Bauprojekt wird konkretThalwil braucht «dringend» eine Notunterkunft
Zuerst war es nur ein Projekt auf Vorrat. Nun rückt in Thalwil der Bau einer Asylunterkunft immer näher.
Vor ziemlich genau einem Jahr wurde publik, dass die Gemeinde Thalwil eine Notunterkunft für geflüchtete Menschen plant. Die Rede war von einem zweigeschossigen Holzelementbau, der Platz für rund 40 Personen böte. Als Standort wählte die Gemeinde ein Grundstück an der Alten Landstrasse, in der Nähe der Oberriedner Grenze.
Doch: Ob das Gebäude überhaupt gebraucht wird, war ungewiss. Zumindest auf dem Papier wollten die Verantwortlichen das Projekt trotzdem möglichst weit vorantreiben, «um parat zu sein für den Fall, dass wir den zusätzlichen Platz wirklich benötigen». So sagte es Daniela Brusa, Abteilungsleiterin Soziales.
Immer wieder zügeln
Gemäss Recherchen sucht die Gemeinde jetzt ein Unternehmen, das den Bau der Notunterkunft umsetzt. Heisst das, die Unterkunft wird nun definitiv benötigt? «Ja», sagt Daniela Brusa. Einerseits wolle man damit «die Wohnsituation der Geflüchteten stabilisieren». Denn meistens befänden sich diese in Wohnungen, die die Gemeinde im Sinne einer Zwischenlösung temporär mieten könne. «Das führt dazu, dass die Geflüchteten oft umziehen müssen», was auch für die Gemeinde aufwendig ist.
Andererseits sagt Brusa, müsse man jederzeit mit neuen Flüchtlingsströmen rechnen. Und folglich mit einer Anhebung der Asylquote. Seit letztem Juni liegt diese bei 1,3 Prozent der jeweiligen Einwohnerzahl. In Thalwil entspricht dies 239 Geflüchteten.
Zurzeit sind es 209 Menschen
Momentan befänden sich zwar nur 209 Flüchtlinge in Thalwil. Für die restlichen 30 wäre laut Brusa eine Unterbringung – ebenfalls in befristeten Wohnverhältnissen – noch knapp möglich. Danach stosse Thalwil an die Kapazitätsgrenze. «Darum sind wir auf die Notunterkunft dringend angewiesen.»
Platziert werden soll das 30 Meter lange Gebäude auf einer Grünfläche hinter dem Bürgerheim. In diesem wohnen ebenfalls Flüchtlinge sowie Personen, die Sozialhilfe beziehen. Nachbarn hatten letztes Jahr bewirkt, dass die Gemeinde das Projekt nochmals anpasst. Nun wird es 9 Meter weniger nah an die benachbarten Wohnhäuser kommen. Auch wird der Eingang der Unterkunft neu an der südlichen statt nördlichen Gebäudeseite platziert.
Gebaut werden soll sie ab September. Der Bezug ist für Frühling 2025 vorgesehen. Doch zuerst muss der Gemeinderat den Baukredit von voraussichtlich 1,6 Millionen Franken noch bewilligen.
Holzbau statt Container
Es wird wohl nicht die einzige Notunterkunft in der näheren Umgebung werden. Denn auch die Gemeinde Oberrieden, die bis 69 Geflüchtete unterbringen muss, verfolgt ein entsprechendes Bauprojekt. An einer Infoveranstaltung präsentierte sie letztes Jahr zwei favorisierte Standorte: an der Bruggstrasse und am Wiesengrundweg. Beide liegen nur rund 300 Meter vom Bürgerheim entfernt.
Laut Liegenschaftenvorsteher Urs Klemm (parteilos) werden die beiden Standorte noch immer evaluiert. Der Gemeinderat werde wohl innert der nächsten drei Monate einen Entscheid fällen. Klar ist: Auch Oberrieden würde einen Holzelementbau realisieren. Von der ursprünglichen Idee, Container aufzustellen, sei man weggekommen, sagt Klemm.
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