AboInterview zum Ukraine-Krieg«Auch Leopard 2 und Abrams sind zerstörbar»
Bringen die nächsten Monate eine Vorentscheidung in diesem Krieg? Und können die westlichen Panzer für die Ukraine ein Game-Changer sein? ETH-Militäranalyst Niklas Masuhr ordnet ein.
Herr Masuhr, die ukrainische Armeeführung und westliche Kriegsanalysten rechnen mit einer russischen Grossoffensive in den nächsten Wochen. Wie schätzen Sie die Lage ein?
Der Beginn einer Grossoffensive am Tag X entlang mehrerer Achsen ist ein Szenario. Ebenso möglich ist eine neue Phase russischer Offensiven an mehreren Orten, zunächst graduell und dann immer druckvoller. Der Druck der Russen hat bereits zugenommen. Der ukrainische Generalstab berichtete kürzlich von den intensivsten Artillerieschlägen seit September. Am wahrscheinlichsten scheinen Offensiven im Raum Donezk in Richtung Slowjansk und Kramatorsk, falls tiefe Durchbrüche bei Bachmut gelingen. Zudem konzentrieren die Russen Einheiten bei Wuhledar im Süden und Kreminna in der Region Luhansk, wo die Ukraine die letzten Monate vorgerückt ist. Dagegen ist die Südwestfront bei Cherson sozusagen versiegelt. Die Russen werden kaum versuchen, den Fluss Dnjepr zu überqueren, wenn das Gegenufer von den Ukrainern gehalten wird.