Neue Führung fürs Unispital Triemli-Chef wechselt ans Zürcher Universitätsspital
Der CEO des Zürcher Stadtspitals Waid und Triemli soll Ruhe ins Unispital bringen. Der Regierungsrat hat André Zemp zum Präsidenten des Spitalrates gewählt.
Die Führung des Unispitals müsse professioneller werden, es brauche dort Leute mit Fachwissen im Gesundheitswesen: Dies war eine der Lehren, welche Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) aus den Chefarzt- Affären zog, die das Unispital Zürich letztes Jahr erschütterten. (Lesen Sie hier mehr dazu.) Der bisherige Spitalratspräsident Martin Waser, früherer SP-Stadtrat von Zürich, kündigte im Zuge der Ereignisse seinen vorzeitigen Rücktritt auf Mitte dieses Jahres an.
Nun hat der Regierungsrat Wasers Nachfolger gewählt: André Zemp, derzeit Direktor des Stadtspitals Waid und Triemli, soll die strategische Führung des grössten Spitals im Kanton übernehmen. Die Wahl muss noch vom Kantonsrat bestätigt werden.
Der 59-jährige Betriebsökonom Zemp war 2017 Direktor des Triemli geworden, das damals tief in den roten Zahlen steckte. In der Folge führte er die beiden Stadtspitäler Waid und Triemli zusammen und trimmte sie auf Wirtschaftlichkeit. Er habe «massgeblich dazu beigetragen», das Stadtspital neu zu positionieren und dessen finanzielle Ergebnisse zu verbessern, würdigt Zürichs Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (GLP) Zemps Leistung. Er bedaure seinen Weggang sehr: «Wir haben uns perfekt ergänzt. Aber die besten Leute sind eben überall gefragt.» Zemp verlässt das Stadtspital spätestens Ende September.
Serge Gaillard wird Spitalrat
Gleichzeitig mit Waser treten zwei weitere Mitglieder des Unispitalrates zurück: der Unternehmensberater und ehemalige FDP-Kantonsrat Urs Lauffer, Vizepräsident des Gremiums, sowie die Juristin und Bauspezialistin Annette Lenzlinger. Als Ersatz für diese beiden hat der Regierungsrat Serge Gaillard und Jürgen Holm gewählt.
Gaillard ist Ende Januar als Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung pensioniert worden, welcher er seit 2012 vorstand. Zuvor hatte der frühere Gewerkschaftsfunktionär fünf Jahre lang die Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft geleitet. Der Biologe Jürgen Holm (59) ist Professor für Medizininformatik an der Berner Fachhochschule in Biel. Er hat verschiedene Firmen im Bereich Medizinsoftware mitaufgebaut.
Frauenanteil wird kleiner
Die Gesundheitsdirektion hatte die Mandate öffentlich ausgeschrieben und rund 130 Bewerbungen erhalten, wie Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli sagt. Darunter seien nur wenige Frauen gewesen. Deshalb und weil die drei Männer die verbleibenden Mitglieder des Spitalrates fachlich gut ergänzen, sei die Wahl auf sie gefallen. Gefragt gewesen seien insbesondere Managementerfahrung in einem grösseren Unternehmen im Gesundheitswesen sowie Kenntnisse in den Bereichen Finanzen und Digitalisierung.
«Er ist fachlich sehr kompetent, kommuniziert klar und ist gleichzeitig bescheiden. Das braucht es jetzt im Unispital.»
Rickli ist überzeugt, dass André Zemp für die strategische Führungsrolle des Spitalratspräsidenten geeignet ist: «Er ist fachlich sehr kompetent, kommuniziert gut und klar und ist gleichzeitig bescheiden. Das braucht es jetzt im Unispital.»
Dieses steht vor tiefgreifenden Reformen. So sollen die Kaderärzte in Zukunft keine Privathonorare mehr erhalten, sondern nur noch Fixlöhne. Zudem empfiehlt die kantonsrätliche Aufsichtskommission, die Doppelanstellung der Chefärzte als Professoren der Universität und Klinikdirektoren des Spitals aufzuheben und die beiden Funktionen zu trennen - eine Forderung, die noch für hitzige politische Diskussionen sorgen wird.
André Zemp hat Respekt vor der neuen Aufgabe, wie er auf Anfrage sagt. Die Ausgangslage sei ähnlich wie seinerzeit beim Waid und Triemli: «Ein Betrieb mit Turbulenzen.» Die Untersuchungsberichte hätten zahlreiche Schwachstellen aufgezeigt und Massnahmen empfohlen. Diese umzusetzen, reiche aber nicht. «Es braucht auch einen kulturellen Wandel.» Daneben biete das Unispital viele spannende Themen wie die bauliche Erneuerung und die Weiterentwicklung des medizinischen Angebotes. «Für jemanden wie mich, der gerne gestaltet, ist das Herausforderung und Vorfreude zugleich», so Zemp. Er habe deshalb diese Chance ergriffen, «die nicht so schnell wiederkehrt».
160’000 Franken für den Präsidenten
Mit dem personellen Wechsel passt der Regierungsrat auch die Vergütung der Spitalratsmitglieder an. Der Präsident, dessen Pensum auf 50 Prozent veranschlagt wird, erhält neu eine jährliche Entschädigung in der Höhe von 160’000 Franken (bisher 120’000 Franken) plus weitere rund 25’000 Franken für Sitzungen und die Arbeit in Ausschüssen. Laut Rickli entspricht dies in etwa dem Betrag, den andere Unispitäler ihren Präsidenten zahlen. Die fixe Entschädigung des Vizepräsidenten wird von 30’000 auf 60’000 Franken erhöht, diejenige der einfachen Mitglieder von 30’000 auf 40’000 Franken.
Fehler gefunden?Jetzt melden.