Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Nachfolge von Ueli Maurer
Tännler will in den Bundesrat – für Zug und Zürich (und die SVP)

Heinz Tännler ist seit 16 Jahren Mitglied der Zuger Kantonsregierung – und wollte schon vor 11 Jahren Bundesrat werden.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Offiziell ist es sein zweiter Anlauf, inoffiziell sogar ein dritter Versuch: Heinz Tännler wollte schon 2011 für die SVP in den Bundesrat, schaffte es aber nicht bis auf das SVP-Ticket. 2015 überlegte sich der damalige Zuger Baudirektor zwar eine Kandidatur, liess aber seinem Parteikollegen Thomas Aeschi den Vortritt. Jetzt hat Tännler, der inzwischen der Zuger Finanzdirektion vorsteht, sein Interesse an einer Kandidatur für die Nachfolge von SVP-Bundesrat Ueli Maurer bekannt gegeben. «Die Partei soll eine Auswahl haben», sagte er der Zeitung «Schweiz am Wochenende».

«Es geht um grosse Herausforderungen», ergänzt der 62-Jährige auf Anfrage. Er erwähnt Sorgen um Inflation, um eine mögliche Rezession, um die Energiesicherheit. «Da ist es wichtig, dass wir Sachverstand und Erfahrung im Bundesrat haben», sagt er, «und – das ist besonders zu betonen – Führungsqualität.»

Auf Distanz zu Christoph Blocher

Es ist klar, in welche Richtung diese Aussage zielt: Der ehemalige Parteipräsident Albert Rösti ist der Kandidat mit den weitaus besten Wahlchancen. Allerdings: Ausser als Gemeindepräsident seines Heimatortes Uetendorf BE hat Rösti kaum Regierungserfahrung. Tännler ist seit 16 Jahren Mitglied der Zuger Regierung. Als Finanzdirektor erbte er ein Defizit, das er zügig abbaute. Die Zuger SVP lobt ihn als «Macher mit Finanz-Know-how». SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi schreibt auf Twitter, er begrüsse die Kandidatur sehr. Womit wohl auch feststeht, dass Aeschi dieses Mal von einer eigenen Kandidatur absieht – 2015 wurde ihm seine Nähe zu Christoph Blocher, seine politische Schärfe nach Art der Zürcher SVP, zum Verhängnis.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Tännler hingegen gilt zwar nicht als «Netter», aber dennoch als ein SVP-Politiker, der mit anderen Parteien Lösungen sucht. In der «Schweiz am Wochenende» betont er, dass er eine eher distanzierte Beziehung zu Blocher habe: «Ich war noch nie bei ihm in Herrliberg.»

Zudem präsentiert sich Tännler als ein Kandidat für den Kanton Zürich: Aus der SVP-Region Zürich werde sich wohl niemand bewerben, umso sinnvoller sei seine Kandidatur. «Zug ist ein Brückenbauer zwischen Zürich und der Innerschweiz», sagt er. 3,5 Millionen Menschen lebten in diesem Grossraum, dem Motor der Schweizer Wirtschaft. Zug sei ein Nettozahler im Finanzausgleich zwischen den Kantonen.

Es sei nicht gut, wenn diese Region nicht im Bundesrat vertreten sei, meint Tännler. Sollte ein Berner in den Bundesrat nachrücken, wären dort nur noch Nehmerkantone vertreten. «Da herrschen dann Haltungen im Bundesrat vor, die eine solche Region nicht abdecken», sagt er.

Briefkastenfirmen und Holdingstrukturen

Tännler ist Anwalt und Notar – seine Kritiker sehen ihn als Interessenvertreter der Zuger Briefkastenfirmen und Holdingstrukturen. Von 2004 bis 2007 leitete Tännler die Rechtsabteilung des Weltfussballverbandes Fifa und war Mitglied der Geschäftsleitung – zu einer Zeit, in der Korruption im Weltfussball Schlagzeilen machte. Josef Lang, Grünen-Politiker aus Zug und Dauerkritiker von Tännler, warnte seine damaligen Parlamentskollegen in Bern 2011 vor der Wahl «eines Fifa-Kopfes» – ausdrücklich ohne Tännler persönlich Korruption vorzuwerfen. Auch jetzt meldet sich Lang wieder bei dieser Redaktion und verweist auf Tännlers Fifa-Vergangenheit.

Darauf reagiert Tännler irritiert. «Diese Thematik jetzt hervorzuzaubern, ist billig», sagt er. «Ich habe dort einen korrekten Job gemacht. Das ist alles lange her, man muss einen Strich ziehen. Ich bin 16 Jahre Regierungsrat in Zug, das ist mein Leistungsausweis.»

Ein Dreierticket mit Frau?

Ob dieser Leistungsausweis für die SVP ausreicht, ist noch unklar. 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung befürworten die Kandidatur von Albert Rösti, wie der «SonntagsBlick» in einer Umfrage ermittelte. Dabei erfreut sich der umgängliche Berner Nationalrat sogar einer gewissen Sympathie unter Wählern und Wählerinnen der FDP, der GLP und der SP. Derzeit tritt Tännler nicht nur gegen Rösti an, sondern auch gegen den Berner Ständerat Werner Salzmann.

In der «SonntagsZeitung» forderte die Zürcher Nationalrätin Barbara Steinemann ein SVP-Dreierticket mit einer Frau. Am Montag will die Nidwaldner Regierungsrätin Michele Blöchliger bekannt geben, ob sie zur Verfügung steht. Die Frist der SVP-Findungskommission läuft bis Ende Woche. Es könnten sich noch andere Interessenten – oder gar Interessentinnen – aus der Deckung wagen.