Taylor Swift empfiehlt, wählen zu gehenDie Popkönigin erntet Hass für einen Insta-Post
Taylor Swift treibt die Wirtschaft und die Jugend an – und stürzt Vertreter der Republikanischen Partei in Angst und Schrecken.
«Damit hat sie gerade ihre Karriere beendet»: So fauchten konservative Kritiker 2018, als die amerikanische Sängerin Taylor Swift ihre lange und mit Nachdruck gepflegte politische Neutralität schliesslich aufgab. Sie sagte damals, sie tue dies zugunsten jener Politikerinnen und Politiker, «welche die Menschenrechte schützen». Sie glaube an den Kampf für LGBTQ- und Frauenrechte. Auch sei der systemische Rassismus in den USA entsetzlich.
Bekanntlich lagen die Kritiker falsch – und wie! Das «Wall Street Journal» hat unlängst gar den Begriff «Taylornomics» geprägt: Wo Swift hinkommt, explodiert die Wirtschaft (und die Stadien platzen aus den Nähten). Die Übernachtungszahlen boomen, die lokalen Shops von Lebensmitteln bis zu den Souvenirläden machen einen Riesen-Reibach.
Das bestätigt auch ein Blick auf die aktuell laufende sechste Konzerttour des amerikanischen Pop-Superstars, die «Eras»-Tour: Diese wird über eine Milliarde Dollar einspielen und ausserdem, so schätzt man, die US-Wirtschaft durch Konsumausgaben um 5 Milliarden bereichern – ganz abgesehen von anderen Staaten. Allein jeder von Swifts über 50 Lastwagenfahrern hat seit Tourstart übrigens bereits einen 100’000-Dollar-Bonus erhalten; und in jeder besuchten Stadt unterstützte die Künstlerin grosszügig Tafeln für Bedürftige.
Taylor Swifts Interventionen könnten matchentscheidend für die Präsidentschaftswahl von 2024 sein.
Swifts Einfluss kann kaum überschätzt werden, und deshalb laufen Konservative Sturm und fahren ihr an den Karren, wo sie können – oder meinen, es zu können. Zum Beispiel wegen der Sache mit dem «Nationalen Tag der Wählerregistrierung» am 19. September: Die 33-Jährige ermunterte ihre über 273 Millionen Instagram-Follower in einem kleinen, geradezu unauffälligen Post, sich doch zu registrieren, der eigenen Stimme Gewicht zu verschaffen. Sie verwies dafür auf die Non-Profit-Organisation Vote.org – wohlgemerkt, ohne dabei eine spezifische Wahlempfehlung abzugeben. Daraufhin verzeichnete ebendiese Organisation einen starken Anstieg der Wählerregistrierungen.
«Unsere Website hatte im Durchschnitt alle 30 Minuten 13’000 User», erzählt die CEO von Vote.org in einem Interview: eine Zunahme der Zugriffe um 1226 Prozent in der Stunde nach Swifts Post. Insgesamt gab es an dem Tag mehr als 35’000 Registrierungen, rund 25 Prozent mehr als am nationalen Registrierungstag im Vorjahr.
Der kalifornische (demokratische) Gouverneur Gavin Newsom glaubt denn auch, dass Taylor Swifts Interventionen matchentscheidend für die Präsidentschaftswahl von 2024 sein könnten. Besonders, weil die vielfach geehrte Künstlerin über junge Leute so eine Wirkungsmacht habe: Die Zahl der 18-Jährigen, die sich nun bei Vote.org registrierten, hat sich gegenüber 2022 verdoppelt.
Der rechte Flügel der Republikaner versucht, die Sängerin schlechtzureden.
Klar, dass dies den Republikanern nicht gefällt. Schon länger haben sie erkannt, dass sie grundsätzlich besser fahren, wenn weniger Menschen zur Wahl gehen. Daher haben sie vielerorts den Urnengang mit diversen Vorschriften und Strategien erschwert. Es ist zudem kein Geheimnis, dass just auch die Jungwähler zu Joe Bidens Sieg beitrugen: Von den U-30, die in den vorherigen Wahlen noch keine Stimme abgegeben hatten, überzeugte Biden 59 Prozent (Trump: 33 Prozent). Insgesamt stellten die U-30 2020 immerhin 15 Prozent aller Wählenden.
Der rechte Flügel der Republikaner versucht deshalb, die Popkönigin schlechtzureden – die ausgerechnet auch in den Stammlanden der Republikaner, im ruralen Raum, über viele leidenschaftliche Fans verfügt, zumal sie einst als Country-Sängerin losgelegt hatte. «Taylor Swift ist doof und ihre Musik beschissen», schrieb etwa der CEO des konservativen Webmagazins «The Federalist». Andere wie der konservative Politkommentator Clay Travis mühten sich, Taylor Swifts Partnerwahl von oben herab zu diskreditieren («Travis Kelce ist eine schlechte Wahl für dich – Taylor, wenn du meine Tochter wärst …»). Der Backlash liess nicht auf sich warten.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Neben den Swifties spotteten auch Biden-Anhänger wie Victor Shi, Autor und Stratege der Organisation Voters of Tomorrow, über diese und ähnliche Angriffe. «Wenn ihr Taylor Swift attackiert, attackiert ihr auch die Generation Z. Viel Glück, Republikaner. Ihr seid am Arsch.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Zugegeben: Es ist in der Tat ein wenig unheimlich, dass eine einzelne Gestalt aus dem Entertainmentsektor womöglich so viel Einfluss nehmen kann. Was sagt dies über die Qualität des demokratischen Diskurses heutzutage aus? Für Kulturpessimismus besteht – diesbezüglich – allerdings kein Anlass: Als Hillary Clinton 2016 fürs Präsidentenamt kandidierte, setzten sich, unter anderem, Beyoncé in Ohio für sie ein, Jennifer Lopez in Florida und Bruce Springsteen in Pennsylvania. In allen drei Bundesstaaten verlor Clinton.
Fehler gefunden?Jetzt melden.