Typologie von Oktoberfest-GästenMit wem lässt es sich am besten ein Bier trinken?
Unter den Bierzelten treffen die verschiedensten Gäste aufeinander. Die einen kommen zum Flirten, die anderen zum Angeben. Und einigen geht's nur um die Wurst. Erkennen Sie sich wieder?
An diesem Wochenende beginnt in der Zürichsee-Region die Oktoberfest-Saison. Das Treiben unter dem Bierzelt lockt die unterschiedlichsten Arten von Gästen an. Zu welcher Gruppe gehören Sie?
Der Angeber
Knalleng sitzt die Lederhose beim Angeber. Aber das muss so, denn er ist immer perfekt gekleidet. Wichtig: Es ist nicht irgendeine Hose, sondern sie ist aus hochwertigem Ziegenleder produziert und besonders widerstandsfähig. Dank des Wax-Finishs hat sie das klassische, getragene Aussehen. Das rot-weiss karierte Trachtenhemd vervollständigt sein Outfit.
Fehlen dürfen auch nicht die selbstgestrickten Socken, die seine Mutter am Abend vorher noch pünktlich vollendet hat. Sein weibliches Pendant trägt natürlich Dirndl mit tief dekolletierter Rüschenbluse und eng geschnürtem Mieder. Besonders viel Wert legt sie zudem auf den sorgfältig geflochtenen Bauernzopf. (duc)
Der Übergeber
Äusserlich erkennt man diese Spezies leicht. Haben sie doch oft eine seltsame Vorliebe für Wiesn-Souvenirs, wie Lebkuchenherz, Bretzelkette oder Bierkrughut, mit denen sie sich schier kiloweise behängen. Sie mögen's Mass voll statt massvoll. Und legen deshalb gleich zu Beginn des Abends ordentlich los. Alsbald stehen sie auf den Bänken und Tischen. Je höher der Bierkonsum, desto grösser meist auch ihr Verlangen, sich auszuziehen. Nicht selten folgt darauf ein Rausschmiss durch die Security.
Wirklich viel kriegt der Übergeber davon aber meist eh nicht mehr mit. Die plötzliche Frischluftzufuhr trägt das ihrige bei. Und so bahnen sich im Schatten der Nacht hinter so manchem Bierzelt zu fortgeschrittener Stunde Weisswurst, Brezel und Bier ihren Weg zurück. (fse)
Die Lederlosen
Sie sind Opfer des Gruppenzwangs und sitzen in der Regel nicht ganz freiwillig auf den Festbänken. Ihre Präsenz hat etwas von einem Kamel in der Antarktis. Sie passen einfach nicht recht ins Bild. Das hat damit zu tun, dass dieser Typ von Besucher in der Regel kein Hemd, sondern ein normales T-Shirt trägt.
Selten stecken sie in einer ausgeborgten Lederhose oder einem Dirndl, das ihnen eine Nummer zu gross ist. Und jene von ihnen, die sich kleidungstechnisch ganz gut tarnen, verraten sich spätestens dann, wenn sie an einem Glas Wein nippen. Bier mögen sie nämlich überhaupt nicht. (hid)
Die Bierzessin
Die Schürzen-Schleife ihres Dirndls trägt sie nicht etwa zufällig links. Sie ist Single und mehr als flirtbereit. «Ohne dich schlaf ich heut' Nacht nicht ein», heisst ihr Motto. Für sie ist das Oktoberfest darum auch Freiluftlaufsteg. Das Dirndl fällt dabei schon mal eine handbreit kürzer aus als üblich und auch in die teuren Highheels zwängt sie sich, obschon die so ganz und gar unpraktisch auf der Wiesn sind. Ob es tatsächlich die ersten Schlucken Bier sind, die die totale Enthemmung in ihr auslösen, oder ob das Beschwipstsein nicht einfach ein guter Vorwand ist, dem Tischnachbarn etwas näher zu kommen, sei dahingestellt.
Jedenfalls wird das Bierzelt im Handumdrehen zum Reallife-Tinder. Den überdrehten Übergeber ohne Limit wischt sie schnell nach links. Der Angeber aber hat aus ihrer Sicht durchaus Traummannpotenzial. Hie und da landet aber auch schon mal eine Bierzessin in den Armen des DJ. Wie lange diese Bierzeltbeziehungen halten? Wohl nicht länger als der Kater danach. (fse)
Der Wurstkönig
Er ist gekommen, um zu kauen. Wenn der Wurstkönig das Zelt betritt, dann müssen die Weisswürstl und die Brezel her. Das Bier ist ihm Wurst, die Wurst ist ihm alles. Während es um ihn herum auf Tischen und Bänken abgeht, sitzt er stoisch da und bestreicht seine aufgespiesste Wurstscheibe mit süssem Senf.
Ihm zuzuschauen hat etwas Meditatives - er wirkt wie ein Ruhepol in der festlichen Hektik. Nur wenn ein torkelnder Gast (es ist oft der Übergeber) seinem Objekt der Begierde zu nahe kommt, hebt er kurz sein Haupt vom Teller und bewacht sein Essen mit strenger Miene. Bei angebrochener Stunde verzieht sich dieser Typ gerne auch wieder aus dem Zelt zurück in sein Gemach für ein verdientes Verdauungsschläfchen. (hid)
Der Schlagerschunkler
«Ein Proooosit, ein Prohooosit….», tönt es aus seiner Kehle. Denn es gibt keinen, der sich besser in der Hitparade des Oktoberfests auskennt, als der Schlagerschunkler. Schnell hakt er sich bei seiner Nebenfrau und seinem Nebenmann unter und grölt textsicher jedes Lied mit.
«Mama Laudaaa» gehört ebenso zu seinem Repertoire wie «Mein Herz das brennt». Zu «Das rote Pferd» kann er sogar die passende Performance tanzen und der Nächstbesten singt er entgegen: «Schatzi schenk mir ein Foto!». «Atemlos» wird er am Oktoberfest sicher nicht und wer mal «Rosis» Nummer vergessen hat, der kann selbstverständlich beim Schlagerschunkler nachfragen. Er weiss sie sicher. (duc)
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