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Karikatur provoziert
Trump ist Hitlers Schnurrbart

Hitler mit Trump-Schnäuzchen: Geschmacklos oder genial?
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Der Frontverlauf ist in solchen Fällen jeweils klar: geschmackloser Hitlervergleich, Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus auf der einen Seite. Und in diesem Fall kommt erschwerend hinzu, dass der angebliche Schund einer angesehenen Publikation wie dem amerikanischen «Time Magazine» untergejubelt wurde.

Auf der anderen Seite die unvermeidlichen Argumente von künstlerischer Freiheit, gelungener Provokation, humorvoller Grenzüberschreitung. Satire darf alles.

In den sozialen Medien verbreitete sich millionenfach das angebliche «Time»-Titelblatt mit Hitler und der Trump-Silhouette als dessen Schnäuzchen sowie der Zeile: «Rassismus. Das grösste Virus». Viele glaubten, es handle sich um ein echtes Cover, obwohl die Fälschung relativ leicht zu erkennen ist. Es fehlen Nummer und Datum der Ausgabe, der Künstlername des Karikaturisten ist aufgeführt, und ein Blick ins Onlinearchiv der «Time»-Titelblätter räumt jeden Zweifel aus.

Urheber der Karikatur ist der 64-jährige Belgier Luc Descheemaeker, Künstlername O-sekoer. Gezeichnet hat er sie bereits 2016. Sie wurde seither an mehreren Ausstellungen gezeigt, nun von Descheemaeker für das angebliche Titelblatt zweitverwendet und erneut auf dessen Facebook-Seite präsentiert. Offensichtlich mit grossem Erfolg oder, was in der Währung der sozialen Medien auf das Gleiche hinausläuft, unter Erregung grosser Aufmerksamkeit.

Bezeichnet sein Bild und die Vorgänge in den USA als «surrealistisch»: Luc Descheemaeker.

Auf Anfrage der französischen Zeitung «Le Parisien» sagte der belgische Karikaturist, er habe keineswegs die Absicht gehabt, jemanden irrezuführen. Seine Zeichnung sei surrealistisch, genauso wie die «düsteren und surrealistischen Tage in den USA».

Karikaturen über den Holocaust

Es ist nicht das erste Mal, dass Descheemaeker in den sozialen Medien ein gefälschtes «Time»-Cover zirkulieren lässt. Vergangenes Jahr erschuf er eines mit Greta Thunberg. Der pensionierte Kunst- und Kulturdozent reicht seine Zeichnungen jeweils bei internationalen Wettbewerben ein und hat schon rund 150 Preise gewonnen.

Polemik und öffentliche Entrüstung verursachte Descheemaeker, als er vor vier Jahren einen iranischen Karikaturwettbewerb über den Holocaust gewann. Irina Bokowa, die damalige Generalsekretärin der Unesco, bezeichnete die Veranstaltung als «Initiative, die die Ermordung von Millionen von Juden verspotten will». Descheemaekers Beitrag zeigt die von Israel im Westjordanland errichtete Mauer mit der Aufschrift «Arbeit macht frei» – dieselben Worte also, die über dem Eingang zum Konzentrationslager Auschwitz hingen.

Descheemaeker bestritt damals, irgendwelche antisemitischen Ressentiments zu hegen.