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Amtsenthebung in Südkorea
Abstimmung gescheitert – Präsident Yoon entgeht der Suspendierung

Lawmaker Ahn Chul-soo sits alone, the only People Power Party lawmaker who remains in the voting chamber during the plenary session for the impeachment vote of South Korean President Yoon Suk Yeol is set to take place at the National Assembly in Seoul, South Korea, Saturday, Dec. 7, 2024. (Jeon Heon-kyun/Pool Photo via AP)
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Ein Antrag auf ein Amtsenthebungsverfahren gegen den südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk-yeol ist am Widerstand von dessen Partei gescheitert. Die meisten Abgeordneten der Regierungspartei boykottierten am Samstag die Abstimmung in Seoul. Am Ende gaben nur 195 der 300 Parlamentarier ihre Stimme ab. Damit verfehlte der Antrag das Quorum um fünf Stimmen. Die Oppositionsparteien, die den Antrag gestellt hatten, verfügten über 192 Sitze, aber nur drei Abgeordnete von Yoons PPP nahmen an der Abstimmung teil.

Zwar kritisierten auch die regierenden Konservativen die Verhängung des Kriegsrechts durch den Präsidenten am Dienstag. Eine Amtsenthebung lehnten sich jedoch ab, weil sie befürchten, die Präsidentschaft an die Liberalen zu verlieren. Vertreter der Opposition kündigten an, einen neuen Antrag vorzubereiten. Das Land werde noch vor dem Jahresende zur Normalität zurückkehren, sagte der Vorsitzende der Demokratischen Partei, Lee Jae Myung.

Demonstranten fordern Rücktritt

Yoon bleibt also vorerst Präsident. Doch der öffentliche Druck gegen den 63-Jährigen dürfte auch in den kommenden Tagen nicht nachlassen. Die Ablehnung des Antrags dürfte die Proteste gegen Yoon anheizen, denn laut einer Umfrage unterstützt eine Mehrheit der Menschen in Südkorea die Absetzung des Präsidenten.

Vor dem Parlamentsgebäude waren erneut viele Demonstranten, die lautstark eine Amtsenthebung von Yoon forderten. Laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap sind mit Stand Samstagabend (Ortszeit) mehr als 100’000 Menschen vors Parlamentsgebäude gezogen. Bislang seien die Proteste friedlich geblieben.

Shin Jae-hyung (C), a 66-year-old protester who participated in South Korea's pro-democracy mass protests in the 1970s and the 80s, takes part in a protest calling for the ouster of South Korea President Yoon Suk Yeol outside the National Assembly in Seoul on December 7, 2024. In 1973, when Shin Jae-hyung was a teenager, he was out in the streets being teargassed, fighting against South Korea's then-military dictator Park Chung-hee. He never thought he would have to do it again in 2024. But when he heard the country's current president, Yoon Suk Yeol, had declared martial law this week -- the first time democratic South Korea had experienced it in 40 years -- he raced to the National Assembly thinking: "We must stop this." (Photo by ANTHONY WALLACE / AFP) / To go with AFP story SKorea-politics-unrest-democracy-history, REPORTAGE by Kang Jin-kyu

Yoon entschuldigt sich

Im Vorfeld der Abstimmung über das Amtsenthebungsverfahren hatte Yoon Suk-yeol sich bei seinem Volk für das vorübergehende Verhängen des Kriegsrechts entschuldigt. In einer live im Fernsehen übertragenen Rede versprach Yoon zudem, dass so etwas unter seiner Führung nicht wieder geben werde. Er werde die «rechtliche und politische Verantwortung» für sein Handeln übernehmen und es seiner Partei überlassen, wie lange er im Amt bleiben solle. Weitere Einzelheiten nannte er nicht. 

Television screens show live footage of an address by South Korea's President Yoon Suk Yeol, at an electronic market in Seoul on December 7, 2024. (Photo by JUNG Yeon-je / AFP)

Es war das erste Mal, dass sich Yoon seit Beginn der Staatskrise direkt an die Öffentlichkeit gewandt hat. Am späten Dienstagabend hatte Yoon überraschend das Kriegsrecht in Kraft gesetzt und es wenige Stunden später nach massivem politischem Widerstand wieder aufgehoben. Es war das erste Mal seit dem Übergang Südkoreas zur Demokratie Ende der 1980er Jahre, dass das Staatsoberhaupt des Landes das Kriegsrecht verhängte.

Die Opposition reichte daraufhin einen Antrag für ein Amtsenthebungsverfahren im Parlament ein. Die grösste Oppositionspartei wirft dem konservativen Staatsoberhaupt Verfassungsbruch vor und fordert seinen sofortigen Rücktritt.

Parteichef: Rücktritt sei «unausweichlich»

Der Chef von Yoons Partei hatte kurz nach dessen TV-Ansprache einen Rücktritt des Staatschefs als unvermeidlich bezeichnet. «Die normale Ausübung des Amtes des Präsidenten ist unter den Umständen nicht möglich, und ein vorzeitiger Rücktritt des Präsidenten ist unausweichlich», sagte der Chef der PP-Partei, Han Dong Hoon, zu Reportern.

DPA/AFP/ij