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Olympische Spiele in Peking
Stärker als zu Zeiten Zurbriggens: Eine Nation im Goldrausch

Gold Nummer 4: Corinne Suter strahlt vom Podest hinunter. Der Schweizer Ski-Höhenflug hält an.
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Ja will er denn gar nie enden, der Höhenflug der Schweizer Skifahrerinnen und Skifahrer? Beinahe jedes Rennen endet mit dem gleichen Bild: Eine Frau oder ein Mann mit roter Zipfelmütze und grossem weissen Kreuz strahlt in die Kamera, um den Hals eine Medaille. Sieben Podestplätze in bislang acht Wettkämpfen gab es. Vor allem bejubelten die Alpinen an diesen Spielen viermal Gold. Das gab es noch nie. Beat Feuz, Lara Gut-Behrami, Marco Odermatt und nun Corinne Suter: Sie sorgen für diesen sporthistorischen Schweizer Moment.

Und die Hatz nach Medaillen ist nicht vorbei, es folgen am Mittwoch der Slalom der Männer, am Donnerstag die Kombination der Frauen, am Samstag der Teambewerb – jeweils mit Schweizer Medaillenanwärtern. Es könnten also noch mehr werden als sieben Plaketten. Und auch wenn Vergleiche mit der Vergangenheit aufgrund der erhöhten Rennanzahl (mittlerweile stehen elf Bewerbe im Programm, bis 1984 waren es sechs, ab 1988 zehn) schwierig sind, ist eines sicher: Die Ausbeute in Peking ist herausragend. 

Ein Rückblick auf die aussergewöhnlichsten Winterspiele der Schweizer Skifahrer:

1972, Sapporo: Ogis Leute siegen heute

Goldene Tage: In Sapporo haben Ski-Chef Adolf Ogi und Doppel-Olympiasiegern Marie-Theres Nadig viel Grund zur Freude.

Gefahren wird am Mount Eniwa, dem «glücklichen Berg». Wie wahr: Die Schweiz gewinnt in nur sechs Rennen sechs Medaillen. Bernhard Russi holt in der Abfahrt Gold vor Roland Collombin, Marie-Theres Nadig triumphiert sensationell in der Abfahrt und im Riesenslalom – mit 17 wird sie zur jüngsten Ski-Olympiasiegerin in der Geschichte.

Als Schlüsselfigur gilt Adolf Ogi, damals technischer Direktor des Skiverbands. Den «Sapporo-Feldzug» bereitet er generalstabsmässig vor: Ein Jahr vor den Spielen wird aus Japan Schneewasser für chemische Analysen mitgenommen, die Pisten werden vermessen und fotografiert, Wachsversuche durchgeführt, Unterkünfte besichtigt. Das Ausmass der Rekognoszierung ist revolutionär, die Erfahrungen werden in einer 64-seitigen Dokumentation festgehalten.

Während den Spielen installieren die Schweizer in den Athletenzimmern Luftbefeuchter, als eine der wenigen Nationen bleiben sie von der Erkältungswelle verschont. Der Spruch «Ogis Leute siegen heute» geht um die Welt.

1988, Calgary: Schneiders Zauberläufe

Welch Dominanz: Vreni Schneider triumphiert in Calgary sowohl im Slalom als auch im Riesenslalom.

Oben im Starthaus steht Pirmin Zurbriggen. Ein Mann, der «seine Madonna anbetet, den Grind zwischen den Beinen einklemmt und Vollgas gibt», so sagte das Peter Müller dieser Zeitung einmal. Müller zittert gehörig im Ziel, weil er weiss, welch Wunderdinge dem Walliser immer wieder gelingen. So ist das auch an diesem 15. Februar 1988. Am Fernsehen sehen 1,249 Millionen Schweizer und Schweizerinnen, dass sich Müller zurecht Sorgen macht: Zurbriggen holt überlegen Olympia-Gold, es ist die Medaille, die ihm noch fehlte.

Die Abfahrt ist der Auftakt in Spiele, die wunderbar werden für die Alpinen. Zurbriggen wird im Riesenslalom Dritter und müsste die Kombination für sich entscheiden, stürzt aber im Slalom. In die Bresche springt Bronze-Gewinner Paul Accola. Vreni Schneider wird bei den Frauen zur grossen Figur, im Riesenslalom packt sie einen ihrer zweiten Zauberläufe aus, überflügelt alle. Im Slalom sind schon im ersten Lauf alle chancenlos. Die Alpinen reisen mit elf Medaillen heim, drei davon glänzen in Gold.

1992, Albertville: Accolas Stinkefinger

Ein Finger, der mehr sagt als 1000 Worte: Paul Accola protestiert über die miserablen Pistenbedingungen während der Olympia-Kombination.

Auf das Hoch in Calgary folgt die Schmach – in den französischen Alpen geht bei den Schweizern schief, was schief gehen kann. Dabei sind die Vorzeichen so gut: Die Schweizer Männer gewinnen in jenem Winter 14 Weltcuprennen, holen 33 Podestplätze. Paul Accola dominiert nach Belieben. Doch an den Spielen stürzt er einmal, wird Vierter, Sechster, Zehnter. Zuvor war alles schön und gut – und nun doch für die Katz. Am Fuss des Olympiaberges muffelt er Journalisten an, motzt über dieses und jenes, schmeisst seine Ski in den Tiefschnee.

Im Kombinationsslalom fährt der Bündner nach einem Fehler absichtlich langsam, streckt die Zunge raus, überquert die Ziellinie rückwärts. Der Jury zeigt er wegen der miserabel präparierten Piste den Stinkefinger und vergräbt die Startnummer im Schnee. Die Spiele haben ihren Skandal.

Die Schweizer ihrerseits haben gerade mal eine Alpin-Medaille: Nicht Vreni Schneider, nicht Franz Heinzer holt sie, nein, Steve Locher wird hinter zwei italienischen Nobodys in der Kombination glückhaft Dritter.

2002, Salt Lake City: Blamage für die Männer

Am Boden zerstört: Didier Cuche vergibt mit dem Ausfall im Super-G eine Olympia-Medaille.

Die totale Blamage wird gerade noch abgewendet. Sonja Nef holt dank einer Aufholjagd im zweiten Lauf Riesenslalom-Bronze, im ersten Durchgang noch kann sie einen Ausfall in extremis verhindern. Am Tor vorbei fährt im Super-G hingegen Didier Cuche – mit bester Zwischenzeit. Bei den Männern passt in den USA ohnehin gar nichts zusammen: Die Abfahrer haben nicht den Hauch einer Chance, Michael von Grünigen und Konsorten sind auch im Riesenslalom Statisten.

Und dann folgt auch noch das: Männercheftrainer Dieter Bartsch betreut am Tag vor dem Slalom eine Tschechin aus seiner privaten Race Academy. Sein Rücktritt ist unvermeidbar, im Skiverband wird gestritten und nach Ausreden gesucht, so jammert Bartsch, der die Athleten auch mal blossstellt, über die angeblich zu langsamen Rennanzüge.

Wie auch immer: Bei den Alpinen bleiben die Männer erstmals seit 1964 ohne Medaille.

2018, Pyeongchang: Dominique Gisins Tränen 2.0

Schweizer Jubeltag: Nach Gold und Bronze in der Kombination werden Michelle Gisin und Wendy Holdener emotional durchgeschüttelt.

Dominique Gisin läuft im Zielgelände von Pyeongchang hin und her. Am Telefon. Wie vier Jahre zuvor. Mit Tränen. Wie vier Jahre zuvor. Doch diesmal kommen sie nicht, weil sie erneut Gold gewonnen hätte, sondern weil sie ihre kleine Schwester Michelle betreut und dieser selbiges widerfahren ist.

Zur Olympiasiegerin macht sich die jüngste der Gisin-Geschwister in der Kombination, Dritte wird Wendy Holdener. Es braucht die umstrittensten Disziplinen des Skizirkus, um aus einer guten Schweizer Bilanz eine hervorragende zu machen – so jubeln die Schweizerinnen und Schweizer auch über Gold im Teambewerb, bei dem das einzige Mal in Südkorea Stimmung herrscht im Zielraum eines Alpinrennens. Doch zum einen schlägt Gisin bei ihrem Triumph Grössen wie Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova, zum anderen gibt es dank Beat Feuz, Holdener und Ramon Zenhäusern sonst noch vier Medaillen zu feiern.

Es ist der Vorgeschmack darauf, was in Peking folgt: ein Schweizer Feuerwerk.

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