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Schmankerl aus der Super League
Loch Ness, ein Dach und die goldene Ananas

13.12.2023; Winterthur; Fussball Super League - FC Winterthur - FC Zuerich, Jubel Torschuetze Nishan Burkart (Winterthur) mit Sayfallah Ltaief (Winterthur) und Samuel Ballet (Winterthur) nach dem Tor zum 2:1
(Claudio Thoma/freshfocus)
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FC Winterthur – wo die Einbildung hilft

Manchmal sind es die kleinen Momente, die in Erinnerung bleiben. Vielleicht hilft dann auch noch die Einbildung beim Gefühl, dass es so auf der Schützenwiese noch nie gewesen ist – so laut und intensiv beim Jubeln.

Der FCW hat seinen liebsten Gegner zu Gast, den FCZ, als es der 13. Dezember ist und kalt unter dem Flutlicht. Der FCZ ist Zweiter, der FCW nur Zehnter. Die Nachspielzeit läuft, es steht 1:1, der FCW greift nochmals an: langer Ball in den Strafraum, Direktabnahme von Nishan Burkart, Tor. Und Jubel, aber nur so lange, bis alle merken, dass der Linienrichter auf Abseits entschieden hat. 

Der VAR meldet sich. Diesmal ist er nicht, was er gern ist, ein Stimmungskiller, jetzt sorgt er für eine Jubelexplosion, weil das Tor Burkarts zählt. Das Dach der alten «Schützi»-Tribüne scheint wegzufliegen. So etwas bleibt.

Young Boys – bis es irgendwann zu spät ist

Manchester City's head coach Josep Guardiola, left, and YB's head coach Raphael Wicky exchange a word ahead of the UEFA Champions League group G soccer match between Switzerland's BSC Young Boys and England's Manchester City Football Club, at the Wankdorf stadium, in Bern, Switzerland, on Wednesday, October 25, 2023. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Die Uhr tickt. Im Dezember sagt YB-Trainer Raphael Wicky zu seinem auslaufenden Vertrag: «Wir haben einen guten Austausch, ich weiss, was von mir verlangt wird und woran ich bin.» Im Januar sagt YB-Sportchef Steve von Bergen: «Wir haben Erwartungen, er hat Erwartungen. Das lässt sich nicht in einer Viertelstunde klären.» Im Februar sagt YB-Chefstratege Christoph Spycher: «Irgendwann werden wir zu einer Entscheidung kommen.» Im März, nach dem 0:1 in Zürich, wird Wicky gefragt, ob er morgen noch Trainer von YB sei. Tags darauf stellen ihn die Young Boys frei. Seine Zeit in Bern ist abgelaufen. Im Mai sagt Spycher: «Der schwierigste Moment der Saison war die Entlassung von Raphael Wicky.» 

VAR – eine Rote Karte, die Gutes bewirkt

Es ist der absurdeste Platzverweis der Saison. Der St. Galler Captain Lukas Görtler schlägt eine Flanke. Und weil Luganos Jonathan Sabbatini angerauscht kommt, trifft er ihn ohne Absicht mit offener Sohle oberhalb des Knöchels. Schiedsrichter Lukas Fähndrich lässt weiterlaufen. Aber als sich der VAR meldet, beginnt das ungläubige Staunen. Nach Ansicht der Fernsehbilder revidiert Fähndrich seinen Entscheid und zeigt Görtler die Rote Karte.

28.01.2024; St.Gallen; Fussball Super League - FC St. Gallen - FC Lugano;
Lukas Goertler (St. Gallen) gegen Jonathan Sabbatini (Lugano)
(Urs Bucher/freshfocus)
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Wenn Opfer zu Täter werden, stimmen die Regeln nicht. Fähndrich sagt: ​​«Ich kann nicht Gott spielen und etwas anderes entscheiden.» Aber die Rote Karte hat ihr Gutes. Der Aufschrei ist derart gross, dass die Schiedsrichter ankündigen, die Auslegung zu prüfen. Sie wollen das zwar erst nach der Saison tun, aber es wirkt so, als kämen sie vorher zur Vernunft. Die Unparteiischen machen Fehler. Sie lernen daraus. So soll es sein.

FC Luzern – Frick und seine Prognosen

Wenn Mario Frick spricht, lohnt es sich, hinzuhören. Luzerns Trainer hat nicht nur die Marotte, den Gegner hochzujazzen – was dazu führt, dass die halbe Liga die beste Mannschaft der Schweiz hat. Er redet auch sonst erfrischend ungefiltert. «Wir hatten immer ein grosses Maul vor den Partien in Bern», sagt er im Herbst. «Jetzt versuchen wir es mit mehr Demut.» Sein Team verliert 1:6.

Frick wäre nicht Frick, hätte er nicht die Auswirkungen des neuen Modus mit Meister- und Abstiegsrunde analysiert. «Ich bin mir bewusst, dass es für den FCL nur um die ‹goldene Ananas› geht», stellt er sechs Runden vor Saisonende fest, als klar ist, dass sein Team die Meisterrunde verpassen, aber auch nicht absteigen wird. So tritt der FCL auf: Er gewinnt noch eine Partie. 

FC Basel – ein Reisender in eigener Sache

Renato Veigas Unterschrift unter dem Vertrag mit dem FC Basel ist noch feucht, als er gegen Zürich brilliert. Alles ist dabei. Tolle Pässe, Monstergrätschen. Ein rotwürdiges Foul an Daniel Afriyie. Ein Freistosstor mit Ansage.

Veiga saugt die Atmosphäre im St.-Jakob-Park auf. Das Publikum liebt ihn. Danach redet der 20-Jährige davon, mit Basel in die Champions League zu wollen. Der FCB ist da Zweitletzter.

Basels Renato Veiga jubelt nach seinem Freistoss-Tor zum 1:2 im Fussball Meisterschaftsspiel der Regular Season der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Zuerich im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 3. September 2023. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Basel glaubt, seinen neuen Star zu haben. Aber der Portugiese ist bloss Reisender in eigener Sache. Zum Cupspiel gegen Lugano kommt er zu spät. Vor der Partie bei YB gibt er zu, dass er nicht weiss, dass die Berner gerade den Trainer entlassen haben. Danach verletzt er sich. Sein Vater redet lange vor dem Saisonende vom nächsten Transfer.

Fast fünf Millionen soll der FCB für Veiga bezahlt haben. Irgendwer wird in der Hoffnung auf sein Potenzial schon ähnlich viel für ihn auf den Tisch legen.

Servette – wie kann man dieses Mail vergessen?

Es ist unfassbar. Da beisst sich dieser Servette FC durch drei Wettbewerbe. Spielt in Europa stark, kommt im Cup weiter – und bedrängt in der Liga die Young Boys. Und dann dieser Fehler.

Der Club vergisst im Winter, ein Mail an die Liga zu schicken. In der Folge dürfen zwei Neuzugänge in der Rückrunde nicht mitspielen.

Das ist bitter, weil das Team nach dem Aus in der Conference League auf dem Zahnfleisch geht und frische Spieler gut gebrauchen könnte. Und dann verklagen die beiden Spieler auch noch den Club und verlangen Schadenersatz. Der Fall ist hängig.

Grasshoppers – das Opfer eines Trainers

Am 30. Oktober wird Marco Schällibaum in Yverdon entlassen. Keiner versteht das, ausser die Amerikaner, die ihn entlassen haben. Am 9. April wird Bruno Berner bei GC entlassen. Alle verstehen das, ausser Berner, der erst im Sommer zuvor aus Winterthur gekommen ist. 

Grasshopper Club Zuerich Cheftrainer Marco Schaellibaum waehrend dem Fussball-Meisterschaftsspiel in der Regulaeren Saison der Super League zwischen den Teams Grasshopper Club Zuerich und FC Lugano am Samstag, 13. April 2024, in Zuerich. (KEYSTONE/Patrick B. Kraemer)

Am 10. April wird Schällibaum bei GC als neuer Trainer vorgestellt. Alle verstehen das, weil er gemacht ist für Krisensituationen, wie sie sein alter Herzensverein durchlebt. Weil es GC ist, hat er nicht zögern müssen, seine weiter von Yverdon bezahlten Ferien abzubrechen. Er hat auch gleich selbst geschaut, aus dem Vertrag mit dem alten Club freizukommen. Und sich zudem bereit erklärt, in Niederhasli weniger zu verdienen und nur einen Vertrag bis Saisonende zu bekommen – auch ohne Option auf eine Verlängerung selbst im Fall des Ligaerhalts.

«Ich will eine Mission erfüllen», sagt Schällibaum vor den Barragespielen gegen Thun, «dafür bin ich da.» So viel Selbstlosigkeit macht sich gut.

Yverdon – Besuch des fils à papa

Im Januar taucht er überraschend in Yverdon auf: Balthazar Saunders, 21-jähriger Stürmer aus den USA. Zuletzt hat er für ein College gespielt. Erfahrung als Fussballprofi hat er keine vorzuweisen. Und doch ist allen sofort klar, wieso die Waadtländer ausgerechnet auf ihn gestossen sind. Sein Vater heisst Jeffrey Saunders und ist seit Anfang Saison Präsident von Yverdon-Sport.

Der fils à papa darf mit ins Trainingslager. Danach aber ist Schluss. Saunders junior fliegt wieder nach Hause. Und mit dem Brasilianer Kevin Carlos beweisen die US-amerikanischen Besitzer in Yverdon, dass sie mit ihrem Netzwerk durchaus auch ernsthaft unterwegs sind. Der Brasilianer wird im Lauf der Saison zu einem der besten Stürmer der Liga.

FC St. Gallen – das Ende der Dreifaltigkeit

Zuerst war da Matthias Hüppi als Präsident, «Rock ’n’ Roll» nannte er seinen Einstieg als Präsident in St. Gallen Ende 2017. Dann gewann er Alain Sutter als Sportchef. Und Sutter überzeugte die Führung um seinen Freund Hüppi im folgenden Sommer, Peter Zeidler als Trainer zu holen. Fortan bildeten sie ein Trio, das Spötter gern als St. Galler Dreifaltigkeit bezeichneten.

Sportchef Alain Sutter, Trainer Peter Zeidler, Praesident Matthias Hueppi vom FC St. Gallen, von links, nach einer Medienkonferenz vor der Wiederaufnahme der Super League, am Freitag, 19. Juni 2020, in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

So viel als Vorgeschichte, um zu verstehen, wie sehr die Nachricht vom 3. Januar die scheinbar heile grün-weisse Welt erschüttert. Hüppi trennt sich per sofort von Sutter, trotz Vertrag bis 2025. Hüppi hat das Wohl des Vereins über den Wert der Freundschaft gestellt, nachdem es Sutter abgelehnt hat, in Roger Stilz einen Assistenten zur Seite gestellt zu bekommen.

Dafür ist Stilz jetzt bei St. Gallen, nicht als Assistent, sondern als Sportchef, der sich selbst einen Assistenten suchen soll. Stilz übrigens wurde von Sutter einst als zweiter Kandidat neben Zeidler als Trainer vorgeschlagen – allerdings nur pro forma. Zeidler war sein klarer Favorit.

FC Zürich – Trainer, Trainer, Trainer

Zum Saisonstart kommt die Meldung aus Dänemark, FCZ-Trainer Bo Henriksen wolle den Club Ende Saison verlassen. Präsident Ancillo Canepa sagt im «Blick»: «Wenn Ihre dänischen Kollegen Saure-Gurken-Zeit haben, sollen sie sich doch mit dem Ungeheuer von Loch Ness beschäftigen.»

Am 21. Dezember sagt Canepa: «Wir wollen die Zusammenarbeit mit Henriksen fortführen.» Henriksen stellt am 18. Januar fest: «Alles hat ein Ende.» Am 7. Februar gibt der FCZ bekannt, der Däne werde Ende Saison gehen. Zwei Tage darauf beteuert Henriksen: «Mein Ziel ist, die Dinge hier gut abzuschliessen.» Vier Tage später wird er in Mainz präsentiert.

Am 16. Februar stellt sich Murat Ural als Teil eines Trainerduos mit Umberto Romano vor. Sportchef Milos Malenovic erkennt: «Ein Ruck ist durch das Team gegangen.» Am 21. April erklärt Romano: «Wir wollen mindestens Dritter werden.» Tags darauf werden Romano und Ural durch Ricardo Moniz ersetzt.

Am 3. Mai sagt Moniz, er wolle Cheftrainer bleiben. Am 20. Mai sagt Canepa: «Wir werden auch nächste Saison einen Cheftrainer haben.» Am 24. Mai erhält Moniz einen Vertrag als Cheftrainer bis 2026.