Stefanini-SammlungDrittes verdächtiges Gemälde aufgetaucht
Ein Gemälde von Giovanni Segantini aus der Sammlung SKKG könnte einem Sammler aus Dresden gehört haben, der als Jude von den Nazis verfolgt wurde.

Das Gemälde «L’eroe morto» (Der tote Held) von Giovanni Segantini ist seit 1993 Teil der Sammlung der Winterthurer Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG). Der Stiftung liegen nun Hinweise vor, dass Segantinis Gemälde früher zur Sammlung des Dresdner Industriellen Sigmund Waldes gehörte. Waldes wurde vom NS-Regime als Jude verfolgt und floh im September 1938 aus Deutschland.
Die Unabhängige Kommission SKKG prüfe die früheren Eigentumsverhältnisse des Bildes und ob ein NS-verfolgungsbedingter Entzug vorliege, heisst es in einer Medienmitteilung. Anschliessend werde «eine faire und gerechte Lösung» entwickelt.
Tatsächlich wird ein Segantini-Gemälde mit dem Titel «Der tote Held» von Proveana, der Datenbank für Provenienzforschung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, der Sammlung von Sigmund Waldes zugeordnet. Als Quelle ist dort ein Verzeichnis der Werke von Waldes angegeben, das aus dem Jahr 1952 stammt.
Eigentum wurde gepfändet
Das Deutsche Museum hat 2024 ein Werk des Malers Hans Thoma an die Erbinnen von Sigmund Waldes übergeben, wie der Bayerische Rundfunk im letzten September meldete.
Laut Angaben des Deutschen Museums ist Waldes, ein erfolgreicher Fabrikant von Druckknöpfen, 1938 über Paris und London nach New York emigriert. Sein Eigentum samt einer grossen Kunstsammlung wurde 1939 gepfändet. 1941 sei Waldes gezwungen worden, einer Vereinbarung zuzustimmen, mit der sein Vermögen an das Deutsche Reich fiel. Im Auftrag des Reichswirtschaftsministeriums wurden die Kunstwerke dann verkauft.
Die vom Immobilienhändler Bruno Stefanini gegründete Stiftung SKKG überprüft seit 2023 ihre Sammlung nach Werken, die ihren früheren Eigentümern verloren gingen, weil sie vom nationalsozialistischen Regime in Deutschland verfolgt wurden. Das Segantini-Gemälde ist das dritte Werk aus der Sammlung, dessen Herkunft genauer untersucht wird.
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