Massnahmen-Gegner im SinkflugStreit in der Skeptiker-Szene
Die Kritiker der Covid-Massnahmen haben den Kampf gegeneinander aufgenommen. Zentrale Führungsfiguren werden ausgebootet oder ziehen sich zurück.

Schon vor der Abstimmung über das Covid-Gesetz zeigten sich bei den Gegnern Auflösungserscheinungen. Nach der Niederlage vom 28. November scheint sich der Zerfall nun zu beschleunigen: Der Vorstand der «Freunde der Verfassung» liegt mit seinem eigenen Mitglied Michael Bubendorf im Streit. Der Streit ist am Mittwoch eskaliert: Mediensprecher Bubendorf – der zuletzt den «Systemmedien» keine Auskunft mehr erteilen wollte – warf via «Nebelspalter» seinen Mitkämpfern vor, ihn kaltgestellt zu haben.
Anders als von den «Freunden» offiziell kommuniziert, habe er nie von sich aus seinen Rücktritt erklärt. Nun will Bubendorf seine Position per eingeschriebenen Brief an den Verein klarstellen. Er hält daran fest, dass er «keineswegs vorhat, den Vorstand zu verlassen».
Aber genau das Gegenteil hatten die übrigen Vorstandsmitglieder am Tag zuvor per Communiqué mitgeteilt: «Michael Bubendorf verlässt den Vorstand der Freunde der Verfassung.» Das Vorstandsmitglied habe seinen Austritt schon Anfang Oktober eingereicht. Aber wegen der damals laufenden Kampagne gegen das Covid-Gesetz sei die Kommunikation des Rücktritts auf den Zeitpunkt nach der Abstimmung vertagt worden.

Der Grund für die Trennung? In der Mitteilung distanzieren sich die «Freunde der Verfassung» von den öffentlichen Auftritten Bubendorfs seit Oktober. «Sie repräsentieren seine private Meinung und nicht diejenige des Vereins. Wir distanzieren uns davon.» Bubendorfs Stellungnahmen würden dem Leitbild des Vereins widersprechen.
Michael Bubendorf hatte an einer Demonstration in Bern unter anderem gesagt: «Ich will keine bessere Regierung, ich will gar keine Regierung.» Und: Bei einem Nein am 28. November «werden wir uns organisieren». Nach der Abstimmungsniederlage sagte Bubendorf in einem auf Youtube veröffentlichten Video, eine Demokratie, die die Grundrechte zur Disposition stelle, könne «nicht der Weisheit letzter Schluss sein». Und er erklärte: «Wir lösen uns kollektiv vom Staat.»
Die übrigen «Freunde der Verfassung» dagegen halten in ihrer Mitteilung fest, sie wollten «die Rechtsstaatlichkeit stärken und den zwischenmenschlichen Dialog nicht abreissen lassen». Der Verein setze sich dafür ein, dass die in der Bundesverfassung verankerten Grundrechte für alle Menschen gelten, die in der Schweiz leben. Er verfolge seine Ziele «konsequent friedlich».
Trennung von «Mass-voll»
Die «Freunde der Verfassung» bildeten den Kern des Referendumskomitees, das das Covid-Gesetz zweimal erfolglos bekämpft hat. Noch während der zweiten Abstimmungskampagne hatte sich das Komitee von der Jugendgruppierung «Mass-voll» distanziert. Es zog seine eigene Nominierung der «Mass-voll»-Co-Präsidentin Viola Rossi für die Abstimmungsarena zurück.

Ausschlaggebend dafür war eine unbewilligte «Mass-voll»-Demonstration gegen das Impfdorf im Zürcher Hauptbahnhof. Die Kundgebung sei «gegen den erklärten Willen» des Komitees durchgeführt worden, hiess es in einer Mittelung. Im Netz kursieren Videos, wie die Demonstration von der Polizei in Schach gehalten wurde.
Nach der Abspaltung vom Referendumskomitee spaltete sich «Mass-voll» auch noch selbst: Viola Rossi und weitere Mitglieder verliessen den Verein. Mit dem neu gegründeten Verein «Taraxxa» wollen sie laut einer Mitteilung vor allem jungen Menschen, «die sich nirgends zugehörig fühlen, die vom Leben ausgeschlossen wurden», einen Zufluchtsort bieten. Zurück bei «Mass-voll» blieb Co-Präsident Nicolas Rimoldi, der seinerseits schon vorher aus der FDP ausgetreten war.
Ein Corona-Skeptiker macht Ferien
Einer der prominentesten Schweizer Massnahmengegner hat sich unterdessen in die USA abgesetzt. Daniel Stricker war durch seine angriffigen Talkshows auf Youtube bekannt und unter Massnahmengegnern zum Star geworden. Jetzt will Stricker einen Roadtrip durch die Vereinigten Staaten machen. Aber trotz den selbst deklarierten Ferien meldete er sich in den letzten Tagen aus Florida mehrfach auf all seinen Social-Media-Kanälen. Er preist die USA als Land der Freiheit, wo die meisten Gliedstaaten die Corona-Regeln weitgehend ausser Kraft gesetzt hätten.

Gleichzeitig hat er sein «stricker.tv» auf eine kostenpflichtige Plattform überführt. Wer dort seine Monologe und Interviews lückenlos verfolgen will, muss mindestens 13.50 Franken pro Monat bezahlen, 135 Franken für ein Jahresabonnement.
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Enttäuschte Fans und erklärte Feinde Strickers kommentierten den Trip hämisch. Die Vermutung kursierte, Stricker habe sich dafür gegen Corona impfen lassen. Er aber sagt in seinem Video kryptisch, es gebe Wege, ohne Impfnachweis in die USA einzureisen. Dennoch: Die Fangemeinde riecht Verrat.
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