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Schweigegeld an Stormy Daniels
Trump nutzt Anklage als Geldmaschine

Donald Trump winkt aus seiner Limousine beim Verlassen seines Golfplatzes in Palm Beach, Florida.
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Auf dem neuen T-Shirt prangt der Slogan «Ich stehe hinter Donald Trump», darunter das Datum des vergangenen Donnerstags. An jenem denkwürdigen 30. März 2023 hat in New York ein Geschworenengremium entschieden, Anklage zu erheben gegen «The Donald», womit er nun in die Geschichte eingeht als erster ehemaliger Präsident der USA, der als Verdächtiger vor einem Strafrichter zu erscheinen hat.

Das simple weisse T-Shirt mit roter und blauer Schrift – in den Farben der amerikanischen Flagge – und «Made in USA» schickt Trump gratis als Dank für jede Spende ab 47 Dollar. (Sparfüchse erhalten es 2 Dollar billiger im Online-Shop seiner Webseite, wo es für 36 Dollar plus Versandkosten feilgeboten wird.)

Die Fanbekleidung ist nur eine von vielen Arten, mit denen Trump seine Probleme mit der US-Justiz zu Geld zu machen versucht. Nachdem am Donnerstag bekannt geworden war, dass ein Schweigegeld an Pornodarstellerin Stormy Daniels ihn vor Gericht zwingt, liess er auf Facebook umgehend eine Reihe von Inseraten mit Spendenaufrufen schalten.

Die Spenden flossen sofort schneller

4 Millionen Dollar seien Trump innerhalb eines einzigen Tages zugeflossen, teilte sein Team triumphierend mit, ohne allerdings Belege vorzuweisen. Vom Start seiner Kampagne im November bis Ende Jahr hatte er lediglich rund 9 Millionen Dollar eingenommen. Trump behauptet auch, seine Umfragewerte stiegen wegen der Anklage. Das ist plausibel, weil der frühere Präsident derzeit in aller Munde ist. Es lässt sich aber nach so kurzer Frist noch gar nicht feststellen (lesen Sie den Kommentar zur Anklage gegen Donald Trump).

Es wäre ein typisch Trumpscher Streich, wenn er eine Anklage wegen Verstössen gegen Vorschriften zur Wahlkampffinanzierung zu nutzen verstünde, seine Wahlkampfkassen zu füllen. Das war ihm schon im vergangenen Sommer gelungen, als das FBI bei einer Razzia in seinem Club und Anwesen Mar-a-Lago hochgeheime Dokumente beschlagnahmt hatte. Stets deckte Trump mit den Spendengeldern seine hohen Anwaltskosten.

Bereits wieder im Wahlkampf: Donald Trump, hier bei einem Auftritt in Waco um Bundesstaat Texas.

Bisher gingen die Beiträge an den ersten offiziellen Kandidaten der Präsidentschaftswahlen 2024 eher schleppend ein. Allerdings musste Trump zunächst ohne Facebook auskommen; das soziale Netzwerk hatte sein Konto im Nachgang zum gewaltsamen Sturm auf das US-Kapitol für zwei Jahre gesperrt. Im Februar gewährte ihm der Meta-Konzern den Zugang wieder, rechtzeitig vor der Erhebung der Anklage. Facebook war für Trump schon bei seinen Kampagnen 2016 und 2020 die wichtigste Geldmaschine, was sich nun zu wiederholen scheint.

Trumps Gefolgschaft verhält sich überraschend ruhig

Um einer neuerlichen Verbannung zu entgehen, verzichtet Trump jedoch auf den Plattformen von Meta auf Beschimpfungen und nur knapp verhüllte Aufrufe zu gewaltsamen Protesten. Diese teilt er dafür fleissig auf seinem eigenen Netzwerk «TruthSocial». Als Reaktion auf Tweets von Trump nach der verlorenen Wahl 2020 hatten seine Fans umgehend die Planung des Kapitolssturms an die Hand genommen, und nach der Razzia in Mar-a-Lago griffen Trump-Anhänger zwei FBI-Filialen an.

Diesmal hingegen äussert die Trump-Gefolgschaft in einschlägigen sozialen Medien wohl viel Wut – jedoch sind konkrete Absprachen für gewalttätige Aktionen kaum zu finden. Auch sind bislang weder grössere Kundgebungen noch Zwischenfälle bekannt geworden. Das ist damit zu erklären, dass zahlreiche Mitglieder militanter Gruppen nach dem Kapitolsturm verhaftet und verurteilt worden sind. Zudem scheint diesmal unter seinen Fans die Befürchtung umzugehen, dass die Sicherheitskräfte die relevanten Online-Kanäle überwachen und sich nicht noch einmal überraschen lassen werden.

Stormy Daniels wird massiv bedroht

Um ihre Sicherheit fürchten muss nun aber Stormy Daniels. Die Nacktdarstellerin liess sich von Trump im Wahlkampf 2016 ein Schweigegeld von 130’000 Dollar zahlen, die seine Firma als Rechtsgebühren verbuchte. Die Anklage sei eine «Genugtuung», sagte Daniels der britischen Zeitung «The Times». Allerdings habe sie deswegen einen Sturm von Gewaltdrohungen erhalten, die besonders angsteinflössend seien, weil Trump dazu ermuntere.

Im New Yorker Stadtteil Manhattan haben die Polizeibehörden das Strafgericht und die Umgebung des Trump Tower schon vor einer Woche abgeriegelt. Am Freitag wurden alle 35’000 Beamten der Stadtpolizei in Uniform auf die Strassen geschickt. Die Leibgarde des ehemaligen Präsidenten aus den Reihen des Secret Service hat bereits die Räumlichkeiten besichtigt, in denen Trump am Dienstag um 14.15 Uhr dem Richter Juan Merchan vorgeführt wird, der ihm die bisher geheim gehaltenen strafrechtlichen Vorwürfe vorlesen wird. Der Angeklagte hat sich bereits darüber ausgelassen, Merchan hasse ihn. Er war der Richter, der erst gerade einen Prozess gegen die Firma «Trump Organization» geführt hat, bei dem sich die Firma und Trumps Finanzchef des Steuerbetrugs schuldig bekannten.

Trump bereitet sich auf Gerichtsgang vor

Als politisch motivierte Hexenjagd bezeichnet Trump nun die Anklage gegen ihn. Alina Habba, eine seiner Anwältinnen, forderte Präsident Joe Biden auf, seinen Vorgänger in Schutz zu nehmen. Biden verweigerte am Freitag jeden Kommentar zu der Affäre. Gegenüber einigen Vertrauten habe er jedoch durchblicken lassen, dass er die Schritte der Justiz für gerechtfertigt hält, berichtete Politico. Sie kommen Biden politisch jedenfals entgegen, indem im republikanischen Lager alle Aufmerksamkeit auf Trump gerichtet bleibt. So haben andere potenzielle Kandidaten keine Chance, ihr Profil zu stärken. Trump dürfte Bidens Wunschgegner sein: Ihn hat der Demokrat 2020 schon einmal an den Urnen besiegt.

Trump ging am Samstag erst einmal demonstrativ Golf spielen. Am Montag will er von Mar-a-Lago nach New York fliegen, in seine alte Heimat. Am Dienstagmorgen früh wird er sich gemäss Angaben seiner Kampagne zum Gericht begeben. Offen ist, ob Trump sich dabei wie so viele andere Prominente durch einen Nebeneingang ins Gebäude schleichen wird. Oder ob er den Moment sogar nutzen wird zu einem spektakulären Medienauftritt – im Wissen darum, dass er davon in Form von zunehmender Sympathie bei der republikanischen Basis und steigenden Spendeneinnahmen profitieren kann. Zumindest fürs Erste.