Interessenkonflikt mit «Nebelspalter»-JobSVP-Präsidentin Camille Lothe tritt überraschend zurück
Nach nur zwei Jahren als Präsidentin der Stadtzürcher SVP gibt die 30-Jährige ihr Amt Ende Mai ab. Bereits Ende Mai soll ihre Nachfolge gewählt werden.
Die Präsidentin der Stadtzürcher SVP, Camille Lothe, hat ihren Rücktritt per Ende Mai angekündigt. Das Amt bringe einen Interessenkonflikt mit ihrer Arbeit als Journalistin beim Satiremagazin «Nebelspalter» mit sich, wie Lothe in einem Interview mit der NZZ sagte.
Auch der zeitliche Aufwand sei ein Grund für die Entscheidung gewesen, sagte Lothe im am Montag publizierten Interview. Mit Blick auf die städtischen Wahlen im Jahr 2026 reiche ein Engagement von 90 Prozent nicht aus. «Es braucht 110 Prozent», sagte die 30-Jährige.
Lothe stand zwei Jahre an der Spitze der Stadtpartei, damals hatte sie in einem Interview noch gesagt: «Ich bin gekommen, um zu bleiben».
Nun gibt sie das Amt nach zwei Jahren wieder ab. Der Partei wolle sie auch nach ihrem Rücktritt verbunden bleiben. «Ein Comeback zu einem späteren Zeitpunkt schliesse ich nicht aus», sagte sie.
Vor ihrer Zeit als Parteipräsidentin führte Lothe vier Jahre lang die Junge SVP des Kantons Zürich.
Wenig Zeit bis zur Wahl
Ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin in der SVP Stadt Zürich soll bereits an der Generalversammlung vom 25. Mai gewählt werden. Unter der Führung von Ex-Parteipräsident Roger Liebi wird nun die Findungskommission innerhalb von wenigen Wochen eine geeignete Kandidatin oder einen Kandidaten suchen müssen.
«Das ist sehr sportlich», sagt Liebi auf Anfrage dieser Redaktion. Trotzdem ist er zuversichtlich, dass es seine Kommission schafft, in dieser kurzen Zeit eine zweistellige Anzahl von Kandidatinnen und Kandidaten ausfindig zu machen und der Versammlung eine oder mehrere geeignete Personen vorzuschlagen.
Laut Lothe war sowohl die Findungskommission wie auch die Geschäftsleitung der Partei über ihren Rücktritt vorinformiert.
Mögliche Personen
Eine mögliche Nachfolgerin ist Kantonsrätin Susanne Brunner aus dem Wahlkreis 7 und 8 (Zürichberg). Wie sie am Montagmorgen im Kantonsrat sagte, hat sie aus den Medien von Lothes Rücktritt erfahren und wollte sich deswegen noch nicht zu einer möglichen Kandidatur äussern.
Brunner hatte vor zwei Jahren zusammen mit Kantonsrat Ueli Bamert gegen Lothe kandidiert. Die Co-Präsidiums-Kandidatur unterlag gegen die damals 28-jährige Lothe. Ueli Bamert aus dem Wahlkreis 1 und 2 (Altstadt) prüft eine erneute Kandidatur, wie er am Montagmorgen im Kantonsrat sagte.
Vizepräsident der SVP-Stadtpartei Zürich ist Gemeinderat Stephan Iten. Er will sich nicht offensiv ins Spiel bringen. Falls eine Anfrage der Findungskommission bei ihm eingehe, werde er eine Kandidatur prüfen, sagte Iten auf Anfrage.
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