«Tesla der Sterbehilfe»«Ein PR-Coup, verbreitet via SRG-Tochter Swissinfo»
Anfang Dezember kündigte der Sterbehilfe-Aktivist Philip Nitschke via «Swissinfo» an, eine neuartige Suizid-Kapsel in der Schweiz zum Einsatz bringen zu wollen.

Gross war der Wirbel um die Ankündigung einer neuartigen Suizidkapsel, genannt «Sarco». Anfang Dezember meldete deren Erfinder, der australische Arzt und Sterbehilfe-Pionier Philip Nitschke, sie werde voraussichtlich bereits 2022 in der Schweiz eingesetzt. Ein Gutachten bestätige, dass dies hier rechtlich ohne weiteres möglich sei.
Nun stellt sich heraus, dass Nitschkes Versprechen doch etwas vollmundig war.
Die NZZ meldet heute, dass der Sterbehilfeverein, mit dem Nitschke zusammenarbeiten wollte, sich zurückgezogen habe. Um welchen Verein es sich handelt, wird nicht angegeben. Anders als Exit begleite er aber auch Sterbewillige aus dem Ausland. Die Vorbereitungen für den Einsatz des «Sarco» seien nun vom Verein gestoppt worden. Jene Sterbewilligen, die sich bereits dafür angemeldet hatten, müssen eine andere Lösung suchen. Dies unter anderem deshalb, weil trotz Gutachten keineswegs klar sei, ob Sterbehilfe mit dem «Sarco» hier legal ist.
Zweifel gab es schon im Dezember
Wenig überrascht zeigt sich von dieser Entwicklung Jürg Wiler, Vizepräsident beim Verein Exit Deutsche Schweiz. Schon im Dezember zweifelte er gegenüber dieser Zeitung am Inhalt des Rechtsgutachtens, das den Einsatz des «Sarco» laut Nitschkes Angaben ermögliche. Heute schätzt er die Ankündigung als strategisches Manöver ein: «Mit diesem PR-Coup wollte Nitschke vermutlich austesten, wie die diesbezügliche Stimmung in der Schweiz ist.»
Kritisiert wird jetzt auch, dass die Kapsel, in der der Tod durch Stickstoff herbeigeführt werden soll, nur durch Maschinen, aber nicht mit Menschen getestet wurde. Dies aber wäre eine Bedingung gewesen, dass sie in der Schweiz zum Einsatz kommen kann.
Zweifel gab es auch an Nitschkes Vorhaben, dass Sterbewillige ihren Wunsch und ihre Urteilsfähigkeit mittels Onlinetest hätten prüfen lassen können. Auch hier sei die rechtliche Lage unklar, sagte der ehemalige Oberstaatsanwalt des Kantons Zürich, Andreas Brunner, gegenüber dieser Zeitung. «Bei der Urteilsfähigkeit gibt es eine grosse Grauzone, etwa durch eine beginnende Demenz oder eine Altersdepression. Ich bezweifle im höchsten Grad, dass eine künstliche Intelligenz dies erfassen kann.»
«Wir können uns nicht vorstellen, dass eine technologisierte Kapsel in der Schweiz auf breite Akzeptanz stossen wird.»
Auch das Dignitas-Team meldete von Anfang an Skepsis gegenüber Nitschkes Plänen an: «Angesichts der etablierten, sicheren und bewährten Praxis können wir uns nicht vorstellen, dass eine technologisierte Kapsel für ein selbstbestimmtes Lebensende in der Schweiz auf breite Akzeptanz stossen wird. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich Swissinfo, notabene eine Plattform der SRG, für eine PR-Aktion der niederländisch-australischen Organisation Exit International einspannen liess», hiess es seitens Dignitas auf Anfrage.
Der «Tesla der Sterbehilfe», wie das Gerät genannt wird, ist in der Schweiz also ausgebremst.
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