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Tennis-Märchen in Genf
Stricker tanzt auch im Regen – Viertelfinal gegen Federer-Bezwinger

Tritt bei seinem ersten ATP-Turnier auf wie ein Routinier: Dominic Stricker liess sich auch von zwei Regenunterbrüchen nicht stoppen.
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Zu Beginn schien über Genf und dem Parc des Eaux-Vives noch die Sonne. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis der Regen kommen würde. Er kam auch, und zwar heftig. Dominic Stricker hatte bei seinem Debüt auf der ATP-Tour nach dem Startsieg über den früheren US-Open-Sieger Marin Cilic (ATP 46) zu diesem Zeitpunkt gegen Marton Fucsovics (ATP 44) den ersten Satz schon gewonnen. Im zweiten lag er 1:2 hinten, als sie in die Garderobe mussten. Erst knapp zwei Stunden später konnte der Achtelfinal weitergehen, wenn auch nur für sechs Games. Im dritten Anlauf aber klappte es, danach stand das 7:5, 6:4 fest – und Stricker im Viertelfinal.

Schon über 800 Gegner überholt

«Innerlich bin ich schon sehr aufgeregt, aber ich versuche, mir das nicht anmerken zu lassen», bekannte er nach getaner Arbeit, wie immer entspannt wirkend. «Und ich glaube, bisher ist mir das nicht schlecht gelungen.» Vor allem beim zweiten Regenunterbruch, im – wie sich zeigen sollte – letzten Game, sei er nervös gewesen. Mit Kai Stentenbach, der ihn diese Woche in Abwesenheit von Hauptcoach Sven Swinnen betreut, habe er sich aber gut eingestellt, sagte Stricker. «Mir gelang erneut eine gute Leistung, trotz des Regens. Offensiv, aber auch defensiv.» Dass inzwischen um ihn ein ziemlicher Rummel entstanden ist, scheint an ihm abzuperlen.

Damit hat der French-Open-Juniorensieger von letztem Herbst sein erstes Turnier auf der ATP-Tour längst in ein märchenhaftes Debüt verwandelt. Nachdem er in Lugano im März sein erstes Challenger-Turnier gewann, schafft er damit einen weiteren Sprung in der Weltrangliste. Als Nummer 1168 ins Jahr gestartet und in Genf bereits die Nummer 419, verbessert er sich nun in den Bereich von Rang 335. Und er ist im Viertelfinal am Donnerstag auch für Pablo Andujar (ATP 75), am Dienstag Bezwinger Federers, ein gefährlicher Gegner. Der 35-jährige Spanier ist fast doppelt so alt wie er. Er hoffe, dass ihm Severin Lüthi, Federers Coach, noch einige Tipps geben könne, sagte Stricker.

Dass der Berner Teenager, nur dank einer Wildcard ins Feld gekommen, den ersten Satz gegen Fucsovics 7:5 gewann, war eher erstaunlich. Denn im Gegensatz zur Startpartie gegen Cilic servierte er eher schlecht, brachte in diesem Durchgang nur 43 Prozent der ersten Bälle ins Feld. Bemerkenswert war der Start der Partie: Nachdem Stricker gleich zwei Breakbälle abwehren musste, gewann er zwölf Ballwechsel in Folge und führte nach zehn Minuten 3:0.

Für jeden Gegner ein Rätsel

Fucsovics, einst Juniorensieger in Wimbledon, kam rasch auf 3:3 zurück und hatte im siebten Game zwei weitere Breakbälle. Aber Stricker zeigt an seinem bisher grössten Turnier eben auch, dass er nicht nur einen Plan A hat, sondern dass sein Schlagrepertoire gross und sein Spiel variantenreich ist. Und weil er zudem ein Linkshänder und als Neuling unbekümmert ist, stellt er für alle Gegner, auch für Routiniers wie Cilic oder Fucsovics, eine schwierige Herausforderung mit vielen Unbekannten dar.

Die Verunsicherung des Ungarn zeigte sich, als er mit einem Doppelfehler sein zweites Aufschlagspiel verlor und damit den ersten Satz. Bei einbrechendem Regen begann der zweite Durchgang mit drei Breaks in Folge. Stricker lag 1:2 zurück, als unterbrochen wurde. Als es am späten Nachmittag weiterging, fiel er 1:3 zurück, fasste sich aber rasch und glich auf 3:3 aus. Als der Regen erneut zu stark wurde, führte er 5:4 und als Rückschläger 15:0. Drei Punkte fehlten zum Viertelfinal.

Den letzten Punkt musste er nicht mehr spielen

Erneut über eine Stunde dauerte es, bis die Partie ein drittes Mal beginnen konnte, doch nun ging alles rasch. Denn wieder zeigte Fucsovics Schwächen, während Stricker keine Anzeichen seiner Nervosität erkennen liess und weiterhin unbeeindruckt auftrat. Zwar konnte der ungarische Genf-Sieger von 2018 den ersten Matchball noch abwehren, beim zweiten aber unterlief ihm erneut ein Doppelfehler. Damit erreichte Stricker seinen bisher grössten Viertelfinal, ohne den letzten Ball selber gespielt haben zu müssen. Neben 45 ATP-Punkten hat er auch schon 14’000 Euro Preisgeld auf sicher. Und ein Ende seines Höhenflugs ist nicht in Sicht.