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Knall bei Swissport-Angestellten
Personal an Schweizer Flug­häfen reichts – im Sommer drohen Proteste

Stress, zu wenig Personal, Druck: Beim Swissport-Personal an den Schweizer Flughäfen läuft es im Moment gar nicht rund.
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Corona und der Lockdown liessen den Flugverkehr im Frühjahr 2020 implodieren. Das sahen auch die Swissport-Arbeitnehmenden ein, entsprechend waren sie bereit, temporäre Zugeständnisse bei den Arbeitsbedingungen zu akzeptieren – den sogenannten Krisen-GAV, gültig seit dem 1. Januar 2021. Sie machten das unter der Bedingung, dass die Mitarbeitenden umso stärker beteiligt würden, wenn es Swissport Zürich wieder besser gehe. 

Nur: Letzteres lehnt Swissport laut den Gewerkschaften nun ab, obwohl der Flugverkehr wieder stark zugenommen hat. Die VPOD Luftverkehr meldet nun, dass sich Swissport nicht an die in der Corona-Krise getroffene Abmachung halte. «Im Gegenteil, sie will die Einsparungen der Krisenmassnahmen auch künftig beibehalten», schreiben die Gewerkschaften in einer Mitteilung. «Ein Problem ist auch, dass Swissport wegen der schlechten Arbeitsbedingungen keine guten Leute mehr findet», sagt Stefan Brülisauer vom VPOD Luftverkehr. Die Firma rekrutiere deshalb fast nur noch über Temporärbüros. «Mitarbeitende sagen mir, die Neuen seien deshalb mehr Belastung als Entlastung. Swissport nehme jeden, der komme – egal wie qualifiziert die Person ist.»

Erste GAV-Kündigung in 80 Jahren

Arbeitnehmende und Arbeitgeber haben sich weit voneinander entfernt, wie Gewerkschafter Brülisauer sagt: «Am Dienstag war der Stationsmanager bei den Angestellten vor Ort. Diese haben ein Foto gemacht und im internen Chat dazu geschrieben: ‹Ein Alien von einem anderen Planeten ist zu Besuch›.» Zu den Arbeitsbedingungen bei Swissport erwähnt er, dass 6-Tage-Wochen heute die Regel seien, Wochenendarbeit ebenso. Und die Überstunden häuften sich. «Ein Familien- oder Sozialleben ist so kaum mehr möglich.»

Die Gewerkschaften entschieden sich nun, den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) zu kündigen. Es ist ein drastischer Schritt, wie Christian Zünd sagt, als CEO des Kaufmännischen Verbands Schweiz einer der Sozialpartner im Luftverkehr: «In knapp 80 Jahren sah sich der Verband noch nie gezwungen, einen solchen Schritt zu machen.» In einer Mitteilung schreibt Swissport Zürich: «Wir werden nun die aktuelle Situation und mögliche Szenarien bewerten.»

Protestaktionen in Planung

Vom Streikverbot entbunden sind die Mitarbeitenden damit noch nicht. Die Kündigungsfrist für den GAV beträgt sechs Monate, so lange gilt die Friedenspflicht. Streiks wären erst danach zulässig. Dennoch kündigen die Gewerkschaften für die Sommerferien erste Protestaktionen an: «Der Wortbruch von Swissport Zürich wird nicht unbeantwortet bleiben.»

Um was für Aktionen es sich handeln wird, ist unklar: Gegenüber dem «Blick» erklärte Gewerkschaftssekretärin Regula Pauli, dass es im Moment darum gehe, Aktionen zu planen - beschlossen sei noch nichts. Die Grünen-Nationalrätin und Präsidentin der Gewerkschaft VPOD, Katharina Prelicz-Huber, schliesst einen Streik nicht aus. Das sei die härteste aller Kampfmassnahmen – das Bodenpersonal habe auch schon dazu gegriffen, äusserte sich sich im «Blick».

In Basel liegt der Fall ein wenig anders

Und was bedeutet das alles für den Euro-Airport in Basel? Stefan Brülisauer vom VPOD Luftverkehr sagt, dass zuerst Zürich und dann Basel an der Reihe sei: «Ein Problem nach dem anderen.» Die Situation sei auch nicht ganz dieselbe, sagt er. Auch weil der Euro-Airport auf französischem Boden liegt.

Die Swissport-Mitarbeitenden sind nicht die Ersten in der Flugbranche, die diese Massnahme ergreifen, wie «10 vor 10» am Dienstag berichtete: In Brüssel streikte jüngst das Sicherheitspersonal, alle Abflüge fielen aus. In Spanien kündigt das Easyjet-Personal an, tagelang zu streiken.

Arbeiten sie nicht, läuft es am Flughafen nicht rund: Ein Swissport-Mitarbeiter beim Beladen einer Swiss-Maschine. 

Swissport Zürich bestätigt den Erhalt des Schreibens der Gewerkschaften. Das Unternehmen werde nach der vorzeitigen Kündigung die aktuelle Situation bewerten. «Swissport Zürich bedauert den Entscheid der Verbände und wird den Dialog weiter aktiv aufrecht halten.» Übereinstimmend hätten die Sozialpartner am 20. Juni  beschlossen die laufenden GAV-Verhandlungen weiterzuführen. Ziel sei es, auf anfangs des nächsten Jahres einen neuen Gesamtarbeitsvertrag abschliessen und die Sozialpartnerschaft fortführen zu können.

Korrektur von 13:30 Uhr In einer ersten Version dieses Textes hiess es, die Mitarbeitenden seien mit der Kündigung des GAV von der Friedenspflicht entbunden. Das ist nicht ganz korrekt. Während der Kündigungsfrist gilt das Streikverbot noch. Streiks sind erst zulässig, wenn der GAV nicht mehr in Kraft ist.

ebi./leu