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Streit am Flughafen Zürich
Gewerkschaft wirft Swissport fehlende Wertschätzung vor

Protestaktion von Swissport Mitarbeitenden am Flughafen Zürich.
23.07.2022
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Im Vorjahr kam es an Ostern am Flughafen Zürich zu langen Wartezeiten. Dieses Jahr hat es besser geklappt. Doch nun droht für die Frühlingsferien Ärger. Die Gewerkschaft VPOD hat diese Woche in einer Medienmitteilung zu einer «Safety Week» aufgerufen. Stattfinden soll diese vom 22. bis zum 28. April – just während der Frühlingsferien.

Die Gewerkschaft verfolgt damit das Ziel, auf Missstände aufmerksam zu machen. Sie ist überzeugt: Würden alle Sicherheitsstandards eingehalten und würden die Mitarbeitenden von Swissport nicht mehr und härter arbeiten, als sie vertraglich sollten, wäre der Flugverkehr nicht pünktlich abzuwickeln.

Zu tiefe Löhne und zu viel Arbeit, findet der VPOD

Die Frühlingsferien als Zeitpunkt für die «Safety Week» sind nicht zufällig gewählt. Wie zuerst «20 Minuten» berichtete, macht man sich bei der Gewerkschaft VPOD Sorgen im Hinblick auf das erhöhte Passagieraufkommen am Flughafen während der Ferien. Ein hohes Arbeitsvolumen treffe dann auf «wenige, bereits ermüdete und unzufriedene Mitarbeitende», wird die Gewerkschaft zitiert.

Ziel der Kritik ist der Bodenabfertiger Swissport Zürich. Die Mitarbeitenden hätten bis anhin «die Extrameile gemacht» und so auch für Pünktlichkeit im Flugverkehr gesorgt, heisst es weiter – oftmals sei dies unter Einsatz der eigenen psychischen und physischen Gesundheit erfolgt.

«Damit ist in diesen Frühlingsferien Schluss.» Bemängelt werden Löhne, die «deutlich unter dem Medianlohn der Schweiz liegen», der fehlende volle Teuerungsausgleich für das laufende Jahr und dass das Personal am Limit sei. Die Rede ist hier von regelmässigen, eigentlich vermeidbaren Unfällen und von Kreislaufkollapsen von Mitarbeitenden auf dem Rollfeld. Und dann würden auch die Seco-Richtlinien für das Heben und das Tragen von Lasten im Gepäckbereich «quasi nie» eingehalten. Dafür wären laut VPOD-Einschätzung doppelt so viele Mitarbeitende nötig.

Swissport betont Sicherheit, schweigt aber ansonsten

Swissport äusserte sich gegenüber «20 Minuten» noch am Mittwoch zu den Vorwürfen. Sprecherin Mara Bauer sagt: «Die Sicherheit der Mitarbeitenden und die Einhaltung der geltenden Sicherheitsvorschriften und Prozesse hat bei Swissport oberste Priorität. Hierzu werden wiederkehrende Trainings durchgeführt, zudem schult Swissport die Mitarbeitenden, um sicheres Heben und Tragen zu vermitteln.» Der Personalbestand sei über die Osterfeiertage dem erwarteten Passagieraufkommen angepasst worden und das werde er auch für die Frühlingsferien.

Im März seien bei Swissport 400 Mitarbeitende mehr verfügbar gewesen als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr – bei ähnlich hohem Flugaufkommen. Und schliesslich geht die Swissport-Sprecherin gegenüber «20 Minuten» noch auf die Lohnfrage ein. «Swissport ist der einzige Bodenverkehrsdienstleister in der Schweiz, der über einen Gesamtarbeitsvertrag verfügt, und er bezahlt den Mitarbeitenden ein Salär, das über dem Branchendurchschnitt liegt.» Der Teuerungsausgleich betrage unter Einhaltung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) für das laufende Jahr 80 Prozent.

Gewinne steigen, voller Teuerungsausgleich fehlt

Beim nun strittigen GAV hatte man sich noch vor kurzem die Hand gereicht. Ende September 2022 einigten sich VPOD und Swissport auf einen neuen Vertrag, der seit 1. Januar 2023 und bis Ende 2026 gilt.

Beide Seiten waren damit aber offenbar doch nicht zufrieden. Stefan Brülisauer vom VPOD doppelte deshalb am Donnerstag auf Anfrage nach. «Der GAV wurde in der Annahme abgeschlossen, dass trotz der langen Laufzeit faire Lohnerhöhungen stattfinden werden in den jährlichen Lohngesprächen.» Der Teuerungsausgleich von 80 Prozent sei das vertraglich vorgeschriebene Minimum. «Dies gilt aber nach unserer Ansicht für die schlechten Zeiten. So sieht der GAV auch eine Lohnverhandlung vor, welche die allgemeinen wirtschaftlichen und die betrieblichen Umstände berücksichtigt.» Mit dem nun boomenden Luftverkehr stiegen die Gewinne wieder. Trotzdem verweigere Swissport einen vollen Teuerungsausgleich.

Auch Swissport wollte Vertrag anpassen

Pikant: Der VPOD forderte Neuverhandlungen für den GAV bereits für diesen Sommer, also nur etwas mehr als eineinhalb Jahre nachdem man sich geeinigt hatte. Dies, weil der Vertrag nicht so eingehalten werde wie abgemacht. Allerdings: Gemäss VPOD-Regionalsekretär Stefan Brülisauer hat auch Swissport in einigen Punkten des Vertrags Anpassungsbedarf deklariert. «Das Unternehmen will aber nur seine Punkte verhandeln und verweigert ganzheitliche Vertragsverhandlungen. Das geht natürlich nicht», kritisiert Brülisauer. Der VPOD glaube zudem nicht, dass die Mitarbeitenden den aktuellen Zustand noch bis Ende 2026 akzeptieren würden.

Als Protestaktion will der VPOD die «Safety Week» indes nicht interpretieren. «Wir sehen das mehr als Massnahme für die Sicherheit der Mitarbeitenden», sagt Brülisauer. «Sogar Swissport verlangt von den Mitarbeitenden das Einhalten aller Sicherheitsbestimmungen. Wir verleihen dem nur noch mehr Nachdruck, gerade in den Ferien, wo das Risiko für die Mitarbeitenden durch das Arbeitsvolumen und den Stress ansteigt.» Dass man durch dieses Timing die Gunst der Reisenden verspiele, glaubt der VPOD nicht. «Während die Passagiere im Flugzeug sitzen, sehen sie, wie die Mitarbeitenden bei brütender Hitze das Gepäck einladen, und das zu Löhnen weit unter dem Schweizer Medianlohn. Wir sind überzeugt, dass auch die Öffentlichkeit der Meinung ist, dass diese Arbeit besser entlöhnt werden muss.»

Zu den Punkten, die der VPOD über die Medienmitteilung vom Mittwoch hinaus anprangerte, will Swissport keine Stellung nehmen. «Wir können und wollen zurzeit zu den Aussagen von VPOD keine weiteren Angaben machen. Der VPOD nutzt jede Reisespitze, um Unsicherheit bei Reisenden zu schüren und verleumderische Aussagen über Swissport zu tätigen», heisst es auf Anfrage.