Tumulte in der Provinz ShaanxiGewaltsame Proteste in China nach mysteriösem Tod von Teenager
Anfang Jahr findet ein Schüler seinen minderjährigen Kollegen leblos vor einem Studentenwohnheim. Zuvor soll es zu einem Streit gekommen sein. Die Bevölkerung glaubt der Darstellung nicht.
In der chinesischen Provinz Shaanxi kam es Anfang Jahr zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Bevölkerung und Polizei. Hintergrund ist der Tod eines minderjährigen Schülers, dessen lebloser Körper von einem Mitschüler vor einem Studentenwohnheim gefunden wurde.
Laut den chinesischen Behörden ist der Jugendliche aufgrund eines Unfalls am 2. Januar gestorben. Doch schnell verbreitete sich der Vorwurf, dass die wahre Todesursache vertuscht werde. Es kam zu heftigen Protesten. Auf Videos, die gemäss BBC als echt eingeschätzt wurden, ist zu sehen, wie Sicherheitskräfte im Kreis Pucheng der Stadt Weinan mit Schlagstöcken brutal Männer und Frauen niederknüppeln. Es sind verstörende Szenen von Menschen mit blutüberströmten Gesichtern. Die Protestierenden wiederum bewarfen die Polizei mit allerlei Gegenständen wie Stöcken, Gittern oder Verkehrskegeln. Offenbar sind die Proteste aufgrund stark erhöhter Polizeipräsenz seit Anfang dieser Woche verstummt.
Ein Regierungsvertreter habe bestritten, dass es überhaupt zu Protesten gekommen sei. Es kursieren jedoch Videos, welche die Tumulte vor dem Berufsbildungszentrum Pucheng gemäss BBC belegen. Trotz der chinesischen Zensur sickerten einige durch und landeten in sozialen Medien wie X.
Verstorbener soll sich vor Tod mit Mitschüler gestritten haben
Nach Darstellung der Behörden ist der verstorbene Schüler in der Nacht auf den 2. Januar von Mitschülern geweckt worden. Danach soll es zu einem heftigen Streit gekommen sein. Ein Aufseher sei eingeschritten und habe die Situation unter Kontrolle gebracht. Später in der Nacht wurde der leblose Körper des Schülers mit Namen Dang vor dem Wohnheim gefunden.
In einer Erklärung, aus der BBC zitiert, heisst es, Dang sei «aus grosser Höhe gestürzt». Es sei eine Autopsie durchgeführt worden, und eine «kriminelle Tat» könne ausgeschlossen werden. Der Schüler habe demnach Selbstmord begangen, nachdem er von einem Mitschüler gemobbt worden sei.
Dieser Darstellung wollte die Bevölkerung offenbar keinen Glauben schenken, und auch die Familie habe sich kritisch zu der offiziellen Erklärung geäussert. Die Verletzungen an Dangs Körper würden nicht zu der Version passen und man habe die Angehörigen lange nicht zum Leichnam gelassen, heisst es.
Einige Hundert Menschen gingen darauf auf die Strasse und forderten «die wahre Geschichte». Auf den Videoaufnahmen ist auch zu sehen, wie ein wütender Mob auf einen Schulvertreter einschlägt. Ausserdem gibt es Aufnahmen von Jugendlichen, die in die Schule stürmen und Büros verwüsten.
Dass Chinesinnen und Chinesen ihrem Unmut gern auf der Strasse kundtun, ist keine Seltenheit. Seit den Protesten gegen den Covid-Lockdown, bei denen Kritik an der Kommunistischen Partei und an Präsident Xi Jinping laut wurde, reagieren die Behörden aber noch rigoroser auf Demonstrationen.
Seit Montag ist es den Sicherheitskräften nun offenbar gelungen, die Proteste niederzuschlagen. Die Behörden hätten die Bevölkerung dazu aufgerufen, keine Gerüchte in die Welt zu setzen, ihnen keinen Glauben zu schenken und sie nicht zu verbreiten. Berichte über neue Proteste gebe es seit Montag keine mehr.
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