Studie zu Drogenkonsum in ZürichEin Viertel der Jungen konsumiert Kokain – und mehr als die Hälfte verheimlicht es
In wenigen Jahren hat sich der Kokainkonsum verdoppelt. Fast jede vierte Person im Alter von 24 Jahren hat die Droge in den vergangenen drei Monaten geschnupft.
Messungen im Abwasser zeigen es schon länger: Zürich gehört zusammen mit Genf, Bern und Basel zu den europäischen Städten mit dem höchsten Kokainkonsum. Das liegt unter anderem an der leichten Verfügbarkeit der Droge. Sie wird heute kontaktlos über Social Media oder Messenger-Dienste bestellt und geliefert. Und sie ist mit 70 bis 120 Franken pro Gramm relativ erschwinglich.
Eine aktuelle Studie, an der auch Boris Quednow, Pharmakopsychologe an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK), mitgewirkt hat, untersucht den Kokainkonsum von 24-Jährigen in Zürich anhand von Haaranalysen. Mit alarmierenden Ergebnissen, wie SRF berichtet: Von den 760 Teilnehmenden hatten mehr als 22 Prozent in den letzten drei Monaten mindestens einmal Kokain konsumiert – mehr als doppelt so viele wie vier Jahre zuvor, als 9,4 Prozent der damals 20-Jährigen die Droge einnahmen.
Besonders auffällig: Die Mehrheit der Befragten gab ihren Konsum nicht zu. Während Haaranalysen bei 173 Personen den Konsum bestätigten, leugneten 100, also rund 60 Prozent davon, in den vergangenen drei Monaten Kokain konsumiert zu haben. Die Gründe sind vielfältig: Manche vergessen sporadischen Konsum, andere verschweigen ihn aus Scham, da der Konsum stigmatisiert und die Droge illegal ist.
Gesundheitliche Risiken werden unterschätzt
Kokain stimuliert das Belohnungssystem des Gehirns extrem und setzt hohe Mengen an Dopamin, Serotonin und Noradrenalin frei. Die Folge ist gemäss Quednow ein intensiver «Kick», der schnell zur Gewohnheit wird – oft genutzt, um negative Emotionen zu überdecken. «Doch nach dem Hoch folgt ein ‹Crash›, geprägt von Selbstzweifeln bis hin zu Suizidgedanken», so der Psychopharmakologe.
Entgegen dem Mythos, Kokain mache nicht süchtig, entwickeln 12 bis 20 Prozent der Konsumierenden eine Abhängigkeit – eine Quote, die höher liegt als bei Cannabis oder Alkohol.
Suchtexperte warnt vor Konsumwelle
Regelmässiger Konsum führt zudem zu körperlichen und psychischen Schäden. «Wer unter Einfluss der Droge steht, reagiert extremer und spürt Verletzungen weniger – was in Konfliktsituationen gefährlich ist», warnt Quednow. Die hohe Verfügbarkeit von Kokain führt gemäss Quednow zu einer regelrechten Konsumwelle. Der Suchtexperte warnt, dass diese unser Gesundheitssystem massiv belasten könnte.
Quednow fordert daher verstärkte Prävention, um zu verhindern, dass Kokain zur Alltagsdroge wird. Denn die Gefahr der Substanz werde oft unterschätzt, obwohl sie sowohl körperlich als auch psychisch erheblichen Schaden anrichtet.
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