwei Jahre ist es her, als russische Truppen am 24. Februar 2022 mit einer Grossoffensive versuchten, das Nachbarland zu stürmen und die Regierung in Kiew zu stürzen. Der Versuch scheiterte zwar bereits nach wenigen Wochen. Allerdings setzt Russland seine Kriegsbemühungen bis heute unbeirrt fort. Täglich schlagen in der Ukraine Bomben ein, Tausende Menschen haben in der Zwischenzeit ihr Leben verloren.

Personen anlaesslich einer Kundgebung gegen den Krieg in der Ukraine, am Samstag, 24. Februar 2024, in Bern. Der Russische Angriffskrieg in der Ukraine dauert nun bereits zwei Jahre. (KEYSTONE/ Peter Schneider).

Seine Eltern, die in einem Vorort von Kiew wohnen würden, könnten mittlerweile anhand des Geräuschs der vorbeifliegenden russischen Geschosse sagen, ob es sich um Drohnen, Marschflugkörper oder Artilleriefeuer handle, sagte Sasha Volkov vom Ukrainischen Verein Schweiz, welcher die Demo organisierte. Der Kriegsalltag, in dem das Land gefangen ist, ist mittlerweile zermürbend. Teile des Landes aufzugeben, kommt für die Bevölkerung aber nicht infrage, denn damit würde die russische Aggression belohnt werden.

«Hort von Oligarchen»

Neben Volkov sprach auch die ukrainische Botschafterin Irina Wenediktowa. Beide dankten der Schweiz für ihre humanitäre Hilfe. Je länger der Krieg andauere, desto mehr Unterstützung sei auch nötig, so Wenediktowa. Das sieht auch SP-Nationalrat Jon Pult so. Die Ukraine brauche die Solidarität der Schweiz mehr denn je, sagt er. «Wir können uns nicht vorstellen, was sie durchmachen müssen», so Pult zu den vielen Ukrainerinnen und Ukrainern auf dem Bundesplatz. «Aber wir können und wollen zuhören.»

Neben Pult sprachen auch Balthasar Glättli (Grüne), Beat Flach (GLP), Reto Nause (Mitte) und Christa Markwalder (FDP) an der Demo. Von den grossen Schweizer Parteien blieb einzig die SVP der Kundgebung fern. An deren Adresse setzte Beat Flach einen kleinen Seitenhieb ab. «Man kann nicht neutral sein gegenüber einem Aggressor, der einen anderen Staat überfällt», so Flach.

Die Demonstrantinnen und Demonstranten fordern von der Schweizer Politik, dass sie die Ukraine weiterhin humanitär unterstützt sowie beim dereinstigen Wiederaufbau hilft. Auch die konsequente Umsetzung der Sanktionen gegen Russland wird gefordert.  Die Schweiz stehe hier in einer besonderen Verantwortung, so Balthasar Glättli, Präsident der Grünen Partei. Sie habe sich in der Vergangenheit zum «Hort von Oligarchen» und zur «Drehscheibe von russischem Öl» gemacht. Glättli fordert den Bundesrat zu mehr Engagement beim Einfrieren russischer Vermögen auf.

Weiter erhoffen sich die Ukrainerinnen und Ukrainer von der Schweiz, dass sie einen aktiven Beitrag zur zukünftigen Friedensformel für die Ukraine leisten und sich für die Rückkehr deportierter ukrainischer Kinder, ziviler Geiseln und Kriegsgefangener einsetzen kann. Gemäss den neusten Zahlen des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat die Schweiz die Ukraine in den letzten drei Jahren mit rund drei Milliarden Franken unterstützt. Derzeit leben rund 65’000 Ukrainerinnen und Ukrainer als Geflüchtete mit dem sogenannten Schutzstatus S in der Schweiz.