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Meinung

Vorwürfe gegen Tamedia
Stellungnahme zum «Spiegel»-Artikel

Hauptsitz von Tamedia an der Werdstrasse in Zürich.
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Das deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» hat am Freitag einen Bericht über den Verlag Tamedia, der diese Zeitung herausgibt, veröffentlicht. Darin wirft die ehemalige «Magazin»-Journalistin Anuschka Roshani dem damaligen Chefredaktor Finn Canonica Machtmissbrauch, Sexismus und Mobbing vor. Canonica wird ebenfalls vorgeworfen, er habe bei der Durchsicht von Manuskripten von Roshani Hakenkreuze an den Textrand gezeichnet, wenn sie einen deutschen Ausdruck verwendete statt eines in der Schweiz gebräuchlichen, also etwa «Bürgersteig» statt «Trottoir» oder «Kekse» statt «Guetsli».

Anuschka Roshani wirft Finn Canonica vor, er habe bei ihren Manuskripten jeweils ein Hakenkreuz an den Textrand gezeichnet, wenn sie einen deutschen Ausdruck verwendete statt eines in der Schweiz gebräuchlichen.

Tamedia erfuhr im Frühjahr 2021 von Roshanis Vorwürfen. Der Verlag hat sie zuerst intern geprüft. Es erwies sich, dass Aussage gegen Aussage stand. Daraufhin beauftragte Tamedia eine externe Anwaltskanzlei mit einer Untersuchung, die Kanzlei Rudin Cantieni Rechtsanwälte. Sie ist auf Fälle von Machtmissbrauch und Mobbing spezialisiert. Ihr Team führte unter anderem im Auftrag des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) die Untersuchung der sogenannten «Magglingen-Protokolle» durch, in der Vorgänge am nationalen Sportzentrum geklärt wurden. Die Anwälte haben die Vorwürfe von Anuschka Roshani mehrere Monate lang untersucht und einen umfangreichen Bericht erstellt.

Das Fazit des Untersuchungsberichts: Seitens Finn Canonicas ist es zu «nicht angebrachtem Verhalten» gekommen, es wurden Führungsgrundsätze verletzt. Unstrittig sind Hakenkreuze am Textrand. Immer wieder kam es zu grobem, unangemessenem und herablassendem Sprachgebrauch. Die Zusammenfassung des Berichtes hat Tamedia inzwischen veröffentlicht. Die Tamedia-Chefredaktion bedauert zutiefst, dass es zu diesen Verfehlungen gekommen ist. Respekt, Wertschätzung und eine darauf beruhende Führungskultur sind essenzielle Prinzipien unseres Hauses. Wir sind uns bewusst, dass es in der Vergangenheit in dieser Hinsicht Versäumnisse gegeben hat und dass die Aufklärung in diesem Fall zu lange gedauert hat. In einer Führungskultur, wie wir sie in unserem Haus erwarten, hätte es zu solchem Konflikt gar nicht erst kommen dürfen.

Die Ergebnisse der Untersuchung

Die Aufklärung der Vorwürfe gestaltete sich schwierig. Als die Anwälte von Rudin Cantieni versuchten, Widersprüche aufzulösen, kamen sie nicht weiter: «Der Aufforderung, dazu weitere Beweismittel einzureichen, kam Anuschka Roshani nicht nach. Auch konnte keine Konfrontation mit den Widersprüchen erfolgen, da sie nach den anfänglichen Befragungen (...) mitteilen liess, dass sie für die weitere Untersuchung nicht mehr zur Verfügung stehe.» In der Folge wurden mehrere Mitarbeitende des «Magazins» befragt. Dazu schrieb die Kanzlei Rudin Cantieni: «Auch die befragten Personen bestätigten Anuschka Roshanis Vorwürfe mehrheitlich nicht resp. verneinten sie.»

Insofern blieben etliche Vorwürfe ungeklärt und Widersprüche bestehen. Die Kanzlei kam zum Schluss, dass deshalb «die Tatbestände von sexueller Belästigung, Mobbing und Diskriminierung im Wesentlichen zu verneinen» waren. Die verbleibenden Vorwürfe erachtet Tamedia trotzdem als schwerwiegend: Hakenkreuzredigaturen, herablassende, sexualisierte und fäkalisierte Sprache sind für uns intolerabel. Unser Haus hat sich deshalb von unserem «Magazin»-Chefredaktor getrennt. Es hat sich aufgrund des Berichtes auch von Anuschka Roshani getrennt, weil es keine Basis für eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit sah.

Dazu heisst es im Bericht: Es «muss aufgrund von mehreren Befragungen davon ausgegangen werden, dass Anuschka Roshani seit längerem gegen ihren Vorgesetzten agierte, sich im Team und zulasten von anderen Mitarbeitenden viel erlauben konnte und – auch berechtigte – Kritik nicht akzeptierte». Das Fazit des Berichts: Mitarbeitende waren erkrankt, wurden verunsichert und durch Ausfälle von Kolleginnen und Kollegen weiter belastet. Es war zu schwerwiegenden Folgen für das Arbeitsklima gekommen. Gelitten hat sowohl die Arbeitsatmosphäre als auch die Unternehmenskultur. 

Wir arbeiten intensiv daran, unsere Redaktionskultur zu verbessern. Wir sind uns bewusst, dass wir noch mehr tun müssen, dass wir auf dem Weg, aber noch nicht am Ziel sind. Wir sind fest entschlossen, eine wertschätzende und respektvolle Arbeitsumgebung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicherzustellen.