Keine Bewilligung für «Parade Market»Street-Parade-Chef lobbyierte erfolgreich gegen Party im Zürcher HB
Gemäss einem Medienbericht soll Joel Meier eine Konkurrenzveranstaltung ausgestochen haben. Dieser versichert: Es gehe ihm nur um die Sicherheit.
Die Street Parade, die am 13. August nach zweijähriger Pause wieder stattfindet, hätte im Zürcher Hauptbahnhof von einem «Parade Market» umrahmt werden sollen. Der Zürcher Event-Unternehmer Thomas Bischofberger plante ein gemäss Veranstaltungsgesuch «niederschwelliges Unterhaltungsangebot» für das eintreffende und abreisende Partyvolk, mit Verpflegungsständen, «Influencer Stages» und einer Bühne für DJs und Shows. Bischofberger zählt zu den Veranstaltern der «Energy», die bis 2013 jeweils nach der Street Parade im Hallenstadion stattfand.
Die SBB-Immobilienabteilung habe den unterzeichneten Vertrag für den Parade Market bereits verschickt, berichtet der «SonntagsBlick». Doch die Stadtpolizei Zürich habe das Gesuch nach anfänglicher Offenheit abgelehnt. Zum Gesinnungswandel hat laut dem Bericht unter anderem geführt, dass der Street-Parade-Vereinspräsident Joel Meier dagegen weibelte. Dieser habe sogar mit der Absage der Street Parade gedroht. Der «SonntagsBlick» zitiert anonyme Quellen, wonach Meier keine Konkurrenz beim Getränkeverkauf wolle, und schreibt von einem «Revierkampf zwischen Veranstaltern».
Gedränge in Bahnhofshalle bei Unwetter
Joel Meier dagegen sagt: «Wir führten im Rahmen der Vernehmlassung ein Gespräch mit diversen Behördenvertretern. Dort habe ich meine Sicherheitsbedenken deponiert.» Das Risiko, dass das Publikum bei einem Unwetter in die bereits volle Bahnhofshalle dränge, sei ihm zu gross. Er bürge schliesslich für die sichere Durchführung der Street Parade.
Seine Einschätzung deckt sich mit jener der polizeilichen Fachstelle Crowd-Management. Diese ist zwar nicht für das Privatareal im HB zuständig, riet gemäss «SonntagsBlick» aber allen Seiten «unbedingt» von der Durchführung ab. Auch die Fachstelle geht davon aus, dass bei einem Unwetter viele Menschen in den HB ins Trockene fliehen würden.
Joel Meier bestreitet, dass ihn mögliche Umsatzeinbussen angetrieben hätten. Er relativiert: «Wir verkaufen eines von zehn Getränken an der Street Parade, die restlichen neun vertreiben Gastronomie und Einzelhandel der Stadt.» Den Getränkeverkauf wickelt dieses Jahr der Verein Street Parade selbst ab.
Die Gesuchsteller des «Parade Market» wollen den negativen Entscheid anfechten.
Jahrelang wurden im HB Raves gefeiert
Von 1994 bis 2009 fand jeweils parallel zur Street Parade die Technoparty Mainstation im Zürcher Hauptbahnhof statt. Sie wurde auf Anregung der SBB ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die mit den Extrazügen ankommenden Menschenmassen möglichst schnell vom Gleisbereich wegzulotsen. Ab 2010 hätten die Veranstalter allerdings einen Teil der Sicherheitskosten selbst übernehmen müssen, weshalb diese die Party ins X-tra verlegten.
Damals warnte die Polizei, dass im Fall eines Brandes im Hauptbahnhof nur sehr eingeschränkte Fluchtmöglichkeiten bestünden.
jig
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