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Ukraine-Blog: Fotos, Fakes und Fragen
Ukrainische Kinder müssen in unter­irdische Schul­zimmer

Ukrainian children starts school year in metro station in Kharkiv - 04 Sept 2023 Teachers are seen a class in a classroom at the metro station. Some Ukrainian children find themselves starting the school year on 4th Sept in a metro station in Kharkiv, the second largest city in Ukraine. As the eastern city has a close proximity to the Russian border, official fear schools can be an easy target. Official built 60 classrooms in 5 metro stations in Kharkiv, allowing more than 1,000 children to go back to school. Kharkiv Ukraine NOxUSExINxGERMANY PUBLICATIONxINxALGxARGxAUTxBRNxBRAxCANxCHIxCHNxCOLxECUxEGYxGRExINDxIRIxIRQxISRxJORxKUWxLIBxLBAxMLTxMEXxMARxOMAxPERxQATxKSAxSUIxSYRxTUNxTURxUAExUKxVENxYEMxONLY Copyright: xSOPAxImagesx Editorial use only sipausa_48157317
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In der ganzen Ukraine hat im September die Schule wieder begonnen. Doch der Besuch des Unterrichts birgt für die Kinder bei den andauernden russischen Attacken grosse Risiken: Laut den ukrainischen Behörden wurden seit Ausbruch des Krieges mindestens 360 Bildungsinstitutionen vollständig zerstört und mehr als 3000 beschädigt. «In der Ukraine gehen die Angriffe auf Schulen unvermindert weiter, was dazu führt, dass Kinder in grosser Not sind und keinen sicheren Ort zum Lernen haben», kommt ein neuer Bericht von Unicef zum Schluss.

Nur rund ein Drittel der Schülerinnen und Schüler in der Ukraine können im neuen Schuljahr laut Unicef vollständig vor Ort unterrichtet werden. Der Rest lernt in einem gemischten Ansatz aus Präsenz- und Onlineunterricht oder vollständig online per Fernunterricht. Welches Modell von den lokalen Behörden gewählt wird, hängt von der Gefahrenlage vor Ort ab.

Unterricht in Metrostationen

In Charkiw – etwa 40 Kilometer von der Front entfernt – fand der Unterricht seit Ausbruch des Krieges fast ausschliesslich online statt. Im neuen Schuljahr haben die Kinder nun erstmals die Chance, teilweise in den Unterricht vor Ort zurückzukehren. Unterrichtet wird jedoch nicht in Schulen, sondern in Metrostationen: Die Stadt hat nach eigenen Angaben 60 unterirdische Klassenzimmer gebaut, um über 1000 Schülern und Schülerinnen einen sicheren Ort zum Lernen zu bieten.

Damit möchte man den Kindern nach bald zweijährigem Fernunterricht ein Stück Normalität bieten: «Kinder haben nicht die Möglichkeit, in ihren normalen Schulen zu lernen. Sie müssen sozialisiert werden», sagte Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow gegenüber der US-amerikanischen Zeitung «The Washington Post».

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Bilder und Videos vom ersten Schultag zeigen Eltern, die ihre Kinder in die unterirdischen Klassenzimmer begleiten. Wo normalerweise Pendler auf die U-Bahn warten, stehen nun kleine Pulte mit Stühlen. Die kargen Wände sind geschmückt mit Kinderzeichnungen und den Zahlen von eins bis zehn. «Nach zwei Jahren Onlineunterricht ist es sehr schön, hierherzukommen und die Augen der Menschen zu sehen. Es ist viel einfacher, so zu lernen», sagt Schüler Yegor gegenüber dem Portal «Euronews».

Auch in Kiew kehren im neuen Schuljahr viele Schüler und Schülerinnen zumindest teilweise in den Unterricht vor Ort zurück. Dies nicht ohne Risiken: Bricht der Luftalarm aus, müssen die Lehrer den Unterricht abbrechen und sich gemeinsam mit den Kindern in den nächsten Luftschutzkeller begeben. Kateryna Pylypenkos Sohn tritt seinen ersten Schultag in Kiew mit zwei Rucksäcken an, wie sie gegenüber dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN sagt: mit einem für die Schulsachen und einem für den Luftschutzkeller.

«Die Tasche für den Schutzraum wird im Klassenzimmer aufbewahrt. Uns wurde gesagt, dass sie Wasser, ein Spielzeug und etwas zu essen enthalten sollte, während sie im Bunker auf das Ende des Luftangriffsalarms warten», so Pylypenko gegenüber CNN.

In den besetzten Gebieten besteht die ständige Gefahr, dass Kinder nach Russland deportiert werden.

Besonders gefährlich ist der Unterricht für ukrainische Kinder in den von Russland besetzten Gebieten. Die dortigen Besatzungsbehörden versuchen laut dem in Washington ansässigen Institut für Kriegsstudien (ISW), mit Drohungen die soziale Integration der Gebiete voranzutreiben. «Das Bildungssystem bleibt ein Hauptziel», geht aus einem neuen Bericht hervor.

Eltern, die sich weigern, ihre Kinder auf russische Schulen in den besetzten Gebieten zu schicken, müssen gemäss dem ISW «mit Geldstrafen, dem Entzug ihrer elterlichen Rechte, der Beschlagnahmung ihres Eigentums und polizeilichen Eingriffen rechnen».

Zudem besteht die ständige Gefahr, dass Kinder gewaltsam nach Russland deportiert werden. Erst Mitte September erklärte die Besatzungsverwaltung von Cherson, dass 17 ukrainische Schulkinder im Alter von 9 bis 17 Jahren im Rahmen des «gesamtrussischen Kultur- und Bildungsaustauschprogramms Culture Map 4+85» nach Moskau gebracht worden seien. Russischen Berichten zufolge planen die Behörden, bis Ende 2023 Tausende einheimische Kinder in ähnliche Programme nach Sankt Petersburg und Moskau zu schicken.

Bildungsniveau sinkt drastisch

Die Lage für die Schulkinder im gesamten Land ist prekär. Laut dem kürzlich veröffentlichten Unicef-Bericht zeigen Kinder in der gesamten Ukraine Anzeichen für einen «weitverbreiteten Lernverlust», einschliesslich einer «Verschlechterung der Lernergebnisse in der ukrainischen Sprache, im Lesen und in der Mathematik».

Die Kinder haben laut Unicef in der Ukraine nicht nur Schwierigkeiten, «in ihrer Bildung voranzukommen», «sondern auch das zu behalten, was sie gelernt haben, als ihre Schulen noch voll funktionierten».