«Weihnachtsgeschenk für die Menschheit»James-Webb-Teleskop zu Sonnenumlaufbahn unterwegs
Jubel im europäischen Raumhafen Kourou in Französisch-Guayana: Der 10 Milliarden Dollar teure Hubble-Nachfolger hat sich von der Trägerrakete abgekoppelt.
Nach 30 Jahren Entwicklungszeit und nach immer wieder verschobenen Starts dauert es am Samstag noch einmal 27 angespannte Minuten, bis endlich vor den Monitoren am europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana lauter Jubel ausbricht.
Unter den Zuschauenden im Beobachtungszentrum löst sich die Anspannung, nachdem sich Sekunden zuvor das teuerste Teleskop in der Geschichte der Menschheit von seiner Trägerrakete abgekoppelt hat. Das «James Webb Space Telescope» (JWST) ist jetzt allein auf seiner historischen Mission – und eines der anspruchsvollsten Weltraum-Projekte der Menschheit ist erfolgreich auf den Weg gebracht.
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Etwa vier Wochen wird es dauern, bis das Teleskop in seinem rund 1,5 Millionen Kilometer entfernten Zielorbit (rund vier Mal so weit wie die Distanz zwischen Erde und Mond) ankommt. Dort soll es unter anderem mit Hilfe eines 25 Quadratmeter grossen Spiegels tiefer ins Universum schauen als jedes andere Fernrohr zuvor.
Über zehn Jahre lang soll das Teleskop die ältesten Galaxien des Weltalls erkunden – «James Webb beginnt seine Reise zur Geburt unseres Universums», sagt der Kommentator der Nasa-Liveübertragung dazu.
«Ein Weihnachtsgeschenk für die Menschheit»
«Wir haben der Menschheit auf der ganzen Welt ein Weihnachtsgeschenk bereitet», sagt Josef Aschbacher, österreichischer Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation Esa kurz nach dem Start – und gibt dann zu, besonders aufgeregt gewesen zu sein. «Ich könnte das nicht jeden Tag machen, das wäre nicht gut für meine Lebenserwartung.»
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Die Kooperation der Weltraumagenturen Nasa aus den USA, Csa aus Kanada und Esa aus Europa mit vielen weiteren Partnern ist beispiellos – und sie stand nicht immer unter einem guten Stern. Das Fachmagazin «Nature» schrieb einst vom «teuersten astronomischen Risiko der Geschichte».
Ende der 80er Jahre kam erstmals die Idee eines solchen Teleskops auf, seitdem wurde geplant und gebaut. Immer wieder verzögerte sich die Entwicklung, die ursprünglich auf rund 500 Millionen Dollar geschätzten Kosten explodierten. Schon 2007 hatte das Teleskop ursprünglich einmal starten sollen – aber der Start verschob sich wieder und wieder nach hinten.
Danach gab es eine Kontroverse um den Namen, der auf den zweiten Direktor in der Geschichte der Nasa zurückgeht. Webb stand in den 60er Jahren der Nasa vor – zu Zeiten, in denen die Behörde die ersten Menschen ins All schickte, aber auch zu Zeiten, in denen ein Mitarbeiter entlassen wurde unter dem Verdacht, dass er schwul sein könnte. Zahlreiche Wissenschaftler hatten eine Umbenennung gefordert, aber der aktuelle Nasa-Chef Bill Nelson lehnte ab.
«Grosse Belohnung kommt immer mit grossem Risiko», sagt Bill Nelson in einem kurzen Statement nach dem Start am Samstag. Er schliesst mit Worten, die er der Bedeutung des Moments für angemessen hielt: «Gott schütze die Wissenschaftler und Gott schütze den Planeten Erde.»
Wissenschaftler erhoffen sich von den Aufnahmen des James-Webb-Teleskops unter anderem Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall vor rund 13,8 Milliarden Jahren. Erste Daten und Bilder des Teleskops werden frühestens im Sommer erwartet. Die Nasa hatte zum Start 344 kritische Punkte der Mission festgestellt, die den geplanten Einsatz des Teleskops bedrohten.
Das James-Webb-Teleskop wurde laut Betreiberangaben rund 30 Jahre lang entwickelt und kostete etwa 10 Milliarden Dollar. Es übersteigt die Leistungsfähigkeit des bekannten Hubble-Teleskops um ein Vielfaches.
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SDA/anf/oli
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