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Thierry Henrys ehrliche Worte
Er war ein Superstar und sagt: «Ich bekam keine Liebe»

Gewährt tiefe Einblicke: Der frühere französische Nationalspieler Thierry Henry.

Die Aussagen kommen gleich zu Beginn, und sie kommen mit dramatischer Musik und Wucht. «Ich muss während meiner ganzen Karriere depressiv gewesen sein», sagt ein Mann mit tiefer Stimme und französischem Akzent. Und: «Als ich jung war, bekam ich keine Liebe, Zuneigung und keine Umarmungen.»

Dann noch: «Als mein Vater mich das erste Mal in den Arm nahm, sagte er: ‹Dieses Kind wird ein fantastischer Fussballer.›» Und so ist der Ton der nächsten zwei Stunden gesetzt: Hier geht es um eine Aufarbeitung.

Die Worte stammen von Thierry Henry, er sprach sie in einem Podcast mit dem britischen Unternehmer Steven Bartlett. Henry ist Welt- und Europameister mit Frankreich. Er ist Champions-League-Sieger. Englischer, spanischer und französischer Meister. Viermal Torschützenkönig der Premier League. Einer der Besten je.

Dieser Henry hatte immer etwas Makelloses, in seiner Art zu sein und Fussball zu spielen. Da waren keine Skandale und Eklats. Ausser dieses Handspiel, mit voller Absicht führte er im November 2009 den Ball, passte ihn dann zur Mitte, wo William Gallas zum 1:1 gegen Irland traf – Frankreich fuhr zur WM, Irland nicht.

Henry, der Betrüger. «Die Hand des Frosches», schrieb eine irische Zeitung in Anlehnung an ein anderes berühmtes Hands der Fussballgeschichte. Aber auch das prallte an Henry ab. «Natürlich war es ein Hands», sagte er, «aber ich bin nicht der Schiedsrichter.»

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So war das bei Henry, der, wo er auch war, zum Helden wurde. Vor dem Emirates-Stadion in London steht heute noch eine Statue von ihm. 2003 und 2004 war er jeweils Zweiter bei der Wahl zum Weltfussballer.

Und jetzt sagt diese grosse Figur des Weltfussballs in einem Podcast also, er sei ein People-Pleaser, einer, der von den Leuten gemocht werden will. Dies habe mit seinem Vater zu tun, der nie zufrieden gewesen sei, mehr noch, ihn dauernd kritisiert habe. Als Henry 15 war und in einem Spiel sechs Tore schoss, fand Vater Antoine, es hätten gerne ein paar mehr sein können.

Erst nach Covid fühlte er sich menschlich

Henry wuchs in Les Ulis auf, einer französischen Banlieue, in den 70ern aus dem Boden gestampft, um im Umkreis von Paris Wohnraum zu schaffen. Vater Antoine stammt aus Guadeloupe, Mutter Maryse aus Martinique. Als es die Eltern auf «den Kontinent» schafften, so sagt es Henry, begann eine Geschichte der Anpassung. Er dürfe nie Fehler machen, sagte Antoine zu Thierry, sonst müsse die Familie zurück in die Karibik.

Henry ging seinen Weg, er schaffte es zu Weltruhm, weil er darauf programmiert gewesen sei, Erfolg zu haben. Der Vater blieb ein steter und strenger Förderer, der sich das Versprechen erfüllen wollte, das er sich gab, als er seinen Sohn erstmals in den Armen hielt. Henry sagt, er habe die ganze Zeit einen Umhang übergezogen, um zu funktionieren. «Hattest du Spass?», fragt Podcaster Bartlett. «Ich weiss es nicht», sagt Henry. Aber er zog es durch, jahrelang.

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Bis zur Corona-Pandemie. Henry war 43, seine fantastische Karriere hatte er vor Jahren beendet, nun war er Trainer in Montreal. Er vermisste seine Kinder, die er wegen des Virus ein Jahr lang nicht sah. Fast jeden Tag habe er geweint, sagt er. «Die Tränen kamen einfach so, vielleicht waren sie schon eine lange Weile da. Vielleicht war es mein junges Ich, das um etwas weinte, was es nie bekam: Bestätigung.»

Im Frühjahr 2021 konnte Henry nach Frankreich reisen und seine Familie sehen. Nach einigen Tagen wollte er wieder aufbrechen. «Alle begannen zu weinen, meine Freundin, die Nanny, meine Kinder. Zum ersten Mal dachte ich: Die sehen mich, nicht den Fussballer, nicht die Auszeichnungen.»

Henry blieb, er ist jetzt wieder da, wo alles begann. In Frankreich. Er ist Trainer der U-21-Nationalmannschaft und unterhaltsamer Champions-League-Experte beim amerikanischen TV-Sender CBS. Er sagt: «Ich fühle mich menschlich.»