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Nutzung des Zürichsees
Kantonsrat will Wakeboarden nicht einschränken

Mit der Wakeboard-Academy unterwegs auf dem Zuerichsee zwischen Kilchberg und Kuesnacht. Foto: Steve Springer
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Die drei grünen Kantonsratsmitglieder Thomas Forrer (Erlenbach), Edith Häusler (Kilchberg) und Silvia Rigoni (Zürich) sorgen sich wegen der Übernutzung des Zürichsees. Besonders stören sie die Wakesurferinnen und Wakeboarder, die sich an schönen Sommertagen von lauten Motorbooten über den See schleppen lassen.

Die hohen Kielwellen der Boote würden die unbefestigten Ufer beschädigen, Ufervögel vertreiben, Ruderer und Schwimmerinnen stören. Zudem würden Pedalos und andere langsame Boote unnötig durchgeschüttelt.

Grüne wollen ein besseres Nebeneinander

Als Massnahme gegen dieses «unangemessene Vergnügen» verlangen sie in einem Postulat eine oder zwei Zonen für Wakeboarder auf dem Zürichsee und zwar möglichst weit draussen. Im übrigen Seegebiet würde diese Sportart künftig verboten.

Thomas Forrer nannte als Grund auch den Lärmschutz. Ihm sind Leute bekannt, die sich über die laute Musik aufregen, die auf den Sportbooten abgespielt wird.

Er verwies auf Wakeboard-Zonen auf dem Zugersee, die sich laut Forrer seit 20 Jahren bewähren. Ein generelles Wakeboard-Verbot, wie es auf dem Zürichsee für Jetskis gilt, hält Forrer hingegen nicht als angezeigt: «Wir brauchen ein besseres Nebeneinander.»

Den Ärger der Grünen mochte im Kantonsrat niemand richtig teilen. Am meisten Verständnis gab es noch von der EVP und den Grünliberalen.

Runder Tisch statt Diktat

Daniel Sommer (EVP, Affoltern am Albis) erkannte zwar den Interessenkonflikt zwischen den Nutzenden des Zürichsees. Das Problem müsse aber gemeinschaftlich gelöst werden, wie am Vierwaldstättersee.

Dort hat man sich an einem runden Tisch mit Wakeboarderinnen und -boardern auf Regeln geeinigt. Erst wenn solche Gespräche ergebnislos blieben, sei der «Tritt auf die Spassbremse» angebracht, sagte Sommer.

Franziska Barmettler (GLP, Zürich) verwies auf die Rechtsprechung des Bundesgerichtes, wonach Wakeboarden einen «gesteigerten Gemeingebrauch» von öffentlichen Gewässern darstelle. Dennoch verlangte auch sie eine Einschränkung «mit Augenmass». Um eine solche Lösung zu ermöglichen, sprachen sich beide mit der AL für die Überweisung des Postulates aus. 

Wellen der ZSG sind höher

Der Rest des Kantonsrates war anderer Meinung, sogar die Sozialdemokraten. Jonas Erni (Wädenswil) sprach von unnötigen Regulierungen. Es gebe bereits heute grosszügige Uferzonen, in denen Wakeboarden untersagt sei. Zudem sei es ökologisch unerwünscht, wenn Motorboote kilometerweit in die Wakeboardzonen fahren müssten.

Erni erinnerte die Grünen daran, dass die Schiffe der Zürichsee-Schifffahrts-Gesellschaft (ZSG) noch höhere Wellen verursachten. Sein Parteikollege Raphael Mörgeli demontierte auch das Lärmargument. Er höre in Stäfa höchstens die Schiffhörner der ZSG-Schiffe oder die lauten Motorboote von «reichen Heinis», die auf dem See draussen Vollgas gäben.

Die FDP war gegen Wakeboard-Zonen, weil dies eine Einschränkung der persönlichen Freiheit darstelle. Und für Marzena Kopp (Mitte, Meilen) ist das Problem mit den Wakeboardern «nicht so schlimm», wie es Forrer dargestellt hatte.

SVP will lieber Überfremdung bekämpfen

Die SVP sprach von Salamitaktik der Grünen. «Sie wollen einfach den privaten Verkehr auf dem See abwürgen», sagte Urs Wegmann (Neftenbach). Zudem sei die Zahl der Wakeboarderinnen und -boarder rückläufig.

SVP-Kantonsrat Urs Waser (Langnau am Albis), der sich selber als Ruderer, Stand-up-Padler und Wakeboarder outete, warf den Grünen vor, Probleme zu suchen, wo es gar keine gebe. «Mich stören die Wellen nicht, wenn ich rudere.» Waser ärgert sich im Sommer am Zürichsee nur über die überfüllten Badeanstalten. «Wenn Sie dagegen etwas tun wollen, müssen Sie mit uns gegen die Überfremdung kämpfen», sagte Waser unter dem Murren der vereinigten linken Ratsseite.

Waser fühlte sich von den Buhrufen angestachelt: «Und wenn Sie etwas gegen die Wasserverschmutzung tun wollen, müssen Sie verhindern, dass all die vielen Leute aus den Badeanstalten ihre Sonnencreme im Seewasser abwaschen.»

Auch die grüne Postulantin Edith Häusler geht schon lange nicht mehr in die Badi am See: «Das ist mir des Guten zu viel», sagte sie. Der Zürichsee sei massiv überlastet – auch weil viele Bootsbesitzer aus anderen Kantonen an den Zürichsee kämen.

Sie forderte deshalb die Wakeboarderinnen auf: «Geht an den Vierwaldstättersee oder den Genfersee, die sind für euch besser geeignet.» «Oder an den Lago di Ticino», fügte SVP-Politiker Waser an – und meinte damit wohl den Lago Maggiore.

Appell an die SP verhallt ungehört

Vor der Abstimmung richtete sich Postulant Forrer nochmals an die Sozialdemokraten. «Ich appelliere an euren sozialistischen Geist: Es ist doch ungerecht, dass ein Wakeboarder allein gleich viele Wellen produziert wie mehrere Hundert Passagiere auf einem ZSG-Schiff.»

Sein Appell verhallte ungehört. Der Kantonsrat lehnte sein Postulat mit 114 zu 47 Stimmen ab.