Sterben mit Blick aufs MatterhornWallis schreitet ein und untersagt Nutzung von Suizid-Kapsel
Diese Woche hätte erstmals ein Mann durch die futuristische Sterbehilfe-Methode aus dem Leben scheiden sollen. Nun gingen die Behörden dazwischen.

Nach dem Verbot im Kanton Schaffhausen hat nun auch das Wallis die Nutzung der umstrittenen Suizidkapsel Sarco vorsorglich untersagt.
Die Kapsel wurde vom australischen Arzt und Sterbehilfeaktivisten Philip Nitschke entwickelt. Sie soll ein schmerzloses Sterben durch die Selbstverabreichung von Stickstoff ermöglichen. Aufgrund ihrer futuristischen Form wird Sarco auch als «Tesla der Sterbehilfe» bezeichnet.
Die NZZ hatte berichtet, dass die erste Person weltweit, die die Sarco-Sterbekapsel nutzen möchte, sich bereits in der Schweiz befinde. Philip Nitschke plane noch diese Woche «den grossen PR-Stunt»: Die sterbewillige Person werde im Sarco mit Blick aufs Matterhorn aus dem Leben scheiden.
Der stellvertretende Walliser Kantonsarzt Cédric Dessimoz erklärte am Montag dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS, die Gesundheitsbehörden seien wegen der Medienberichte aktiv geworden.
Zu wenig Informationen über Funktionsweise
Dessimoz sagte, das Verbot sei eine vorsorgliche Massnahme. Der im Sarco verwendete Stickstoff sei zwar grundsätzlich frei erhältlich, gelte aber bei dieser Verwendung als Medikament. Für diesen Zweck müsste das Gas von den Behörden separat zugelassen werden.
Zudem mangelt es den Walliser Gesundheitsbehörden an Informationen über die Funktionsweise des Geräts und die Rolle des Arztes beim assistierten Suizid. Nitschke ist laut Cédric Dessimoz in der Schweiz nicht als Arzt zugelassen. Das schaffe zusätzliche rechtliche Unsicherheiten.

Bereits zuvor hatte der Kanton Schaffhausen massive rechtliche Bedenken geäussert. Laut dem «Blick» drohte die Staatsanwaltschaft mit strafrechtlichen Konsequenzen, sollte die Kapsel auf Kantonsgebiet zum Einsatz kommen.
In der Schweiz ist assistierter Suizid legal, sofern er ohne selbstsüchtige Beweggründe erfolgt. Daher dürfen diejenigen, die assistierten Suizid unterstützen, keinen finanziellen oder anderweitigen eigennützigen Nutzen daraus ziehen.
Exit Schweiz distanziert sich
Organisationen wie Exit Schweiz, die seit Jahren assistierten Suizid anbieten, arbeiten strikt als Non-Profit-Organisationen, um diesen gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen.
Exit Schweiz distanziert sich in einer Medienmitteilung von Nitschkes Kapsel. Sarco stelle keine sinnvolle Alternative zu den etablierten Methoden der Sterbehilfe dar. In der Schweiz stehe mit dem Sterbemedikament Natrium-Pentobarbital ein sicheres und breit akzeptiertes Mittel zur Verfügung. Die Zusammenarbeit mit Schweizer Ärztinnen und Ärzten, die im konkreten Fall das notwendige Rezept ausstellen, funktioniere zuverlässig.
Fehler gefunden?Jetzt melden.