Rückschlag für Australian OpenTennisprofis aus dem Quarantäne-Hotel verbannt
Auf Druck von Anwohnern muss für die zweiwöchige Isolierung in Melbourne eine andere Unterkunft gefunden werden.
Das für die Quarantäne vorgesehene Luxushotel The Westin in Melbournes Business District fällt auf Druck der Anwohnerschaft vor dem Australian Open aus. Denn im gleichen Gebäude befinden sich auch Privatwohnungen, und 36 der Besitzer wehrten sich mit allen Mitteln – und nun erfolgreich – dagegen, mit Hunderten von potenziell infizierten Tennisprofis aus aller Welt unter dem gleichen Dach zu wohnen. Sie strebten eine gerichtliche Verfügung an.
Australien geht gegen das Coronavirus rigoros vor. Sogar der Binnenverkehr ist im Land massiv eingeschränkt worden. Der 25-Millionen-Staat verzeichnet bis jetzt denn auch über 16-mal weniger Infizierte (28’517) als die Schweiz und über 8-mal weniger Todesopfer (909). Als Folge der Pandemie wurde das Australian Open bereits um drei Wochen verschoben (Start 8. Februar), und alle Teilnehmenden müssen sich einer 14-tägigen Quarantäne unterziehen, Start 15. Januar.
Krisengespräche und eine abrupte Stornierung
Dabei müssen alle negativ auf Covid-19 getestet werden, bevor sie an Bord der Charterflüge nach Australien fliegen können. Dort sollen sie erneut mindestens fünfmal getestet werden, während sie in Quarantäne sind. In dieser Zeit dürfen sie maximal fünf Stunden ausserhalb des Zimmers beim Training verbringen, wobei sie bei den Transfers zwischen Anlage und Hotel streng abgeschirmt sind.
Die Wohnungseigentümer fühlten sich übergangen, schlecht informiert und befürchteten, das Virus könnte über Entlüftungskanäle oder Klimaanlagen zwischen den Stockwerken übertragen werden. Bereits am Montag kam es zu Krisengesprächen zwischen dem Management des Hotels und mehreren Penthouse-Besitzern. Angeblich wurde versucht, eine mögliche Klage durch finanzielle Entschädigungen abzuwenden, die Rede war von umgerechnet 100’000 Franken.
Am Dienstagmorgen gingen die Diskussionen weiter und führten «zur abrupten Stornierung des Multimillionen-Vertrages», wie «The Age» schrieb. Gemäss Informationen der wichtigsten Melbourner Zeitung könnte dies für den Verband Tennis Australia eine Entschädigungszahlung nach sich ziehen. In welchem Hotel der Tenniszirkus nun seine Quarantäne-Zelte aufschlagen wird, ist unklar. Lisa Neville, eine Ministerin des Bundesstaates Victoria, erklärte, dass eine Alternative bereits gesichert worden sei.
Ob das Australian Open tatsächlich stattfinden kann, scheint angesichts der internationalen Entwicklung der Pandemie immer fraglicher (auch die Austragung des Formel-1-Grand-Prix in Melbourne im März ist alles andere als gesichert). Der Auftakt der Tennissaison in Australien wurde bereits massiv zusammengestaucht. Alle sonst über das Land verteilten Anlässe vor dem Australian Open wurden gestrichen oder – wie der auf zwölf Nationen halbierte ATP-Cup – nach Melbourne verschoben.
Dort sollen in der ersten Februarwoche nun mehrere Anlässe parallel stattfinden, neben dem ATP-Cup auch zwei ATP-250- und zwei WTA-500-Turniere. Klar ist, dass Roger Federer fehlen wird; er hat seine Australien-Reise annulliert und wird den «Happy Slam» erstmals überhaupt verpassen.
Drei verschiedene Zuschauerzonen
Tennis Australia hatte nach monatelangen Gesprächen mit der Regierung des Bundesstaates Victoria am 18. Dezember einen Deal ausgehandelt, der es ermöglichen soll, das Grand-Slam-Turnier im Februar auszurichten. Die Zuschauerzahl wird stark reduziert. Der Melbourne Park soll in drei separate Zonen um die drei grössten Stadien aufgeteilt werden, wobei sich die Besucher auf eine zu beschränken haben. Vorerst ist nur ein Viertel der möglichen Auslastung von über 800’000 Zuschauern in den Vorverkauf gelangt, wobei die Veranstalter hoffen, noch bis auf 50 Prozent erhöhen zu können. Alle Tickets werden digitalisiert ausgestellt, um die Kontakte zu minimieren.
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