Überzeugender AuftaktDie nächste Generation glänzt und schiesst die Schweiz zum Sieg
Nachdem es zuletzt wenig Tore und viel Gegentore gegeben hat, gewinnen die Schweizer Fussballerinnen mit der neuen Nationaltrainerin Pia Sundhage deutlich gegen Polen.

Sie sind 17, 17, 20 und 21. Sie kommen auf keine zehn Länderspiele – zusammengezählt. Aber sie sind es, die an diesem Freitagabend für die schönen Momente im Schweizer Spiel sorgen: Sydney Schertenleib, Noemi Ivelj, Alayah Pilgrim und Aurélie Csillag. Die Zukunft im Schweizer Fussball der Frauen, sie beginnt genau jetzt.
Das Schweizer Nationalteam braucht dringend einen Umbruch. Schliesslich dauert es keine eineinhalb Jahre mehr bis zur EM im eigenen Land. Die Galionsfigur dieses Unterfangens heisst Pia Sundhage, eine Frau mit grosser Geschichte im Weltfussball.
Sundhage hat dafür gleich 28 Spielerinnen für ein Trainingslager in Marbella aufgeboten, und nur schon ihre erste Formation ist eben ein Zeichen für diese neue Ära. Schertenleib, Pilgrim und Csillag spielen von Beginn an, Ivelj wird eingewechselt. Die routinierten Ramona Bachmann, Ana-Maria Crnogorcevic, Noelle Maritz und Luana Bühler geben Sicherheit.
4:1 gewinnt die Schweiz das erste von zwei Testspielen gegen Polen, das zweite folgt am Dienstag. Bachmann spricht nach der Partie von einer Erleichterung und einem Resultat, das guttue. Gerade das zweite Halbjahr 2023 war teilweise miserabel. In den neun Spielen vor diesem Freitag trafen die Schweizerinnen insgesamt dreimal, demgegenüber stehen 22 Gegentore. Jetzt gelingt ihnen in Marbella ein beruhigender Start ins Länderspieljahr.
Die Schweiz geht durch ein Eigentor der Polinnen früh in Führung, Schertenleib hat ihre Füsse im Spiel, indem sie den Ball nach einem feinen Angriff überhaupt erst in die Mitte bringt. Das 2:0 schiesst Pilgrim mittels Abstauber, Csillag scheiterte zuvor an der polnischen Torhüterin Katarzyna Kiedrzynek.
Herzog hält, Lehmann trifft
Obwohl die Offensive an diesem Abend gut funktioniert, sind Sundhages Schweizerinnen alles andere als souverän. Sie sind phasenweise gut und phasenweise schlecht, ein Mittelmass finden sie nie. Ihre Passquote ist tief, sie leisten sich haarsträubende Fehlzuspiele. Mit Captain Lia Wälti fehlt eine ordnende Hand im Mittelfeld.
Diese Ambivalenz zeigt sich auch in einzelnen Auftritten. Meriame Terchoun zum Beispiel leitet einige Angriffe schön ein, darunter jenen, der zum 2:0 führt, könnte aber auch nach 15 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz fliegen. Die Situation, in der Terchoun um eine zweite Gelbe Karte herumkommt, spielt sich im Schweizer Strafraum ab. Den schwach getretenen Penalty hält Goalie Elvira Herzog.
Herzog ist es dann allerdings auch, die einen Flankenball nach vorne abprallen lässt und den Polinnen so das Anschlusstor ermöglicht. Es spricht für die Schweizerinnen, dass sie es danach gar nicht erst zulassen, dass es noch einmal spannend wird. Erst erzielt Ivelj das 3:1, es ist ihr erstes Länderspieltor, dann trifft auch noch die eingewechselte Alisha Lehmann.
Auch ihr wird das Selbstvertrauen geben, sie schoss zuletzt vor zwei Jahren ein Tor für die Schweiz. Zu hoch gewichtet werden sollte dieses 4:1 allerdings nicht. Doch nach dieser fast schon desolaten Post-WM-Phase ist jedes positive Resultat ein gutes.
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