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Gaansbai und Mossel Bay in Südafrika
Orcas vertreiben Weisse Haie aus berüchtigten Gewässern

Drei Personen stehen auf einem Strand neben einem toten Hai, der mit Algen bedeckt ist. Der Himmel ist bewölkt.
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Bis zu 1000 Weisse Haie lebten einst vor Gaansbai, in einer Bucht in der Nähe von Kapstadt in Südafrika. Mehrere Anbieter lockten hier Touristinnen und Touristen zu Tauchgängen im Haikäfig oder anderen Abenteuern mit den Raubfischen. Doch dann wurden die berüchtigten Jäger der Meere selber zu Gejagten.

Es begann im Februar 2017, als der erste tote Hai am Strand angespült wurde. Es gab keine Anzeichen für einen menschlichen Einfluss bei seinem Tod, wie Meeresbiologin Alison Towner dem britischen «Guardian» erklärt. Gleichzeitig schienen die Weissen Haie verschwunden zu sein, die markierten Exemplare tauchten plötzlich über 500 Kilometer entfernt wieder auf.

Im Mai waren die Haie zurück, und prompt tauchten die nächsten Kadaver auf. Drei wurden innert fünf Tagen gefunden, im Juni ein weiterer. Danach sahen die Forscherin und ihr Team für mehrere Wochen keinen einzigen Weissen Hai. Kleine Gruppen kehrten schliesslich zurück, bis Towner im Juni 2021 einen weiteren Haikadaver fand und die Tiere für ein Jahr wegblieben.

Verwesender Haifischkadaver am Strand liegend, mit sichtbaren freiliegenden Knochen und Sandschichten.

Untersuchungen zeigten nun, dass Orcas für den Tod der Weissen Haie verantwortlich waren. Towners Verdacht fiel auf zwei dieser Killerwale, die seit 2015 in der Bucht unterwegs waren und auch an den Tagen der Haitötungen gesichtet wurden: Port und Starboard (Backbord und Steuerbord). Bei Kapstadt wurden die beiden Orcas auch schon bei der Jagd auf Breitnasen-Siebenkiemerhaie gesichtet, bis zu drei Meter lange Haie, die als potenziell gefährlich für Menschen gelten.

Erste gefilmte Attacke auf Haie gibt Gewissheit

Ein gutes Jahr später, im Mai 2022, wurde Towners Verdacht bestätigt, im 300 Kilometer entfernten Mossel Bay an der Südküste. Eine Drohnenaufnahme zeigte erstmals, wie fünf Orcas einen Weissen Hai gezielt attackierten und ihm seine Leber rausrissen. Einer von ihnen war Starboard, der auch häufig mit Kollege Port in Gaansbai unterwegs war.

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Die Orcas erlegten den Weissen Hai mühelos, am gleichen Tag wurden drei weitere Tötungen beobachtet. Die Haie verschwanden danach für mehrere Wochen aus der Bucht. Im Jahr darauf kehrten Port und Starboard als Team nach Mossel Bay zurück. Meeresbiologin Esther Jacobs fuhr sofort aufs Meer zu den Orcas raus. Dort roch es bereits nach frischer Haileber, das Duo hatte wohl bereits einen der Raubfische getötet.

Und dann sah sie, wie Starboard einen weiteren Weissen Hai attackierte. «Es war sowohl atemberaubend als auch erschütternd», erzählt sie dem «Guardian». «Starboards enorme Kraft kam voll zur Geltung, als er den Hai packte und festhielt, selbst als dieser um sich schlug. Wir sahen staunend zu, wie er den Hai schliesslich ausweidete.»

Wegzug der Haie beeinflusst das Ökosystem stark

Am nächsten Tag wurde ein weiterer Kadaver gefunden und die Weissen Haie verschwanden aus der berühmten Bucht. Im gesamten Jahr 2024 gab es weniger als zehn Sichtungen, sagt Jacobs. Schlechte Nachrichten für den Hai-Tourismus und die Anbieter von Haikäfig-Abenteuern.

Orca-Wale jagen ein Seelöwenbaby an der Küste von Puna Norte, Halbinsel Valdes, Argentinien, im Meer.

Schlechte Nachrichten aber vor allem für das Ökosystem, wie die Meeresbiologinnen erklären. So hat der Südafrikanische Seebär seinen grössten Feind verloren und sich ausgebreitet. Die Tiere seien mutiger geworden und würden nun gar Brillenpinguine angreifen. Es sind dies die letzten frei lebenden Pinguine Afrikas und sie gelten als vom Aussterben bedroht.

Unter den Seebären brach zudem im Juni 2024 Tollwut aus und verbreitete sich vom Westen Südafrikas bis zur Mossel Bay. Die ungewöhnliche Ausbreitung führt Towner auf das Fehlen der Weissen Haie zurück. Die erkrankten Tiere wären für die Haie wohl leichte Ziele gewesen, was den Ausbruch eingedämmt hätte, vermutet sie.

Was Starboard und Port in Südafrika mit der Haipopulation angestellt haben, ist für die Meeresbiologen nur eine Vorschau auf zukünftige Probleme der Ökosysteme, wenn immer mehr Arten durch die Menschen ausgerottet werden. Ein Drittel der Haiarten ist bereits vom Aussterben bedroht, die Überfischung der Meere dürfte zudem dazu beitragen, dass auf andere Beute ausgewichen werden muss. So wie eben nun Orcas sogar Weisse Haie jagen und vertreiben.