Wettkampf in RichterswilSogar der weltbeste Tischfussballer kam an dieses Töggeliturnier
In einer Richterswiler Turnhalle massen sich nationale und internationale Stars des Tischfussballs. Der Beste von ihnen kommt aus den USA und lebt von diesem Sport.
Man sieht den vier Spielern die Anspannung an. Einer wischt sich noch kurz mit einem Handtuch den Schweiss von den Händen, die Gegner besprechen derweil ihre Taktik. Dann startet das Spiel.
Der Ball rollt – oder besser gesagt fliegt – vom Mittelfeld zur Offensive. Mit einer der Stürmerfiguren klemmt der Spieler den Ball ein und bewegt ihn hin und her. Dann der Abschluss, der Ball knallt ins Tor. Es geschieht so schnell – als Zuschauer ist es schwierig, nachzuvollziehen, was gerade passiert ist.
Dieses Spiel ist eines von vielen, die am Wochenende in der Turnhalle Boden an der «Swiss Tablesoccer Series Richterswil» ausgetragen wurden. Organisiert hat das Turnier der Tischfussballclub Zürich (TFCZ) mit dem Eishockey-Verein SC Devils Richterswil.
Die Teilnehmenden kämpfen an zwei Tagen um Punkte für die Qualifikation für die Schweizer Meisterschaft und um ein kleines Preisgeld. Etwa 240 Spieler und Spielerinnen sind gekommen. Rund 40 davon sind Frauen.
Nur wenige können davon leben
Kaum jemand in der Schweiz wisse, dass Töggele tatsächlich ein Sport sei, sagt TFCZ-Präsident Silvan Hollenstein. Seit Anfang 2018 aber ist der Schweizer Tischfussball-Verband Swiss Tablesoccer Federation Mitglied bei Swiss Olympic – womit Tischfussball offiziell als Sportart anerkannt ist.
In den letzten fünf Jahren hat sich der Sport laut Hollenstein professionalisiert. Wochenende für Wochenende treten Töggeler an Turnieren gegeneinander an. Nach Richterswil sind sie aus der ganzen Schweiz und dem Ausland angereist, um sich in verschiedenen Kategorien zu messen. In der Schweiz könne niemand vom Tischfussball leben, erklärt Hollenstein. Und auch im Ausland seien es nur sehr wenige.
Einer, der den Sport professionell betreibt, ist der US-amerikanische Tischfussball-Star und derzeitige Weltranglistenerste Tony Spredeman. In Richterswil tritt er unter anderem im Doppel mit der Legende Björn Hoffmann aus Deutschland an. Dank der Preisgelder und Sponsoringverträge könne er von dem Sport leben, sagt Spredeman erstaunlich entspannt nach einem Spiel, das er gerade mit Freundin Silvia Pintilii gewonnen hat.
«Mein Vater war schon Tischfussball-Spieler», erzählt Spredeman. Etwa mit 10 Jahren begann er selbst zu spielen. Heute tourt der 39-Jährige für den Tischfussball um die Welt. In den vergangenen Wochen war er in Kuwait, Saudiarabien und Deutschland. Nach Richterswil ist er aus Rumänien angereist, wo er derzeit wohnt. Es ist sein erstes Turnier in der Schweiz.
Üben, üben, üben
Wirklich nervös sei er nie: «Die meisten Torschüsse kann ich verwerten», sagt Spredeman. Und wenn doch einmal ein Verteidiger viele seiner Bälle pariere, werde es erst richtig interessant, denn: «Eine starke Verteidigung macht Spass, sie ist eine Herausforderung.»
Ebenfalls am Töggelikasten steht in Richterswil TFCZ-Spielerin Dina Mettler, zweifache Weltmeisterin und mehrfache Schweizer Meisterin. Mit Tischfussball angefangen habe sie in Bars, sagt Mettler. Dann wurde sie angefragt, ob sie im Club spielen wolle. Es folgten intensive Trainings. Sie übte Tricks, bis sie diese auch im Schlaf beherrschte. In Richterswil tritt sie mit Spielpartnerin Claudia Fotsch im offenen Doppel an, womit auch Männer ihre Gegner sind.
Im Ausgang habe sie auch schon gegen Männer gespielt, die nicht gewusst hätten, wer sie sei. Die einen würden stinkig, wenn sie dann verlören, sagt Mettler. Andere aber freuten sich und wünschten sogleich eine Revanche. Für sie sei Tischfussball ganz klar ein Sport, sagt sie, die wöchentlich etwa fünf Stunden trainiert: «Man schwitzt dabei – und für den Kopf ist es ziemlich anstrengend.»
«Etwa 30 Prozent beim Tischfussball ist Kopfsache», sagt auch Tomas Karajan vom Tischfussballclub Luzern, der mit Sohn Theo angereist ist. Am heutigen Turnier spielen sie in verschiedenen Kategorien, an anderen treten sie gemeinsam an. Beim Tischfussball sei es wichtig, ruhig zu bleiben, sagt Tomas Karajan: «Vor allem auch dann, wenn es mal nicht gut läuft.»
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