Sparmassnahmen bei SRFSusanne Wille kürzt Budgets um bis zu 20 Prozent
Die Kulturabteilung von Schweizer Radio und Fernsehen muss Einsparungen bei Sendungen hinnehmen. Zugleich sollen neue Formate für Instagram und Youtube erarbeitet werden.
Wegen rückläufiger Werbeeinnahmen muss SRF aktuell insgesamt 16 Millionen Franken sparen. Davon betroffen ist nun auch die Kultur, wie SRF am Freitag bekannt gab. Mehrere Sendungen müssen Kürzungen bei ihren Budgets in Kauf nehmen. Hinzu kommen Streichungen im Programm. Verantwortlich für SRF Kultur ist seit Juni des vergangenen Jahres die frühere «10 vor 10»-Moderatorin Susanne Wille.
Hörbar werden die Streichungen auf Radio SRF 2 Kultur: Dort wird der Sendeschluss des moderierten Programms um zwei Stunden vorgezogen – von Mitternacht auf 22 Uhr. Danach läuft auf dem Kultursender das Klassikprogramm von Radio Swiss Classic.
Zudem wird SRF weniger Konzerte im Bereich Klassik aufzeichnen. Aufgefangen werden soll dieser Wegfall durch einen Austausch von Aufzeichnungen mit RTS und RSI sowie über die Austauschplattform der EBU. Auch im Fernsehen wird es zukünftig weniger Ausstrahlungen von klassischen Konzerten geben.
Auch journalistisches Angebot betroffen
Besonders stark betroffen von den Sparmassnahmen ist das journalistische Angebot von Radio SRF 2 Kultur. So muss die 50-minütige Hintergrundsendung «Kontext» auf Radio SRF 2 Kultur eine Budgetreduktion von 20 Prozent hinnehmen. Für die tägliche Sendung stehen zukünftig nur noch fünf Vollzeitstellen zur Verfügung, wobei diese auf weitere Fachredaktionen verteilt sind, die Inhalte für «Kontext» zuliefern.
Neben der angekündigten Budgetkürzung hat die «Kontext»-Redaktion einen «Entwicklungsauftrag» erhalten, um die «Dramaturgie» und das Konzept der bisher 50-minütigen Sendung den digitalen Nutzungsgewohnheiten anzupassen.
Ebenfalls gekürzt werden die Ressourcen der Literaturredaktion: 150 Stellenprozente werden gestrichen. Das ist rund ein Sechstel aller Literaturstellen. Zukünftig wird es bei SRF nur noch knapp 9 Vollzeitstellen geben, um die verschiedenen Angebote fürs Radio, auf den Onlineplattformen und fürs Fernsehen zu erarbeiten.
«Kulturplatz» neu auf Instagram
Budgetkürzungen gibt es bei weiteren Sendungen wie «DOK», «Sternstunde», im Musikjournalismus und beim Hörspiel.
Ähnlich wie bei «Kontext» ist die Situation beim «Kulturplatz»: Auch die Redaktion des wöchentlichen Kulturmagazins muss sparen und «Form und Konzept» des wöchentlichen Kulturmagazins «weiterentwickeln», wie es in der Medienmitteilung heisst. Hinzu kommt neu eine tägliche Kulturberichterstattung auf Instagram. Von den zehn Vollzeitstellen, die für das wöchentliche Kulturmagazin reserviert sind, werden nun ein Drittel für Instagram abgezügelt.
Neue Angebote für junge Zielgruppe
Bereits im Oktober des vergangenen Jahres hat SRF angekündigt, dass es die Literatursendung «52 beste Bücher» sowie die Religionssendungen «Zwischenhalt» und «Blickpunkt Religion» einstellen wird, was für Proteste sorgte. Zurzeit würden «in einer vertiefenden Marktstudie» die Bedürfnisse des «literaturaffinen Publikums» abgeklärt, schreibt SRF heute. «Nach Vorliegen der Ergebnisse startet der Kreativprozess» für ein neues Literaturformat.
Neben den Sparmassnahmen ist diese die zweite Tendenz, die sich unter der Leitung von Susanne Wille abzeichnet: Für die junge Zielgruppe sollen auf Plattformen wie Instagram neue Angebote geschaffen werden. Weitere Angebote sind geplant in den Bereichen Wissen, Fiktion, Philosophie und Dokumentation. Über die konkreten Neuerungen und Sendestarts will SRF «laufend informieren».
Bereits erfolgreich gestartet sei das Philosophie-Format «Bleisch & Bossart», das SRF für ein junges Publikum auf Youtube produziert: Rund die Hälfte aller Videostarts und zwei Drittel der Wiedergabedauer entfallen gemäss SRF auf die Zielgruppe der unter 45-Jährigen.
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