Uetikon schreibt seine Geschichte fort
Die letzte Uetiker Dorfchronik datiert aus dem Jahr 1983. Dies soll sich im Verlauf der nächsten drei Jahre ändern. Für 2020 ist die Herausgabe der Fortsetzung geplant. Mit einem Workshop hat nun eine Gruppe engagierter Uetiker das Grossprojekt in Angriff genommen.
In der Regel kümmern sich Historiker um die Aufarbeitung der Gemeindegeschichte. Nicht so in Uetikon: Dort sollen während der nächsten drei Jahre angeregte Bürgerinnen und Bürger an der Fortsetzung der Dorfchronik mitwirken – als Autoren, Zeitzeugen oder Datenlieferanten. Der Auftakt zu diesem Projekt machte ein Workshop am Samstagvormittag im Schulhaus Mitte. 20 Personen fanden sich ein, um Ideen zu sammeln und ihre unterschiedlichen Interessen einzubringen und Fragen zu diskutieren.
Über welche Themen muss berichtet werden? Wo gibt es Lücken in der Geschichtsschreibung der letzten vier Jahrzehnte? Wie stellt man die Ortsgeschichte in einer modernen Form dar? Initiator ist der pensionierte Lehrer und Journalist Hans Ulmer. Der 84-Jährige hatte seine Idee schon 2013 dem Gemeinderat präsentierte. Im Sommer letzten Jahres gab der Gemeinderat grünes Licht. Daraufhin bildete sich eine sechsköpfige Redaktion, in der unter anderen Gemeindepräsident Urs Mettler (parteilos), Armin Pfenninger, Präsident und Leiter des Ortsmuseums, und Hansruedi Christen, Mitinitiator der Plattform «Kultur im Dorf» Einsitz nehmen. Urs Mettler betonte, dass es um eine neue Visitenkarte für Uetikon gehe.
Viele Gedankenkanstösse
Der Gedanke, dass daran die Bürgerinnen und Bürger mitwirken können, ist nicht neu. Auch bei der Neugestaltung des Areals der ehemaligen Chemiefabrik am See will der Gemeinderat zusammen mit der Bevölkerung Ideen entwickeln und später einen Gestaltungsplan erarbeiten.
An Gedankenanstössen mangelte es den Workshop-Teilnehmenden nicht. «Als ich in den 80er-Jahren nach Uetikon kam, war es noch ein Bauernkaff», sagte ein Teilnehmer. Dieser Wandel sei für ihn ein zentraler Aspekt. Andere Themen, die sich herauskristallisierten waren, die Geschichte der Stiftung Haus Wäckerling, die Rolle von regionalen Zweckverbänden wie Feuerwehr und Spital, Veränderungen in Uetikons Gastronomie und Politlandschaft, die Geschichte der Industrie mit Fokus auf die Firma Kipper-Wirz, der Bau neuer Schulanlagen und des Eisparks.
Die wichtigste Quelle ist das Ortsmuseum mit über 6000 Einträgen im eigenen Archiv. Zudem können Vereine allerlei historisches Material beisteuern. «Uetikon verfügt noch immer über ein vitales Vereinsleben, was uns in der Datensammlung sicherlich entgegenkommt», sagte Projektleiter Hans Ulmer.
Ein umstrittener Punkt ist die Firmengeschichte der Uetiker Chemie (siehe Kasten). Rolf Käppeli monierte, dass diese vor allem die schöne Seite zeige, die negativen jedoch kaum beleuchte. Ein anderer Teilnehmer entgegnete, dass das soziale Engagement der Besitzerfamilie Schnorf im Buch unbedingt erwähnt werden müsse. Über Stiftungen hatten sich die ehemaligen Fabrikherren am Bau des ersten Gemeindehauses sowie der Schulhäuser Weissenrain und Kirchbüel beteiligt.
Eigenes Buch zum Jubiläum
Die Chemie Uetikon wird anlässlich ihres 200-jährigen Bestehens im Jahr 2018 ein eigenes Buch zur Firmengeschichte herausgeben. Dafür hat sie ihr gesamtes Archiv im vergangenen Jahr von Fachleuten inventarisieren lassen. Spezialisten begleiten auch das Projekt Dorfchronik.
Der Historiker Franco Romano soll die Wissenschaftlichkeit der zusammengetragenen Daten prüfen. Für die visuelle Darstellung zeichnet der in Uetikon wohnhafte Kunsthistoriker Thomas Kain verantwortlich. Die Grundzüge der neuen Dorfchronik zeichnen sich bereits ab. Derzeit ist die Rede von einem Buch im A3-Format mit rund 300 Seiten in einer Auflage von 5000 Exemplaren.
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