Exekutive der Stadt ZürichFür Filippo Leutenegger ist Schluss: der Zürcher FDP-Stadtrat tritt nicht wieder an
Amtsmüde sei er nicht. Aber der Vorsteher des Stadtzürcher Schul- und Sportdepartements will sich auf sein Amt als kantonaler FDP-Präsident konzentrieren.

Amtsmüde sei er nicht, sagt FDP-Stadtrat Filippo Leutenegger im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Zeit zu gehen sei es trotzdem. «Darum strebe ich keine weitere Legislatur an», so der Vorsteher des Schul- und Sportdepartements der Stadt Zürich. Bei den nächsten Stadtratswahlen 2026 scheidet der heute 72-Jährige also nach zwölf Jahren im Amt aus. Das Alter sei aber nicht der Grund für sein Ausscheiden.
Er wolle sich künftig auf sein 2023 angetretenes Amt als Parteipräsident der kantonalen FDP konzentrieren. «Mir wurde klar, dass ich mich mittelfristig für eines der beiden Ämter entscheiden muss», so Leutenegger.
«Loyalitätskonflikte» wegen Doppelrolle
Im Zusammenhang mit seiner Doppelfunktion als Stadtrat und Kantonsparteipräsident sprach Leutenegger von «Loyalitätskonflikten». «Ich bin sozusagen mit angezogener Handbremse unterwegs.» Ohne Stadtratsmandat könne er als Parteipräsident freier politisieren.
Parteipräsident wolle er bis mindestens zu den Nationalratswahlen 2027 bleiben, so Leutenegger. Dort gebe es «viele Baustellen». So wolle er etwa bei der Wohnpolitik Akzente setzen.
Zu seiner Zeit in der Stadtzürcher Exekutive sagte er: «Ich war immer gerne Stadtrat und bin es auch jetzt noch, die Führungsaufgabe liegt mir. Das werde ich vermissen. Worauf ich mich freue, ist, dass ich mehr Zeit für unsere Partei haben werde – und auch etwas mehr Freizeit mit meinen Kindern und meiner Partnerin kann nicht schaden.»
«Lächerliche» Vorwürfe
Leuteneggers Departement geriet jüngst in die Schlagzeilen, weil es einen verurteilten Sexualstraftäter als Schulbusbegleiter beschäftigte. Der Mann hätte «nach seiner Tat in einer fremden Institution» nicht weiter beschäftigt werden dürfen, sagte Leutenegger dazu. «Das war ein Fehler, was mir wirklich leidtut. Wir haben den Fall intern aufgeklärt und Massnahmen ergriffen, damit sich so etwas nicht wiederholt.»
Kürzlich aufgekommene Vorwürfe, er sei im Stadtparlament und den Kommissionen zu wenig präsent, nannte Leutenegger «lächerlich». Er müsse nicht an jeder Sitzung dabei sein, wenn keine Geschäfte von ihm behandelt würden. «In einer Regierung sollte man nicht zu viel herumhocken, sondern arbeiten.»
Leutenegger hält nichts von Amtszeitbeschränkungen
Von Amtszeitbeschränkungen, wie sie von Teilen der Politik gefordert werden, hält der 72-Jährige nicht viel. «Ich bin kein Freund von solchen Beschränkungen.» Ob jemand für ein Amt geeignet sei, sei eine Frage der Persönlichkeit. In der Exekutive herrsche heute eine «gute Stadtratskultur», so Leutenegger. Ob es dort frischen Wind brauche, sei «Sache der Wählerinnen und Wähler».
Leutenegger startete 2014 als Vorsteher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements der Stadt Zürich. 2018 wurde er gegen seinen Willen in Schuldepartement versetzt. «Ich wäre gerne geblieben damals, aber ich habe meine neue Aufgabe mit Freude angenommen», so Leutenegger. Eine von ihm angeregte Verschlankung des Schulapparats wird wohl seine Nachfolge beschäftigen. «Als Nächstes soll sich das Stadtparlament mit der Sache befassen, dem wir einen ausführlichen Bericht haben zukommen lassen.»
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