Energiezentrale für WärmeverbundStadt Zürich wirft Museum Haus Konstruktiv und Impact-Hub raus
Das EWZ-Unterwerk Selnau soll zur Energiezentrale für den Energieverbund «Cool City» werden. Das Haus Konstruktiv und das «Kraftwerk» des Impact-Hubs müssen neue Räume suchen.
Das EWZ-Unterwerk Selnau wird zur Energiezentrale für den Energieverbund «Cool City», wie die Stadt Zürich am Freitagmittag mitteilt. Die Energiezentrale soll ab 2030 die gesamte Zürcher Innenstadt künftig mit erneuerbarer Wärme und Kälte versorgen. Als Folgen müssen das «Kraftwerk» des Coworking-Spaces Impact-Hub und das Museum Haus Konstruktiv das Gebäude 2025 verlassen. Die Stadt verspricht den Verantwortlichen, sie bei der Suche nach einem neuen Standort zu unterstützen.
«Trotzdem ist das für uns ein schwerer Schlag», sagt Andreas Durisch, der Präsident des Museums Haus Konstruktiv: «Das EWZ-Gebäude und die Lage waren perfekt für uns.» Das Gebäude habe den Charakter des Museums wesentlich geprägt, «es verhalf uns zum Ruf einer ‹Little Tate Modern› der Schweiz».
Der Entscheid der Stadt Zürich stellt das Museum zudem vor existenzielle Herausforderungen. «In kurzer Zeit passende Räume an einem geeigneten zentralen Standort zu finden, dürfte sehr schwierig sein.» Ein Umzug und die an einem Gebäude notwendigen Anpassungen für den Museumsbetrieb benötigten zudem erhebliche Finanzmittel, über welche die Stiftung derzeit nicht verfüge.
«Gebäude war der perfekte Rahmen»
Beim Einzug ins Unterwerk Selnau im Jahr 2001 hat die Stiftung gemäss eigenen Angaben über sieben Millionen Franken investiert, die nun verloren gingen. «Für das Museum Haus Konstruktiv ist das EWZ-Unterwerk Selnau ein idealer Ort.» Der Bau sei ein eindrücklicher Zeuge des Neuen Bauens in Zürich, ein erstklassiges Denkmal der Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts – und damit der perfekte Rahmen für die Kunstepoche der Zürcher Konkreten.
Bei der Stiftung für konstruktive, konkrete und konzeptuelle Kunst bedauere man den Verlust zutiefst. «Doch wollen wir unsere grosse Motivation bekunden, das Museum Haus Konstruktiv als eigenständige Institution zu erhalten und unsere Tätigkeit an einem neuen Standort fortzusetzen», schreibt die Stiftung in ihrer Mitteilung.
4000 Quadratmeter für die Zentrale nötig
Der Energieverbund «Cool City», den das EWZ für die Innenstadt plant, wird Seewasser nutzen, um die Gebäude der Innenstadt im Winter zu heizen und im Sommer zu kühlen. Gefasst wird das Wasser in der Tiefe in der Nähe des Bürkliplatzes, im Schanzengraben soll es wieder zurück in den See fliessen. Für die Zentrale Infrastruktur wird in der Innenstadt ein Standort mit einer Grundfläche von 4000 Quadratmetern und einer Raumhöhe von 5 Metern benötigt. In der Zentrale sollen dereinst rund 94,6 Gigawattstunden (GWh) Wärme und 25,6 GWh Kälte pro Jahr produziert werden.
Mit externer Unterstützung habe das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich verschiedene Versorgungskonzepte und Standorte untersucht. «Als einzige umsetzbare Lösung zeigte sich dabei das Konzept mit einer zentralen Energiezentrale im EWZ-Unterwerk Selnau», schreibt EWZ in einer Mitteilung. Neben der grossen Energiezentrale im Unterwerk Selnau wird es viele kleinere geben, um die Wärme und die Kälte in die vielen Altbauten der Innenstadt zu verteilen.
Inbetriebnahme ab 2030
Die Kosten für «Cool City» schätzen die Verantwortliche auf einen dreistelligen Millionenbetrag, der Energieverbund soll ab 2030 schrittweise in Betrieb genommen werden. Der Verbund soll zusammen mit weitere Energieverbünden in den Gebieten Albisrieden, Altstetten, Aussersihl, City, Enge und Höngg realisiert werden. Der Gemeinderat hat das Vorhaben zuhanden der Gemeinde verabschiedet.
Die Stadt Zürich will bis 2040 den CO₂-Ausstoss auf netto null reduzieren. Zu den dringlichsten und wirkungsvollsten Vorhaben gehöre dabei der Ersatz fossil betriebener Heizungen, die auf Stadtgebiet rund 50 Prozent der direkten CO₂-Emissionen verursachen, heisst es von EWZ.
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