Demonstration in WashingtonWenige hundert Trump-Anhänger versammeln sich am US-Capitol
Unterstützer des ehemaligen Präsidenten hielten in Washington eine Kundgebung ab. Die Zahl der Sicherheitskräfte und Journalisten war deutlich höher als die der Teilnehmer.
Wenige hundert Demonstranten haben am Samstag nahe dem US-Capitol an einer Solidaritätskundgebung für die nach der Erstürmung des Capitol im Januar festgenommenen Angreifer teilgenommen. Die Organisatoren der «Justice for J6»-Demo hatten eine Genehmigung für 700 Teilnehmer, tatsächlich kamen jedoch wesentlich weniger Demonstranten.
Die Polizei zählte am Samstagmittag (Ortszeit) nach eigenen Angaben insgesamt bis zu 450 Menschen im abgesperrten Bereich auf der Flaniermeile vor dem Capitol. Die Zahl der Sicherheitskräfte und Journalisten war deutlich höher als die der Teilnehmer.
Die Menge skandierte Slogans wie «Lasst sie frei!», Redner bezeichneten die Capitol-Angreifer als «politische Gefangene» der Regierung unter Präsident Joe Biden. «Das ist unser Capitol, für die Steuerzahler – also dürfen wir da reingehen, wann wir wollen», sagte ein 35-jähriger Demonstrant namens Daniel.
«Es ist so ziemlich das, was wir erwartet haben», sagte der Polizei-Chef von Washington, Robert Contee, dem Sender CNN. Die Polizei war aus Sorge vor Ausschreitungen mit einem Grossaufgebot vor Ort. Das Gelände rund um den Kongresssitz wurde vorsorglich abgeriegelt. Die Polizei des Capitol hat sich nach eigenen Angaben auf verschiedene Szenarien vorbereitet und auch für mögliche Gewalt gewappnet.
Radikale Anhänger des abgewählten Präsidenten Donald Trump hatten am 6. Januar das Capitol gestürmt, als dort der Wahlsieg von Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl vom 3. November zertifiziert werden sollte. Seither wurden hunderte Angreifer festgenommen und angeklagt. Trump selbst erklärte am Donnerstag, die Beschuldigten würden von einem unfairen Justizsystem «verfolgt».
Es gehe bei der Kundgebung nicht um die Leute, die am 6. Januar gewalttätig gewesen seien, sagte Veranstalter Braynard in einer Rede vor dem Capitol. Sie gehörten ins Gefängnis. Braynards Gruppe ist allerdings der Ansicht, dass zahlreiche Demonstranten mit unverhältnismässiger Härte behandelt werden. Braynard argumentierte in der Vergangenheit, dass etliche angeblich Demonstranten geglaubt hätten, die Erlaubnis zu haben, in das Capitol einzudringen.
Er forderte die Demonstranten während seiner Rede mehrfach auf, friedlich zu bleiben. Ihm zufolge sind viele Menschen aus Angst nicht in die US-Hauptstadt zum Protest gekommen. Er und die Trump-Anhänger klatschten demonstrativ für die Capitol-Polizei. Braynard rief die Demonstranten ausserdem dazu auf, beim Verlassen des Geländes Sicherheitskräften sowie Journalistinnen und Journalisten freundlich zuzulächeln. «Wir werden weiter kämpfen», kündigte er an. Die Demonstrierenden skandierten unter anderem «USA, USA, USA».
SDA/AFP/ij
Fehler gefunden?Jetzt melden.