Umstrittener PostThierry Burkart reisst Bilder von arbeitenden Asylbewerbern aus dem Kontext
In den sozialen Medien bemängelt FDP-Präsident Burkart die «Willkommenskultur» in der Schweiz – und illustriert das Ganze mit fragwürdigen Fotos.
- Thierry Burkart postete einen kritischen Kommentar zur Asylpolitik in sozialen Medien.
- Der Beitrag enthielt Bilder, die Asylsuchende bei Freizeitaktivitäten zeigten.
- Die Bilder stammten vom Staatssekretariat für Migration und wurden falsch interpretiert.
Wer sich regelmässig in der politischen Schweiz bewegt, der kam am Mittwochabend um den Tweet nicht herum. Er wurde überall geteilt, x-fach, in den sozialen Medien, per SMS und Slack-Nachrichten. Thierry Burkart, Präsident der FDP Schweiz, teilte auf seinen sozialen Medien (Twitter und Instagram) gegen Asylbewerber aus, und alle – wirklich alle – bekamen es mit.
«Europa verschärft Kampf gegen illegale Migration. Das Departement Jans macht das Gegenteil: Willkommenskultur pur!», postete Burkart. Und weiter: «Mit Anleitung für Asylgesuche, Velokurse für Jugendliche, Wandern und Begegnungen mit Lamas! Es braucht einen Politikwechsel!»
Illustriert war sein Post mit vier Bildern. Zu sehen sind unter anderem dunkelhäutige Jugendliche beim Velofahren auf einem Tartanplatz, auf einer Wanderung irgendwo im Grünen und beim Füttern eines Alpakas (es ist kein Lama).
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«Eiskalt», kommentierte Gerhard Pfister, der Präsident der Mitte, den Post. «Was kommt als Nächstes? They are eating the lamas? #weird», twitterte SP-Nationalrat Fabian Molina. Es gab Hunderte Kommentare – zustimmende und vernichtende. Ton und Inhalt des Posts von Burkart erinnerten viele Kommentierende an Ton und Inhalt der SVP-Asylpolitik.
Die Bilder des Posts stammen offensichtlich vom Instagram-Account des Staatssekretariats für Migration (SEM). Auf diesem Account wird auch ersichtlich, wie es zu den «Begegnungen mit Lamas» gekommen ist. Das Bild mit den Tieren ist nur eines in einer umfangreicheren Reihe, auf denen die gleichen Asylbewerber zu sehen sind – allerdings nicht beim Füttern oder Streicheln der Tiere – sondern beim Putzen der Strasse. «Asylsuchende reinigten im Rahmen eines Beschäftigungsprogramms einen Wegrand und fütterten bei dieser Gelegenheit diese Tiere auf einer nahe gelegenen Weide», heisst es auf Anfrage beim SEM.
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Auf Wunsch von Standortgemeinden von Bundesasylzentren können Asylsuchende an Beschäftigungsprogrammen teilnehmen. Dabei erledigen sie verschiedene Arbeiten, «die der Allgemeinheit dienen und das lokale Gewerbe nicht konkurrenzieren», wie es beim SEM heisst. Die im Post von Burkart gezeigten Bilder seien «aus dem Kontext gerissen» und würden ein «verzerrtes Bild» wiedergeben.
«Es geht um die Kraft der Bilder»
Ton und Inhalt des Beitrags von Burkart passen zur neuen Strategie der FDP. Erst am Wochenende hat der Freisinn ein neues Migrationspapier verabschiedet, mit dem die Schraube im Asylwesen deutlich angezogen werden soll. Man müsse bei der «schieren Masse» junger Männer aus muslimischen Ländern, die ohne Asylgrund in die Schweiz einreisten, viel härter durchgreifen, sagte Burkart schon zu einem früheren Zeitpunkt der NZZ.
«Es geht nicht um einzelne Alpakas, es geht um die Kraft der Bilder», schreibt Burkart auf Anfrage. Das Staatssekretariat für Migration verbreite auf Instagram einen Werbeprospekt. Die Botschaft laute: «Kommt zu uns und bewerbt euch um Asyl.»
Die Schweiz müsse den Menschen Schutz bieten, die an Leib und Leben bedroht seien. Es sei aber nicht im Interesse des Landes, Bilder zu verbreiten, die zeigten: «So schön hat man es als Asylbewerber in der Schweiz.»
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