Geplante Vorstösse zur VolksschuleAuch SVP plant Angriff auf integrativen Unterricht
FDP und SVP planen neue Vorstösse zur Schulpolitik. Die Präsidenten Burkart und Dettling kämpfen um die Vorherrschaft beim Thema.

- Nach der FDP will jetzt auch die SVP die Volksschule mit einem neuen Positionspapier reformieren.
- Sonderklassen für fremdsprachige und lernschwache Kinder sollen wieder eingeführt werden.
- Beide Parteien reklamieren den neuen Fokus auf die Bildungspolitik für sich.
«Die integrative Schule ist gescheitert», erklärte FDP-Parteipräsident Thierry Burkart Mitte Juni gegenüber dieser Redaktion und lancierte mit dieser Aussage ein neues Positionspapier der Liberalen, welche die Volksschule grundlegend reformieren will. Sonderklassen für fremdsprachige und lernschwache Kinder sollen wieder eingeführt werden und das Erlernen der deutschen Sprache Priorität haben.
Jetzt hat auch die SVP an ihrer gestrigen Delegiertenversammlung in Schachen AG die Bildungspolitik neu für sich entdeckt und fordert eine fundamentale Neuausrichtung der schulischen Organisation. «Es läuft zu viel falsch», stellte der Nidwaldner Bildungsdirektor Res Schmid fest und präsentierte in 14 Punkten seine Auslegung, weshalb die integrative Schule gescheitert ist. Wie die FDP fordert auch die Volkspartei die Wiedereinführung von separaten Förder- und Sprachklassen, um «Unruhe und Mangel an Disziplin», welche in vielen Klassen herrschten und die Konzentrationsfähigkeit der Schüler stark beeinträchtigten, zu bändigen.
Dazu brauche es eine Rückbesinnung auf bewährte Lehr- und Lernmethoden, eine Priorisierung der Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen und mehr Frontalunterricht. Zudem solle in der Primarschule nur noch eine und nicht zwei Fremdsprachen unterrichtet werden. Auch will die SVP die Digitalisierung im Unterricht begrenzen und von ihr als unnötig empfundene Themen wie die Genderdebatte und Sexualunterricht aus der Primarschule entfernen.
Auch SVP will Mustervorstösse zuhanden der Kantone
Am Freitag hatte die FDP fünf Mustervorstösse zuhanden der kantonalen Behörden präsentiert, mit denen sie die Volksschule «retten» will. Als Massnahmen neben der mit der SVP deckungsgleichen Wiedereinführung von Sonderklassen und separatem Sprachunterricht für Fremdsprachige will sie schärfere Regeln für Handys, die politische Neutralität im Unterricht und in den Lehrmitteln sicherstellen und Bürokratie an den Schulen abbauen.
Der SVP-Präsident Marcel Dettling hat den Zürcher SVP-Nationalrat Benjamin Fischer damit beauftragt, ein nationales Positionspapier der Partei zur neuen Bildungspolitik auszuarbeiten. Dieses soll in den nächsten Monaten verfeinert und im Winter mit den Bildungsverantwortlichen der Kantone bereinigt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt will daher auch die Volkspartei Mustervorstösse zur Neuausrichtung der Volksschule präsentieren.
«FDP schon immer die Bildungspartei»
Obwohl die FDP den neuen Fokus der Bürgerlichen auf die Bildungspolitik zuerst für sich entdeckt hat, beansprucht die SVP den politischen Kurswechsel für sich: «Dass nun auch die FDP die Bildungspolitik für sich entdeckt hat, freut uns», sagte Dettling gegenüber der «NZZ am Sonntag». «Es zeigt uns, dass die Einsicht langsam wächst, dass in unseren Schulen vieles falsch läuft. Darauf haben wir schon lange hingewiesen.»
FDP-Präsident Thierry Burkart wiederum weist darauf hin, dass die Liberalen bereits vor 200 Jahren die unentgeltliche Volksschule für Mädchen und Knaben eingeführt hätten: «Wir waren schon immer die Bildungspartei der Schweiz, wir sind es heute, und wir werden es auch in Zukunft sein.» Die FDP überlegt sich zudem, eine Volksinitiative zu lancieren, falls die Vorstösse auf kantonaler Ebene keine Wirkung zeigen.
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