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Züri-Fäscht-OK gibt auf
«Man muss das Fest neu denken», sagt Corine Mauch

ZÜRI-FÄSCHT - REPO,
Impressionen von Zueri Fäscht 2023 Rund ums Seebecken.
Feuerwerk.
07.07.2023
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)
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War es ein Knall oder eine einvernehmliche Auflösung? Es gibt Hinweise für beides. Klar ist: Der Verein Zürcher Volksfeste (VZV) wird das Züri-Fäscht in Zukunft nicht mehr ausrichten, das gab er am Donnerstag bekannt. Präsident Albert Leiser nannte nicht nur einen Grund für den Entscheid, sondern mehrere.

Die Organisation sei zu komplex geworden, die Auflagen immer zahlreicher, sagt Mediensprecher Andreas Hugi. Das Züri-Fäscht 2023 habe das OK gerade noch so stemmen können, aber in Zukunft sei das nicht mehr möglich.

Pressekonferenz über die Zukunft des Züri Fäschts im Stadthaus. 16.11.23

Auskünfte erteilt Stadtpräsidentin Corine Mauch.

Leiser verdeutlichte den Entscheid mit mehreren Beispielen: «Wenn wir keine Werbung mehr an der Limmat machen dürfen, fehlen uns Einnahmen.» Oder: Wenn das Wurzelwerk einiger Bäume auf dem Festareal mit Zäunen geschützt werden müsse oder mehr Abfallstationen aufgestellt werden müssten bei gleichzeitiger Ausweitung der Fluchtwege, werde der Platz für die Passantinnen und Passanten, das «Crowd Management», enger. «Denn die zwei Millionen Besucher müssen immer aneinander vorbeigehen können», so Leiser.

Das Ende war in Sicht

Das OK gehe ohne Groll gegen den «Chef», den Stadtrat, obwohl er dem Züri-Fäscht viele Auflagen gemacht habe, sagt Hugi. «Wir haben mit der Stadt immer hervorragend zusammengearbeitet.» Ausserdem sah das OK das Ende kommen. Bereits im Jahr 2020 habe der Stadtrat, gleichzeitig mit der Bewilligung für 2023, angekündigt, dass nach der Austragung über eine «grundlegende Neuausrichtung» diskutiert werden müsse, so Hugi. Da habe man schon geahnt, dass es strengere Rahmenbedingungen betreffend Lärm, Dreck und CO₂-Neutralität geben werde.

Dieser Wandel habe sich auch auf politischer Ebene abgezeichnet. Dies zeigt der Streit über die Umweltverträglichkeit des Züri-Fäscht diesen Sommer: Der Gemeinderat genehmigte den 3,75-Millionen-Franken-Kredit der Stadt nur unter der Bedingung, dass das Fest ohne Flugshow auskommt. Auch soll das Feuerwerk – ebenfalls ein grosser Streitpunkt – dereinst durch umweltfreundliche Alternativen ersetzt werden. Generell stellte die Zürcher Regierung die Frage, wie man Züri-Fäscht mit den Klimazielen der Stadt vereinbaren könne.

Das Züri-Fäscht soll es weiterhin geben, aber wie?

Also ging es an der Pressekonferenz auch um die Neuausrichtung des Stadtfests. Die Zeit sei gekommen, «das Züri-Fäscht grundlegend neu zu überdenken», sagt Stadtpräsidentin Corine Mauch. Ob es kleiner, dezentraler, kürzer werden solle, stehe aber noch nicht fest. Nur, dass es weiterhin ein Züri-Fäscht geben soll, ist für Mauch klar. Denn: «Das Bedürfnis nach einem grossen Volksfest ist gross.» 

Die Vision der städtischen Grünen für das Züri-Fäscht ist vor allem Reduktion: kein Wegwerfgeschirr, kein Feuerwerk, weniger Lärm.  «Das Züri-Fäscht sollte kleiner und klimaverträglicher werden», sagt der grüne Gemeinderat Balz Bürgisser. Auch er bedauert den Rückzug des Züri-Fäscht-OK, die Partei sieht aber, wie Mauch, auch eine Chance für einen Neuanfang. 

«Das Züri-Fäscht sollte kleiner und klimaverträglicher werden.»

Balz Bürgisser, Gemeinderat (Grüne)

Diese Reduktion kritisiert die lokale SVP. Die links-grüne Regierung betreibe durch Überregulierung und übermässige Auflagen lediglich «Verbotspolitik». «Gemeinderat und Stadtrat lassen den Organisatoren keine andere Wahl, als zurückzutreten», sagt SVP-Stadtparteipräsidentin Camille Lothe. Leidtragende seien die 2 Millionen Besuchenden und das lokale Gewerbe.

Werden in Zukunft auch andere Grossanlässe unter den städtischen Auflagen ächzen, wie es gewisse Bürgerliche prophezeien?

Auch die Street Parade kämpft mit Auflagen

Stefan Epli ist im OK der Street Parade für die Finanzen zuständig und kennt die Bedingungen von Grossanlässen. Er sagt, dass für die Street Parade sowohl Auflagen wie auch Kosten in den vergangenen Jahren deutlich angewachsen seien. «Es kommt fast jährlich wieder eine Kleinigkeit hinzu», sagt Epli. Das Street-Parade-OK sei mittlerweile eingespielt, sodass es sich gut neuen Auflagen anpassen könne.

Als Beispiel für das Mehr an Auflagen und Regelungen nennt er etwa das Depot-System bei den Getränken, das die Stadt seit einigen Jahren für Grossanlässe vorsieht. Allein die dafür erforderliche Beschaffung von Jetons sowie neue Bezahlsysteme hätten die Street Parade 2022 einen tiefen sechsstelligen Betrag gekostet. 

Epli nennt als weiteres Beispiel die vom EWZ bereitgestellten Stromanschlüsse am Paradeplatz, die massiv teurer geworden seien. «Die gestiegenen Kosten und die verschärften Auflagen sind dafür verantwortlich, dass die Street Parade vergangenes Jahr kein Geld zurückstellen konnte», sagt Epli. Auch in diesem Jahr rechnet er, im Gegensatz zu den Vorjahren, lediglich mit einer schwarzen Null. 

Die Street Parade findet jedes Jahr statt, das nächste Züri-Fäscht wäre 2026 geplant gewesen. Ob es dafür reicht, ist nicht klar.