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Abfahrer an der Tour de France
Für Hirschi und Co. ist der Kurventanz nicht riskant

Geht es nach einem Pass bergab, sind Atemstillstandsmomente für die TV-Zuschauer fast garantiert: Wenn sich ein Fahrer in einer Kurve verschätzt und einen Sturz knapp vermeidet. Oder wenn er eben tatsächlich auf den Asphalt knallt.

Es gibt aber auch das gegenteilige, das positive Atemanhalten: Wenn ein Fahrer die Kurven so geschmeidig nimmt, dass das weniger mit Radsport, sondern mehr mit Tanz zu tun hat. Nur wenige Athleten beherrschen ihre Velos so gut. Es sind immer dieselben Namen, die da fallen: Zuerst stets Vincenzo Nibali. Der Italiener fährt heuer aber den Giro d’Italia und fehlt an der Tour der France. An dieser Tour ist es vor allem Julian Alaphilippe, der für seine Abfahrtskünste gerühmt wird – neu auch Marc Hirschi.

Auf der letzten Bergetappe zeigt der Berner noch einmal sein ganzes Repertoire: Wie gut seine Form am Berg ist, wie geschmeidig er bergab fährt. Er will das Bergpreis-Trikot erobern.

«Einfach zu viel Risiko.»

Marc Hirschi nach seinem Sturz

Die ersten drei von fünf Pässen läuft es perfekt, er überquert sie als Erster. Doch in der Abfahrt vom Col des Saisies agiert er zu keck. «Er nahm die Kurve viel zu schnell», sagt Michal Kwiatkowski, der in der Fünferspitzengruppe direkt hinter ihm fährt.

Der Pole, der später die Etappe für Ineos-Grenadier gewinnt, sieht, wie Hirschis Vorderrad in einer Linkskurve wegrutscht und der Berner zu Boden geht. «Einfach zu viel Risiko», bestätigt der. Ihm bleibt nur die dritte Ehrung zum kämpferischsten Fahrer – ein schwacher Trost.

Radquer hilft …

Das viele Lob für seine Abfahrerfähigkeiten bleibt – trotz des Sturzes. Woher hat er diese? «Mir hilft sicher, dass ich einst mit dem Bike angefangen habe, zwei Saisons Radquer fuhr und auch zwei auf der Bahn», sagt Hirschi. Julien Pinot, Trainer bei Groupama-FDJ, pflichtet ihm bei: «Als Profi kann man so ein Abfahrerniveau nicht mehr erreichen. Diese technischen Fähigkeiten lernt man zwischen 10 und 20. Besonders, wenn man auch andere Disziplinen ausübt.»

Alaphilippe fuhr einst Radquer, auch andere gerühmte Abfahrer haben solche Wurzeln: Wout Van Aert war drei Mal Quer-Weltmeister, Mathieu van der Poel ist der amtierende – und auch auf dem Bike Weltklasse. Auch Peter Sagan ist ein starker Biker.

Aber klar kann man auch am Abfahren arbeiten. Der Downhill-Biker Oscar Saiz half mit seinen Tipps schon bei Jumbo-Visma von Tour-Leader Primoz Roglic oder bei Groupama-FDJ, da arbeitete er unter anderem mit Stefan Küng am Abfahren auf dem Zeitfahrvelo, das viel träger und damit schwieriger zu steuern ist.

… Motorräder auch

Doch was braucht es, um schnell zu sein? Auf einer unbekannten Passstrasse, wie Hirschi bei seiner grossen Flucht in den Pyrenäen? Er stützt sich dabei auf mehrere Parameter. «Ich habe die GPS-Karte auf meinem Velocomputer – aber da schaue ich selten darauf. Manchmal kriege ich Tipps aus dem Teamauto – wenn ich den Funk trotz des Helikopterlärms höre. Wenn du vorausfährst, helfen dir am meisten die Autos und Motorräder vor dir. Du siehst, wo und wie stark sie anbremsen, wie sie die Kurven nehmen», erklärt Hirschi.

Für schnelle Abfahrten helfen die aerodynamischen und steifen Velos sowie die Scheibenbremsen, mit denen aggressiver gebremst werden kann. Wobei: Auch früher gab es schon mutige Profis, die schneller die Pässe runterbretterten als alle anderen. Bekannt wurden so der Italiener Gastone Nencini, Tour-Sieger 1960, der Niederländer Rini Wagtmans, der in den 70er-Jahren drei Tour-Etappen gewann, oder Paolo Savoldelli, der primär dank diesen Fähigkeiten 2002 und 2005 den Giro d’Italia entschied.

Paolo Savoldelli, brillanter Abfahrer, gewann 2002 und 2005 den Giro d’Italia.

Zur Fahrtechnik gesellt sich ein zweiter Faktor, der den hervorragenden Abfahrer ausmacht: das Selbstvertrauen. Wie flüchtig dieses ist, zeigt ebenfalls Hirschi. «Abfahren ist viel Kopfsache», erzählte er Anfang Woche. «Ich bin schon lange nicht mehr in einer Kurve gestürzt. Wenn du dann auch noch Zeit auf die anderen rausfährst, steigt dein Selbstvertrauen weiter.»

Bis zum nächsten Sturz. «Danach hatte ich schon ein wenig Schiss», bekennt Hirschi im Ziel. Doch er weiss: Das Selbstvertrauen kommt bald zurück, schliesslich sagt der 22-Jährige: «Wirklich riskiert habe ich, als ich jung war. Heute nicht mehr.»

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