ATP-Turnier in GenfStricker schlägt Cilic – Federer mit denkwürdiger Niederlage
Der erste Auftritt auf der ATP-Tour und gleich ein Sieg gegen die Nummer 46: Dominic Stricker verblüfft weiter. Roger Federer dagegen verliert in der Schweiz nach 32 Siegen wieder einmal.
Damit hatte keiner wirklich gerechnet: Roger Federers erster Auftritt am Genfer ATP-Turnier im Parc des Eaux-Vives war gleich auch sein letzter. Er unterlag in seinem ersten Einsatz an einem Sandturnier seit 711 Tagen dem Spanier Pablo Andujar (ATP 75) 4:6, 6:4, 4:6. Dem 18-jährigen Wildcard-Empfänger Dominic Stricker war unmittelbar davor ein Traumstart auf der ATP-Tour gelungen. Die Weltnummer 419 schlug in der ersten Runde des Geneva Open mit Marin Cilic (ATP 46) einen früheren US-Open-Sieger und Weltranglistendritten.
«Eineinhalb bis zwei Sätze spielte ich korrekt, aber ich verdiente den Sieg nicht», sagte Federer, der im dritten Satz noch 4:2 geführt hatte. Souverän hatte er aber nicht gewirkt – und sich auch nicht gefühlt. «Ich war etwas unsicher in meinen Spielzügen, hatte zu viele Hochs und Tiefs, während er stabil war.» Nach einer derart langen Pause seien solche Niederlagen aber wohl «fast normal, die muss man akzeptieren», sagte er. «Mehr als alles andere bin ich enttäuscht für das Turnier und die Region, die mich gerne noch öfter hätten spielen sehen.»
Erste Niederlage in der Schweiz seit 2013
Federers Niederlage gegen einen Sandspezialisten, der bereits einen Match in Genf gewonnen hatte und hochmotiviert war, ist keine Sensation, besitzt aber doch Seltenheitswert. So hatte er in der Schweiz seit dem Swiss-Indoors-Final 2013 gegen Del Potro 32 Einzel hintereinander gewonnen. Auch schon über drei Jahre ist es her, seit er letztmals gleich im Startspiel verlor – zuletzt war ihm dies in Miami 2018 gegen den Australier Thanasi Kokkinakis passiert.
«Es war von Anfang an ein Kampf. Ich fand nie meinen Rhythmus und wusste nie, wie viel Marge ich hatte, wie viel ich riskieren sollte», beschrieb Federer die Partie. «Sandspezialisten wie er geben einem die Möglichkeit, sie zu schlagen – aber wenn man zu wenig gut ist, schlägt man sich gegen sie selber.» Zwar habe er durch aggressiveres Spiel ab dem zweiten Satz in Führung gehen können. Als er im dritten 4:2 führte, schien er alles unter Kontrolle zu haben, «und zehn Minuten später hatte ich verloren. So brutal kann Tennis manchmal sein.»
Trotz allem fand er positive Aspekte. So habe er sich körperlich viel besser gefühlt als beim Comebackturnier in Doha vor zwei Monaten. «Ich hatte hier im dritten Satz noch viel mehr Zug und Energie. Und auch im Training fühlte ich mich gut hier.» Wichtig sei für ihn nun, was in den kommenden Wochen geschehe, wie er sich am besten auf die Rasensaison vorbereiten könne, so Federer. Dazu seien sehr viele Gespräche mit dem Team notwendig. «Ich weiss jedenfalls, dass ich sehr viel besser spielen kann, als ich es heute getan habe.» Nicht auszuschliessen ist, dass Federer nun sogar erwägt, das French Open ebenfalls auszulassen und dafür früher auf Rasenbeläge zu wechseln – zumal dieses Jahr zwischen Roland Garros und Wimbledon wieder nur zwei Wochen liegen, eine weniger als üblich.
Stricker mit mehr Assen als Cilic
Umso mehr freute sich Federer für Stricker, dem er attestierte, seine Aufgabe bravourös gemeistert zu haben. Der 32-jährige Cilic wurde vom 18-jährigen Berner viermal gebreakt. Stricker benötigte nur 78 Minuten, um mit 7:6 (7:5), 6:1 seine erste Partie gegen einen Top-100-Spieler zu gewinnen. Er schlug hervorragend auf, glänzte sogar mit einem Tweener und holte im Tiebreak einen 1:4-Rückstand auf. «Das war ein Hammermatch», sagte Stricker. «Ich schlug sehr gut auf, und das half mir sehr.» Der Linkshänder totalisierte mehr als doppelt so viele Asse wie Cilic (9:4), der als Spezialist in dieser Sparte zählt. «Dieser Match zeigt mir, dass ich auch mit solchen Spielern mithalten kann und auf dem richtigen Weg bin.»
Zwar sei er schon etwas nervös gewesen, deshalb habe er im ersten Satz zwei Breakvorsprünge auch wieder verspielt. Die Nervosität kam dann kurz vor Spielende wieder zurück. «Bis 5:1 und 30:0 ging es gut, dann war ich wieder nervös». Trotzdem gelang es ihm, einen Breakball abzuwehren und den ersten Matchball zu verwerten. Im zweiten Satz wirkte der viel erfahrenere Kroate immer ratloser.
Den ersten Satz hatte sich Federer live auf der Tribüne angesehen. «Es freute mich, dass er da war. Speziell nervös wurde ich deshalb nicht», kommentierte der French-Open-Juniorensieger. Weil der zweite Satz dann so schnell vorbei vor, habe er kaum mehr genug Zeit zur Vorbereitung gehabt, bekannte Federer. Mit dem Sieg hat Stricker bereits 9000 Euro und 20 ATP-Punkte gewonnen, womit er sich in der Weltrangliste in den Bereich von Rang 380 verbessern wird. Mit einem Sieg über Marton Fucsovics (44) und dem Einzug in die Viertelfinals würde er einen weiteren grossen Sprung machen.
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