Leidenschaftliche ZSC LionsTexier entfacht das Feuer, Davos zeigt seine hässliche Fratze
In einem intensiven, zuweilen überharten Playoff-Fight ringen die ZSC Lions den HC Davos 3:2 nieder. Es steht 2:1, nun dürfen beide Teams zwei Tage durchschnaufen.

Als in der Schweiz auf die Saison 1985/86 das Playoff eingeführt wurde, zitierte diese Zeitung einen kanadischen Trainer, der anonym bleiben wollte. Dieser sagte: «Im ersten Spiel bekämpfst du deinen Gegenspieler. Im zweiten hasst du ihn. Im dritten möchtest du ihn am liebsten töten.» Ganz so krass ist es zum Glück nicht. Aber wenn man sich jeden zweiten Tag auf dem Eis duelliert, staut sich schon einiges auf. So nun auch beim Klassiker ZSC gegen HCD.
Zweimal hatten sich die beiden Teams sehr gesittet duelliert, im dritten Spiel kam es nun zu einigen wüsten Szenen, die Sperren nach sich ziehen könnten. So erwischte Jung in der 41. Minute mit einem Check den Kopf Andrighettos, als dieser im Zweikampf mit einem anderen Davoser verwickelt war. Und Irving wuchtete nur zwei Minuten später Bachofner kopfvoran in die Bande. Beide Zürcher konnten glücklicherweise weiterspielen. Jung kam straffrei davon, Irving mit einer Zweiminutenstrafe.
Es spricht für die ZSC Lions, die schon früh Hollenstein bei einem unglücklichen Zusammenstoss verloren, dass sie sich nicht den Schneid abkaufen liessen, aber auch nicht ihre Nerven verloren. 3:1 führten sie zum Zeitpunkt jener Attacken, Nordström (51.) brachte die Davoser noch auf ein Tor heran. Doch ihren Vorsprung konnten die Zürcher über die Zeit retten. Weil sie nicht passiv wurden, und weil Nordström bei der letzten HCD-Chance nur den Pfosten statt ins Tor traf.

Den ZSC Lions war in dieser Szene das Glück der Tüchtigen hold. Anders als am Freitag beim 1:2 in Davos traten sie diesmal von Beginn weg aktiv auf. Wobei es möglicherweise die Physiognomie des Spiels prägte, dass sich die Davoser schon früh mehrere Zweiminuten-Strafen einhandelten. Doch die ZSC Lions kamen in fast acht Minuten Überzahl zu nichts Zählbarem. Und obschon der HCD im Startdrittel offensiv fast nicht stattfand, entschied er es für sich: Wieser stocherte den Puck 49 Sekunden vor der ersten Pause an Hrubec vorbei zum 1:0.
Die Zürcher drückten die Davoser weiter in die eigene Zone, und Texier entfachte mit dem 1:1 in der 30. Minute per «Buebetrickli» das Feuer. Als sich die Davoser weitere Strafen leisteten, rächten sich diese: Rasmussen musste von der Strafbank mitansehen, wie Andrighetto (35.) und Kukan (36.) innert 50 Sekunden auf 3:1 stellten. Weil es die Lions verpassten, weitere Tore zu erzielen, wurde es aber noch knapp.
Erstaunlich war, dass der HCD, der in den ersten zwei Partien die Zürcher Abwehr mit furiosem Forechking immer wieder in Probleme gebracht hatte, diesmal weitaus weniger Druck ausübte. Möglicherweise fehlte etwas die Kraft, vielleicht war das auch eine taktische Vorgabe. Gut möglich auch, dass die Zürcher die Davoser mit ihrem nun weitaus durckvolleren Spiel überraschten.
Die beiden Teams haben nun zwei spielfreie Tage, ehe es am Mittwoch in Davos weitergeht. Die ZSC Lions müssen dann dort anknüpfen, wo sie nun aufgehört haben. Denn wie heisst es so schön: Angriff ist die beste Verteidigung.
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