Sumo-Legende ist totAngefeindet und bewundert – wie ein Ausländer Japans Nationalsport veränderte
Akebono schaffte es einst als erster Nichtjapaner in den Rang eines Yokozuna. Nun ist der Grossmeister 54-jährig gestorben, er hinterlässt drei Kinder.
Als sich Japan veränderte, schneite es heftig. Im Januar 1993 wurde erstmals überhaupt ein im Ausland geborener Sumoringer in den Rang eines Yokozuna erhoben, es ist die höchste Ehre in dieser durch und durch traditionellen Sportart. Die Zeremonie fand im Meiji-Schrein in Tokio statt und kam einem Mann zuteil, der aus den sowieso auffälligen Sumoringern gar noch herausstach. Akebono war über 2 Meter gross und 235 Kilogramm schwer.
Dass aber auch die stärksten Menschen besiegbar sind, zeigt sein trauriges Schicksal: Am Donnerstag gab seine Familie bekannt, dass Akebono Anfang April an den Folgen eines Herzversagens gestorben sei. Er wurde 54 Jahre alt und hinterlässt seine Frau Christine sowie drei Kinder.
Akebono war der Ringername des Riesen, eigentlich hiess der 1969 auf Hawaii geborene US-Bürger Chadwick Haheo Rowan. Akebono bedeutet Morgenröte. Als er 1996 die japanische Staatsbürgerschaft annahm, wurde der Ringername zu seinem richtigen Namen: Akebono Taro.
Beförderung wurde kritisiert
Als 19-Jähriger kam Rowan nach Japan, um sich einem Ringerstall anzuschliessen. Er lernte schnell und machte sich einen Namen, nach vier Jahren war er als Akebono schon in der höchsten Liga angekommen, der Makuuchi-Division. Und schon nach seinem dritten Sieg in einem Basho, den wirklich grossen, 15-tägigen Turnieren, von denen es sechs pro Jahr gibt, stand dem Aufstieg in den Rang eines Yokozuna nichts mehr im Weg. Nichts – ausser der konservativen Haltung der Japaner. Alle 63 Yokozuna vor ihm waren in Japan geboren, der erste im Jahr 1600.
Akebonos Beförderung wurde im Land heftig kritisiert, und als er erste Turniere als Yokozuna bestritt, schlug ihm eine enorm feindselige Atmosphäre entgegen. Davon unbeirrt, gewann er im Juli 1993 sein erstes Basho im höchsten Rang. Mit diesem Auftritt in Nagoya änderte er die Meinung der Japaner und eroberte deren Herzen nach und nach. Sein Kampfstil wurde als «besonders wild und aggressiv» beschrieben, und doch blieb er demütig. Ein TV-Kommentator sagte einmal: «Seine Ernsthaftigkeit in Sachen Sumo lässt mich vergessen, dass er Ausländer ist.»
Bis zum Ende seiner Karriere im Jahr 2001 gewann Akebono Taro 13 Basho-Turniere, acht davon im Rang eines Yokozuna. Es hätten mehr sein können, wäre er nicht so verletzungsanfällig gewesen. Vor allem wegen seiner Knie musste Akebono immer wieder pausieren, sie litten stark unter seiner grossen Masse.
Zwei Jahre lang arbeitete er nach seiner Karriere als Trainer, bevor er den Sumo-Sport 2003 verliess. Er versuchte sich in der Folge als K1-Kämpfer und auch im Wrestling, wo er immerhin einen Kampf gewann. 2017 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Nach seinem Tod twitterte der japanische US-Botschafter Rahm Emanuel: «Ich war zutiefst betrübt, als ich vom Tod Akebonos erfuhr, eines Giganten in der Welt des Sumo, eines stolzen Hawaiianers und einer Brücke zwischen den Vereinigten Staaten und Japan.»
Akebonos Vermächtnis ist – neben der eigenen Leistung –, dass heute Ausländer im japanischen Nationalsport akzeptiert und willkommen sind. Neun Ringer wurden seit seiner eigenen verschneiten Zeremonie im Januar 1993 zum Yokozuna befördert. Nur drei von ihnen waren Japaner.
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